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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Aprıl 1934,
Die Untersuchung dieses Ostsee-Sturmes unterscheidet sich wesentlich von
früheren Bearbeitungen ähnlicher Wetterlagen, indem auf eine nähere Analyse
der Bodenwetterkarte gänzlich verzichtet wird, denn diese würde zu viel Raum
beanspruchen und kann von jedem Leser an Hand einer einigermaßen zuverlässigen
Wetterkarte selbst durchgeführt werden. Dagegen beleuchtet die aerologische
Synoptik ganz neue Perspektiven und lenkt vor allem die Aufmerksamkeit auf
die großräumigen Änderungen. Daß eine Untersuchung ähnlicher Neubildungen
zu gleichartigen Ergebnissen führt, wird bald gezeigt werden.
Die merkwürdigen säkularen Anderungen der barometrischen Unruhe
und Windgeschwindigkeit von Bremen.
Von Ferd. TravniGek.
Anschließend an mehrere Aufsätze des Verfassers, welche gemeinsam die
Erforschung atmosphärischer Unruhe zum Ziele hatten und in der allgemeinen
Erkenntnis gipfelten, daß der mittlere Turbulenzzustand bodennaher Luftschichten
säkular auffallend variiert (z. B. Zschr. „Das Wetter“, Dezember 1931) seien nun
im folgenden neue Tatsachen mitgeteilt, die besonders für die deutsche Nordsee-
küste gelten und hier zum Teil auch bei Seefahrern einiges praktisches Interesse
beanspruchen dürften.
ı. Der säkulare Gang der interdiurnen Luftdruckveränderlichkeit (i.L.-V.) von 7a.
Dieses Element gestattet wenigstens annäherungsweise auch auf die totale
barometrische Unruhe, d,. i. die Wegsumme aller Schwankungen des Barometer-
meniskus (mit Ausnahme der manometrisch bedingten), einen Schluß zu ziehen
(Met, Zschr. 1929, S. 71), mißt die mittlere Luftdruckdifferenz innerhalb 24 Stunden
und ist als erster Ausdruck für letztere am gebräuchlichsten in Verwendung.
Tabelle 1 gibt die einzelnen Original-Jahresmittel in Millimeter!) und Kurve a
von Fig. 1 stellt uns den durch jahrweise fortschreitende und ineinandergreifende
7-Jahresmittel gefundenen, ausgeglichenen, säkularen Gang davon vor.
1891 3,77*
92 3.91
92 4,25
2; 4.01
x 1.09
26 8.79
27 4.17
383 299
99 4.11
1900 4.17
1901 4.14 1911 423 1921 3,73
02 4.02 12 422 22 4.21
03 4.40 13 3.77 23 427
04 4.13 14 3.82 24 3.72”
05 433 15 4.29 25 4.03
06 4.42 16 4.15 / 26 4.08
07 418 | 17 428 27 4.10
08 383 | 18 360* | 28 390
| 09 450 | 19 395 | 29 381
1910 3.98 1920 408 1930 397
Beachtenswert ist da vor allem die hohe Ähnlichkeit dieser Kurve mit jener
analogen von Salzburg und Wien (Met. Zschr, 1928, S. 300 und Met. Zschr. 1980,
S. 171), die nicht in den Schwankungen des Argumentes von Jahr zu Jahr, aber
wohl in dem durch 7-Jahresmittel ausgeglichenen Mittelwerten von Fig. 1a zum
Ausdruck kommt. Es scheint dies wieder darauf hinzudeuten, daß für das Zu-
standekommen des säkularen Effektes vorwiegend eine besondere, d. h. spezifische,
Ursache verantwortlich zu machen ist, deren Wirkung noch größere Gebiete
unterworfen sind, als dem von Jahr zu Jahr und Gegend zu Gegend sehr ver-
schiedenartigen Depressionsverkehr,
Bei dem nahezu gleichzeitigen Auftreten des Maximums dieser säkularen
Unruhewelle bleibt ihr Unterschied gegenüber den mitteleuropäischen Festlands-
innern darauf beschränkt, daß der wie erwartete, so auch nachgewiesene erneute
säkulare Wellenanstieg von Salzburg, etwa vom Jahre 1925 an hier noch nicht
aufzuzeigen ist. Vielleicht — was recht wahrscheinlich ist — spielt Bremen
gewissermaßen eine Art Mittelrolle zwischen den säkularen Unruheverhältnissen
in etwa 3000 km Entfernung in der Nähe des europäischen Nordkap (Vardö)
1) Vom Jahre 1891 bis 1907 waren diese Werte richtig bestimmt schon im Bremer meteorol.
Jahrbuch vorliegend: bis 1930 wurden sie neu vom Verfasser berechnet.