Seiwell, H. R., und Seiwell, G. E.: Über den Gesamtphosphorgehalt des Seewassers usw, 9
ausgeschieden werden. Wenn der Gehalt des Oberflächenwassers an organischem
Phosphor in einem Gebiet höher ist als in einem anderen, so ist zur Zeit der
Beobachtung höchstwahrscheinlich die erste Gegend fruchtbarer als die zweite.
Andererseits geht aus dem oben Gesagten hervor, daß wegen der verschiedenen
Formen, in denen der organische Phosphor vorliegt, bei allen Vergleichen
zwischen organisch gebundenem Phosphor und Plankton nicht nur das mit dem
Wasserschöpfer gefangene Phytoplankton bzw. Nannoplankton berücksichtigt
werden muß, sondern die gesamte, auch die größeren Organismen umfassende
Menge der Lebewesen,
Diese Beziehungen sind also grundsätzlich verschieden von denen, welche,
wie von verschiedenen Autoren gezeigt wurde, zwischen Phosphatphosphor und
Phytoplanktonproduktion bestehen. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß eine un-
mittelbare Beziehung zwischen organischem Phosphor und Phytoplanktongehalt
in solchen Gegenden anzutreffen ist, in denen zur Zeit der Beobachtung sehr
wenig Makroplankton vorhanden ist.
In diesem Zusammenhang mag erwähnt werden, daß Kalle (se) die Gesamt-
phosphorwerte des Oberflächenwassers an der Ostküste Islands mit der Menge
Zwergplankton verglichen hat, welche Hentschel (2) gleichzeitig bestimmte.
Kalle fand, daß im allgemeinen ein Ansteigen des Gesamtphosphors mit einem
Abfallen der Planktonkonzentration zusammenfiel und umgekehrt, und er ver-
mutet, daß diese Beziehung darauf beruht, daß ein großer Teil der Plankton-
organismen bereits abgestorben und durch Absinken in die Tiefe der Ober-
fächenschicht einen beträchtlichen Teil des Gesamtphosphors entzogen hat.
Kalles Erklärung scheint uns nicht ganz hinreichend zu sein, Der Tatsache,
daß er nur das Kleinplankton, in erster Linie das Phytoplankton, für seinen
Vergleich verwendet, liegt die Vermutung nahe, daß die Beziehung zwischen Zu-
nahme des Planktons und Abnahme des Gesamtphosphors und umgekehrt keine
wirkliche Beziehung ist, sondern ein zufälliges Zusammentreffen. Hentschels (2)
Planktonuntersuchungen für dieselbe Gegend weisen verhältnismäßig wenige
Metazoen auf, während nach Paulsen (7) im Sommer überall rund um Island
das Meer sehr reich an Makroplankton ist. Dieser Umstand läßt uns vermuten,
daß Hentschels Methoden nur das Zwergplankton, nicht aber das größere
Plankton erfaßten. Wenn das der Fall ist, so würde Kalle den Gesamtphosphor
nur mit einem Teil des Planktons vergleichen, da die sicher vorhandenen
Schwärme von Makroplankton unberücksichtigt blieben.
Möglicherweise ist das Anwachsen des Gesamtphosphors bei Abnahme der
Nannoplanktonbevölkerung (und umgekehrt) so zu erklären, daß in den islän-
dischen Gewässern die Kleinplanktonmenge durch die Makroplanktonschwärme
stark aufgezehrt war. Dadurch würden, auch wenn das Makroplankton selbst
zum größten Teil bei der üblichen Methode des Wasserschöpfens entweicht, ge-
nügend Detritus und Exkrete produziert werden, um den Gesamtphosphorgehalt
des Wassers zu erhöhen. Ähnlich würde eine Zunahme des Planktons die Ab-
wesenheit von Makroplankton und damit einen geringeren Gesamtphosphorgehalt
bedeuten, Diese Erklärung bleibt indessen nur eine Hypothese, solange wir
keine unsere Annahme unmittelbar beweisenden Beobachtungen besitzen,
Methoden.
Die Methode von Robinson und Kemmerer (s) zur Bestimmung des Ge-
samtphosphors in Süßwasserseen wurde etwas modifiziert und zu der Bestim-
mung des Gesamtphosphors im Meerwasser angepaßt, Das Verfahren sei im
folgenden kurz beschrieben.
Da die Methode an Bord nicht anwendbar ist, wurden die Wasserproben in
oft benutzten grünen Glasflaschen bis zur Untersuchung im Laboratorium auf-
bewahrt. Vor der Bestimmung wird der organische Detritus durch starkes etwa
15 Minuten langes Schütteln in einer Schüttelmaschine gleichmäßig in der Wasser-
probe verteilt. Zu 50 ccm der Wasserprobe wird in einem 250 ccem/Erlenmeyer
aus Geräteglas 0.2. ccm konzentrierte Schwefelsäure zugefügt und das Ganze auf
ein Volum von 10 bis 15 ccm eingedampft. Nach dem ersten Eindampfen wird
Ann. d. Hydr. usw. 1934. Holt 1.