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Full text: 62, 1934

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1934. 
gelösten Nährsalze. Diese Substanzen, besonders die Phosphor- und Stickstoff- 
verbindungen, werden in den Oberflächenschichten natürlicher Gewässer von den 
Pflanzen bei der Assimilation verbraucht. Die anorganischen Salze werden in 
anorganische Verbindungen verwandelt und werden erst nach dem Tode und 
nach der Zersetzung der Organismen wieder abgebaut und im Wasser aufgelöst, 
Falls die Regeneration und Wiederauflösung der Nährstoffe in Tiefen vor sich 
geht, die unterhalb der Assimilationszone liegen, werden diese Substanzen ganz 
oder teilweise in die Oberflächenschicht zurücktransportiert, wo sie erneut ver- 
braucht werden können, Die zu einer bestimmten Zeit in der Assimilationsschicht 
vorhandene Menge anorganischen Phosphors (Phosphat) ist nur eine sekundäre 
Größe. Diese Menge kann aufgefaßt werden als das Ergebnis des Gleichgewichts 
zwischen der pro Zeiteinheit zugelührten und verbrauchten Menge, 
Man kann daher nicht immer die Fruchtbarkeit von Meeresgebieten auf 
Grund der Phosphatphosphor-Konzentration (oder des Gehalts an irgendeinem 
anderen Nährstoff) beurteilen, welche in der Assimilationsschicht zu einer be- 
stimmten Zeit vorhanden ist. Eine Gegend mag eine reichliche, dauernde Zu- 
{uhr von Nährstoffen in der Oberflächenschicht haben, und trotzdem kann das 
Gleichgewicht bei sehr niedrigen Nährstoffgehalten liegen, wenn sehr günstige 
Assimilationsbedingungen herrschen, 
Die Beziehung zwischen Plankton und Phosphat in der Oberflächenschicht 
{0 bis 50 m) im Südatlantischen Ozean ist von Hentschel und Wattenberg (s) 
diskutiert worden, Diese Autoren fanden, daß im allgemeinen eine gute Überein- 
stimmung zwischen Phosphatzufuhr und Planktongehalt besteht in der Weise, 
daß bei hohen Phosphatkonzentrationen meistens die stärkste Planktonbevölkerung 
auftritt. Andererseits gab es aber auch Gebiete, in denen eine solche Über- 
einstimmung nicht festzustellen war. 
Es ist wahrscheinlich, daß manche der auffallenden und widerspruchsvollen 
Probleme des Kreislaufes der Nährstoffe sowie ihre Beziehung zur Fruchtbarkeit 
der See geklärt werden könnte, wenn man nicht nur die anorganischen, 
sondern auch die organischen Verbindungen der als Nährstoffe wichtigen 
Elemente untersucht. Im folgenden wollen wir kurz die Beziehungen zwischen 
dem anorganisch gelösten, dem organisch gebundenen und dem Gesamtphosphor- 
gehalt des Wassers im westlichen Nordatlantischen Ozean betrachten, 
Zunächst muß betont werden, daß der sogenannte „Gesamtphosphorgehalt“ 
einer Wasserprobe, die mit einem Wasserschöpfer oder einem anderen Schöpf- 
instrument genommen wurde, nicht unbedingt den wahren Gesamtphosphor- 
gehalt in sziw wiedergibt, Die Gesamtphosphorwerte sollen ja sowohl die gelösten 
Phosphate, wie die gelösten organischen Phosphorverbindungen, wie auch den 
in Pflanzen, Tieren, Detritus usw; enthaltenen Phosphor erfassen. Wenn man 
Wasserschöpfer oder eine Pütze zum Sammeln oder Proben benutzt, so erhält 
man eine ziemlich quantitative Probe allen Phosphors, der in obigen Formen 
vorhanden ist, jedoch mit Ausnahme desjenigen Anteils, der in dem größeren 
Plankton und Tieren verkörpert ist. Die größeren Planktontiere sind nämlich 
häufig sehr stark rheotaktisch und weichen vor der Öffnung des Schöpfers 
zurück, Wenn man daher wirkliche Gesamtphosphorwerte für eine Wassermasse 
in situ haben will, so muß man außer der Wasserschöpferprobe auch noch quan- 
titative Fänge des Makroplanktons besitzen und auch deren Gesamtphosphor- 
gehalt bestimmen und zu dem der Wasserschöpferprobe addieren. Solche Be- 
stimmungen machen einige Schwierigkeiten und wurden im vorliegenden Falle 
nicht durchgeführt, (Betreffs der quantitativen Planktonfänge sei auf die kürz- 
lich erschienene Arbeit von H, H, Gran verwiesen.) 
Wir können in erster Annäherung die Fruchtbarkeit verschiedener Meeres- 
gebiete zu einer bestimmten Zeit auf Grund des Gehalts der Wasserschöpfer- 
proben an organisch‘ gebundenen Phosphor vergleichen, selbst wenn ‚auf diese 
Weise nur Minimumwerte erhalten werden. Die Anwesenheit von Makroplankton 
im Wasser wird den organischen Phosphor einer Wasserschöpferprobe vergrößern 
durch Detritus sowie durch gelöste phosphorhaltige organische Substanzen, 
weiche beim Absterben und der Zersetzung der Organismen oder als Exkrete
	        
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