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Full text: 62, 1934

Pratje, O.: Sind die Bodenprofile aus den‘ Röhrenloten ohne Unterbrechungen? 1837 
Sind die Bodenprofile aus den Röhrenloten ohne Unterbrechungen? 
Versuche über die Arbeitsweise der Röhrenlote. (24. Beitrag zur Geologie der Meere. ?) 
Von Otto Pratje. 
(Hierzu Tafel 15.) 
Die Untersuchung der Sedimente des Meeresbodens strebt seit langem an, 
möglichst tiefreichende Profile zu erhalten, die Schichtung und andere Ver- 
änderungen erkennen lassen, und man begnügt sicht nicht mehr mit den + 
durcheinander gebrachten Proben von der Oberfläche. Der Weg hierzu wurde 
einerseits von Bachmann (1898) auf der Valdivia-Expedition und unabhängig 
davon durch Arctowski auf seiner antarktischen „Belgica“-Expedition gefunden, 
indem sie Röhren verwendeten, die unten offen waren und nur oben durch ein 
Ventil beim Heraufholen geschlossen wurden. Dieses Prinzip verwandte auch 
Ekman (1905) bei seiner Lotröhre, die dann die Grundlage für die Lotgeräte 
in den Seen wurde, indem Naumann (1916) und später Lundqvist darauf auf- 
bauten. Schon frühzeitig zeigte sich, daß die in den Röhren enthaltenen Proben 
meist kürzer waren als die Strecke, die das Instrument im Boden gewesen war. 
Nur wenn das Sediment ziemlich fest war und die Profilstücke verhältnismäßig 
kurz ausfielen, konnten sie ebenso lang sein. Lundqvist versuchte 1922 durch die 
Pollenanalyse die Frage zu klären und fand, daß die tiefsten Teile der viel zu 
kurzen Profile sehr alt waren, daß also eine starke Zusammendrückung statt- 
gefunden haben müßte. So soll eine Probe aus dem schwedischen Rasjön auf 
4/. der ursprünglichen Länge, eine andere sogar auf !/4 bis !/,„2, zusammengedrückt 
worden sein und weitere Versuche lagen zwischen ?/, bis !/, der ursprünglichen 
Länge. Mit Naumann nimmt Lundqvist an, daß im allgemeinen auf diese 
Weise kontinuierliche Profile gewonnen werden, wenn er auch von einem Fall 
berichtet, wo im Profil 1.5 m Gyttja ausgelassen worden waren und erst vom 
darunterliegenden Ton wieder ein Pfropfen vorhanden war, Dabei ist zu berück- 
sichtigen, daß die Gyttja äußerst weich und locker war. 
Lundqvist sah den wesentlichen Grund für die Verkürzung (Zusammen- 
pressung nach seiner Ansicht) darin, daß der Lotapparat im weichen Schlamm 
so tief einsank, daß auch der Ventilkopf darin war und das Wasser nicht mehr 
entweichen konnte. Er verlängerte daher die Röhre durch einen Gummischlauch 
von 2 m, sodaß das Ventil stets über der Sedimentoberfläche blieb. Er erzielte 
damit in der Tat längere Proben, sie blieben aber immer noch weit unter der 
Länge der durchsunkenen Sedimentsäule. Diese Schläuche haben nur bei sehr 
weichen Sedimenten Zweck, denn in den Fällen, wo das Lotgerät nicht völlig 
im Boden verschwindet, werden die Proben nach meinen Versuchen im Süd- 
atlantischen Ozean mit und ohne Schlauch gleich lang. 
Die Aufgabe, aus den ostpreußischen Haffen möglichst lange Profile zu 
bekommen, veranlaßten mich, das Verhalten der Lotröhren vor allem in weichen 
Sedimenten nachzuprüfen, Ein Zusammenpressen, wie es Lundqvist annahm, 
erschien mir, zum mindesten in einem so weitgehenden Umfange unwahr- 
scheinlich, denn die Proben der Lotprofile waren, äußerlich betrachtet, nicht 
fester als die Proben aus einem Bodengreifer oder Kammerbohrer. Ein Zu- 
sammendrücken auf nur !/, setzt voraus, daß ursprünglich mindestens 80%, 
Wasser vorhanden waren und nachher alles Wasser verdrängt war. Einmal ist 
ein Wassergehalt von 80%, als Durchschnitt für das Profil wohl nur sehr selten 
vorhanden — die noch höheren Wassermengen der stärkeren Zusammen- 
pressungen sind überhaupt unwahrscheinlich —, und zweitens gibt es keine 
wasserfreien oder nur wasserarmen Sedimente in den Lotprofilen, 
Wenn eine Zusammenpressung nicht stattfindet, muß die Verkürzung auf 
andere Weise eintreten. Es kann kein Profil: nur von der Oberfläche sein, 
das einfach im Lotgerät mit in die Tiefe. genommen wird und weiterem Sedi- 
ment den Zutritt verwehrt, denn sowohl Lundqvist wie ich konnten ältere, 
tiefere Schichten in den Profilen nachweisen, Es bleibt daher nur die Möglich- 
1) 23. Beitrag, Zentralbl. f. Miner, usw, 1934. 
Ann. d, Hydr. usw. 1934, Heft IV.
	        
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