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Full text: 62, 1934

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1934. 
nehme ich an, daß der in die Weddell-See eindringende warme Tiefenstrom an 
der Küste von Graham-Land nach Norden umbiegt; bei seiner Umkreisung der 
See dürfte er sich durch Mischung mit deren kaltem Oberflächenwasser mehr 
und mehr abkühlen. Sobald diese Strömung die deutlich ausgesprochene Schwelle 
zwischen Graham-Land, den S’Orkney- und den S’Sandwich-Inseln erreicht, dreht 
sie nach Osten ab. Ein Zweig fließt dann nordwärts durch die S’Sandwich-Tiefe 
ab, während ein zweiter nach Osten hin sich durch den atlantischen Sektor 
bewegt in dem erwähnten Kaltwassergebiet. Der Einfluß dieses zweiten Zweiges 
auf die Tiefentemperaturverteilung ist bis zur 40/50° O-Lg. erkennbar. Die Ober- 
flächenströmung der Weddell-See wird auch durch die Landgestalt zu einer 
zyklonalen Bewegung gezwungen. Unter dem Einfluß der Erdumdrehung muß 
das Wasser auf der linken Stromseite, längs der Küste, herabsinken, Östlich von 
Graham-Land liegen genügend Lotungen vor, die das Vorhandensein eines aus- 
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Abb. 6. Temperatur des warmen Tiefenstromes im Südatlantischen Ozean. 
gedehnten Kontinental-Schelfs erweisen; die Messungen von Brennecke im 
Süden der See wie auch die der Schwedischen Südpolar-Expedition und unsere 
eigenen in der Gegend des Nordendes von Graham-Land zeigen, daß auf diesem 
Schelf das Oberflächenwasser sehr kalt und salzreich ist. Die Ansicht, die in 
dem Herabsinken ungeheuerer Wassermassen von dem Schelf der Weddell-See die 
Ursache der großen Ergiebigkeit dieses Meergebietes an ozeanischem Bodenwasser 
erblickt, ist unseres Erachtens gut begründet. Das Sinkwasser vermischt sich 
mit dem an sich schon kalten Tiefenstromwasser und läßt das Gemenge von 
Boden- und Tiefenstromwasser entstehen, das nach Norden und Osten hin aus 
der Weddell-See heraustritt. 
In gewisser Hinsicht können ähnliche Bedingungen wie in der Weddell-See auch 
im Roß-Meer erwartet werden. Unsere dortigen Beobachtungen lassen erkennen, 
daß wenigstens in einem Teil dieses Nebenmeeres sehr kaltes Bodenwasser gebildet 
wird, doch scheint dieses, soweit sich bisher ersehen läßt, durch eine unterseeische 
Schwelle am Eindringen in den Stillen Ozean behindert zu werden. Andere Beispiele 
solcher Becken finden sich — im Kleinen — in der Bransfield-Straße und, nach 
Brennecke, in der Nähe der Vahsel-Bucht am Südende der Weddell-See. 
Ich bitte Sie, zu entschuldigen, daß meine Ausführungen zum Teil noch einen 
etwas unfertigen Charakter tragen. Bei manchen Problemen — u. a. nenne ich 
die Lage der subtropischen Konvergenz im Stillen Ozean, den Ursprung und die 
Bewegungen des Bodenwassers im Indischen und Stillen Ozean, den Ausfluß aus 
dem Roß-Meer — hoffen wir nach Abschluß der Verarbeitung unseres Beob- 
achtungsstoffes noch weiteren Aufschluß geben zu können; hierüber werden Sie 
näheres in den demnächst erscheinenden „Discovery“-Reports finden.
	        
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