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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1934,
Neuere Veröffentlichungen.
A. Besprechungen und ausführliche Inhaltsangaben.
H. Koschmieder: Dynamische Meteorologie. ' Wassertropfen verschluckt werde, deren massen-
XII u, 376 8, 8°%. Mit 137 Abbild. u, 1 Tafel. hafte Bildung selbst eine Folge des Aufsteigens
Leipzig 1933, Akad, Verlagsges, (Bd. 2 der Physik der Luft auf der Vorderseite der Walze und vor
der Atmosphäre), _ ihr sei. Bald darauf habe ich — bei der ein-
Sechzehn Jahre nach dem Erscheinen von vehenden Untersuchung des Gewittersturms vom
F. M. Exners „Dynamischer Meteorologie“ hat 3. 8, 1881 — erkannt, daß die Geschwindigkeit
nun Prof, Dr. H, Koschmieder, Direktor dee lies oberen Gradientwindes zur Erklärung der Böe
staatl. Observatoriums Danzig, eine solche heraus- n2icht ausreicht, daß die horizontale Zufuhr kalter
gegeben als „Rechenschaftsbericht seiner Lehrtätig- Luft eine größere Rolie im Phänomen spielt, als
keit an der Technischen Hochschule Danzig“ und 'ch dachte, und daß der Zusammenhang zwischen
„Hilfsmittel bei der Arbeit der jungen Meteoro. Regenguß und Windstoß nicht so notwendig ist,
logen und Studenten“. Sowohl Format als Seiten: ıber auch jetzt glaube ich, daß bei der Entstehung
zahl sind etwas größer als bei Exner, namentlich der „Temperaturstufe“, der Zusammendrängung
aber ist die Zahl der Figuren — sämtlich Dia- der Isothermen und der Konvergenzlinie — die
gramme, keine Karten — fast doppelt so groß. man jetzt als „Kaltfront‘“ bezeichnet —, dis mit
Das Buch gliedert sich in drei Hauptab. lem Regenguß herabgerissene Luft eine bedeutende
schnitte — Statik (131 S.), Kinematik (77 S.) Rolle spielt,
Dynamik (147 S.) — und einen Anhang von Zahlen. Im Sachregister des Buches sind, angenehmer-
tafeln und Registern. Die Darstellung ist durch. weise, moderne Ausdrücke zu finden, wie baroklin
weg mathematisch und die Angabe im Vorwort, ınd barotrop, die man anderswo vergeblich sucht.
daß diese „elementar‘“ sei (die auch in Besprechungen Andere, wie „Front“ uud „Symmetriepunkt“, wird
übergegangen ist), darf nicht im gewöhnlichen Sinne man wohl in dem noch ausstehenden 1, Teil der
verstanden werden, da sie durchweg auf Differen- Sammlung zu suchen haben, der vom ‚Wetter‘
tial- und Integralrechnung basiert; doch wird das handeln soll.
Verständnis durch die vielen, mit klaren Unter- Sn
schriften versehenen Zeichnungen erleichtert, Ist Vorstehende Besprechung habe ich dem Herrn
es notwendig und vorteilhaft, dem künftigen Meteo- Verfasser des Buches übersandt und darauffolgende
rologen auch das, was sich durch die Vorstellung wertvolle Erläuterungen erhalten, die mit seiner
auffassen läßt, in die Formelsprache der Infinite- Zustimmung hier folgen. W. Köppen.
imal- Rechnung gerwängt vorzuführen? Sprung
hat in seinem rbuch die Abschnitte, wo sich Danzig-Langfuhr, 4.2. 34, ... „Es sind _eben
diese nicht vermeiden ließ, durch den Druck ge- willkürliche Bezeichnungen, und eine völlige Über-
kennzeichnet, und sein Buch gibt doch nach dem >zastimmung wird sich nie erzielen lassen. Not-
Verfasser „in grundlegenden Fragen noch heute wendig ist nur, daß die Bezeichnungen stets in
gültige Darstellungen“; und A ‚yegener ist in demselben Sinne gebraucht werden, und das jet
er Thermodynamik mit einem Minimum von For- .
meln gut ausgekommen, Die Ansichten darüber ‘% Meinem Buche der Fall. So bedeutet dt
können natürlich verschieden sein, . stets den individuellen Differentialquotienten, hat
In sehr zweckmäßiger Weise unterscheidet der jlso stets dieselbe physikalische Bedeutung
Verfasser überall zwischen „individueller“ und ;n den verschiedenen Cebeten z. B.
„geometrischer“ Differentiation; unter ersterer, für at dT dT >
die er das Zeichen d vorbehält, versteht er die au (S. 132) Kinematik,
Anderung an einem bestimmten Teilchen in ki dt ; ap®
der Zeit; dagegen die räumlichen („geometrischen“‘‘) üu_ __ 34©0P ;
Difforootinlquotienten, die die Verschiedenheit einer di g 3x 1 45.232) Dynamik,
räumlich verteilten Größe in einem bestimmten q dT dY va x
Augenblick darstellen, schreibt er mit ö oder d. "qre gr Par ®- 320) Thermodynamik,
Um diesen Unterschied aufrechtzuhalten, der in der Entsprechend für den geometrischen Diff.-Quot.:
Meteorologie, z. B. bei der Unterscheidung zwischen dp . .
Stromlinien und Luftbahuen, sehr wichtig ist, be- 37 5 — ge in der Statik (5, 17),
zeichnet er auch den vertikalen Temperatur-Gra- 3 d >
dienten nicht mit — dT/dz, sondern mit — 0T/dz, dive x: + DT + ©” in der Kinematik (8. 141},
obwohl T hier Dur Feen ep Höhe sein “. äp Öx 0y Öz
(S. 15). Warum nicht mit $T/öz? Denn wenn die PB ni ; ;
Unterscheidung zwischen totalen und partiellen döz gem der Dynamik (S. 235),
Differentialen hier aufgegeben wird, wo und wie Nun die Nachteile anderer Schreibweisen. Will
wird sie es eat en gehandhabt? man den totalen Differenzialquotienten besonders
Eine historisc. richtigung sei mir gestattet: . . -
Ich habe mir niemals die Vorstellung m den kenntlich machen, so hat man in der Statik
Böen gemacht, die mir auf S. 57 zugeschrieben . „dp |
wird, sondern sie mir N Walzen um horizontale = — g @, in der Dynamik öz “go zu schreiben
Achse gedacht, deren Umdrehung aber nicht oben .... Kali
(wie Dom Wagenrad), sondern unten (wie bei der für ein und denselben ghzsikallschen Sad
Straßenkehrmaschine) mit der Translation geht VERA dat mgckehzt MG man dan
Ich habe sogar zuerst, 1879, die Rolle der Vertikal. Zeichen <— für zwei ganz verschiedene Dinge be-
bewegung überschätzt, indem ich die große Wind: dz .
stärke a4 Zn NS zur PO be gurch Ken autzen, nämlich für din Temperaturänderung eines
Regen aus der Höhe mitgebracht glaubte, wobei ; ; (Z = 10 )
die dynamische Erwärmung der Luft durch die bestimmten Teilchens dz 1° C00 m} und