Skip to main content

Full text: 62, 1934

Thorade, H.: Die Gezeitenwelle des Atlantischen Ozeans, 
Doch zurück zu Defant! 
Auf Grund der Ausmessung des Atlantischen Ozeans durch Sterneck rechnet 
er von neuem theoretisch die Gezeiten mittels numerischer Integration durch, 
als ob es Sich um die selbständigen und die Mitschwingungsgezeiten eines 
„schmalen“ Kanals handelte, und scheidet die Erdumdrehung dadurch aus, daß 
er sich auf die Mittelachse des Ozeans beschränkt. Als wesentliche Änderung 
gegenüber den früher genannten Arbeiten in dieser Zeitschrift jedoch nimmt er 
an, daß die Eisbedeckung des Polarmeers die in dieses eindringende Welle durch 
die überaus starke Reibung größtenteils vernichtet, so daß sie nicht zurück- 
geworfen wird und mit der ankommenden interferieren kann; damit würde sich 
dann auch erklären, weshalb die Flutwelle im Südatlantischen Ozean ziemlich 
rein als fortschreitende Welle ausgebildet ist, Die Konstanten der Integration 
werden bestimmt mit Hilfe der Gezeiten- Fig. 1. 
beobachtungen auf den der Mitte nahe- 
liegenden ozeanischen Inseln der Azoren 
gruppe und Tristan da Cunha, und es 
ergibt sich erträgliche Übereinstimmung 
in Amplitude und Phase (Nr. 4, Tafel 1) 
mit den Beobachtungen auf den anderen 
Inseln und mit den Flutstundenlinien 
Sternecks (s. nebenstehende Figur). Der 
Ozean verhält sich also, wenigstens in seiner 
Mittellinie, ähnlich einem schmalen Kanale. 
Auch die Phasen der beobachteten Ge- 
zeitenströme fügen sich dieser Theorie 
ein und bestätigen sie; nicht aber stimmt 
die Amplitude, die in Wirklichkeit be- 
trächtlich größer ist als in der Theorie; 
doch auch dieser Widerspruch klärt sich 
auf, da die Wirkung der Erdumdrehung 
nicht in Rechnung gezogen war, von der 
nachgewiesen wird, daß sie zu einer Ver- 
stärkung der Ströme führen muß. Legt 
man die so bestätigten Zahlen zugrunde, 
so läßt sich für die selbständigen und 
die Mitschwingungsgezeiten längs der 
Mittelachse die durch Nr, 5, Taf. 1 dar- 
gestelite Verteilung der Amplituden (halben 
Hubhöhen) ableiten, Danach müßte man 
die anfangs gestellte Frage dahin beant- 
worten, daß die atlantischen Gezeiten 
ein Gemisch von selbständigen und 
Mitschwingungsgezeiten sind, daß 
aber die letzteren überwiegen; rechnet mau Mittelwerte aus, so bekommt 
man für die durchschnittlichen Höhen beider Wellen ein Verhältnis von 
etwa 2:3. 
Hinsichtlich der ganztägigen Gezeiten sind die Ergebnisse spärlicher; es 
kommt hinzu, daß ihnen ein ausgesprochener halbjährlicher Gang eigen ist, und 
daß deshalb ein Vergleich der zu verschiedenen Jahreszeiten besuchten Anker- 
stellen untereinander nicht so einfach ist, Es sei darum auf die Arbeit selbst 
verwiesen, 
4. Die inneren Gezeitenwellen. — Um Schwankungen von Temperatur, Salz- 
gehalt usw, fortschaffen zu können, wurden, anfangs in oft dreistündigen, später, 
als man auf den periodischen Charakter der Schwankungen aufmerksam geworden 
war, in einstündigen Zeitabständen, die Reihenmessungen auf den Ankerstationen 
wiederholt. Ihre nähere Untersuchung macht einen Hauptteil des Defantschen 
Werkes aus, An der Meeresoberfläche handelt es sich zunächst um den täglichen 
Gang; bisher lagen nur Beobachtungen von treibenden oder fahrenden, nicht 
ha
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.