Repsold, A., u, Freiesleben, H. C.: Astronomische Ephemeriden für die Luftfahrt usw. 111
Diese Zeitgleichung fand unter den Vorschlägen, die die Deutsche Seewarte 1932
den zuständigen und sachverständigen Stellen unterbreitete, viel Anklang, sie
ist aber auch insofern ein Mittelweg, als sie den Umfang des Jahrbuches gegen-
über der jetzt herausgebrachten Form etwas vergrößert.
Da die damals gesammelten Urteile über die zweckmäßigste Form aero-
nautischer Ephemeriden sehr verschieden lauteten, ist zu hoffen, daß mit den
von der Seewarte herausgebrachten Ephemeriden die Frage gefördert wird und
daß dieser erste Versuch eine Vorstufe zu einer dauernden Einrichtung in viel-
leicht erweiterter Form wird. Die Benutzung der Ephemeriden läßt sich übrigens
durch eine handliche Zusammenstellung der notwendigen Tafeln nach Art
bekannter nautischer Tafeln, aber mit der für die Navigation erforderlichen
Genauigkeit von 0.1°, für die eine dreistellige Tabulierung genügt, erleichtern.
Eine solche kurze Tafel zur Berechnung der Höhen, die bis jetzt noch nicht
vorliegt, würde die Rechenarbeit erheblich erleichtern und mechanische und
graphische Hilfsmittel ersetzen, Diese Aufgabe wird auf der Seewarte weiter
verfolgt werden.
Erfahrungen mit Kurzwellenzeitzeichen.
Von H. Jürgensen, Hamburg.
Bald nach der Einführung der Aussendung von Zeitzeichen durch die Deutsche
Seewarte, Hamburg über Norddeich (DAN 26.45 m), wurde mit der Aufnahme
dieser Zeitzeichen auf der Deutschen Seewarte begonnen, um eine Überwachung
der Ausstrahlungen durchzuführen. Die Aufnahme bereitete zuerst ziemliche
Schwierigkeiten, weil die Bodenwelle von Norddeich Hamburg nur in ziemlich
geringer Stärke erreicht, für die Raumwelle aber Hamburg in der Schweigezone
liegt. Die Aufnahmen erfolgten daher nicht wie diejenigen der Langwellensignale
durch Registrierung, sondern durch Abhören der Koinzidenzen. Zu dem Zweck
wurde‘ in den Hörerstromkreis eines Dreiröhren-Rückkopplungsempfängers der
Kontakt einer M. Z.-Pendeluhr eingeschaltet, der den Hörerstrom kurz schließt.
Um jedoch von Täuschungen unabhängig zu sein und um in jeder Minute an
einer anderen Stelle die Koinzidenzen zu bekommen, wurde im Mai 1932 der
Kontakt der Pendeluhr durch den Kontakt eines Sternzeit-Chronometers ersetzt.
Die Aufnahme erfolgte also nach der Hännischen Methode, d. h. durch Beobachten
des nach der Überlagerung wieder auftauchenden Signalpunktes. Diese Beob-
achtung geschah nicht durch Abzählen, sondern durch Tasten auf den Chronographen,
Die Überwachung der Nachtsignale von Norddeich durch das Argentinische
Instituto Geogräfico Militar, Buenos Aires, veranlaßte die Deutsche Seewarte
ihrerseits die Kurzwellenzeitzeichen dieses Instituts über den Sender Monte Grande
(LSF 15.35 m) aufzunehmen; auch dies war meist nur mit der Koinzidenzen-
methode möglich. Endlich wurden auch in Zusammenarbeit mit dem französischen
Bureau de l’Heure, die Kurzwellenzeitzeichen von Pontoise (FYPB 28.35 m) auf-
genommen. .
Die Aufnahme der Zeitzeichen erfolgte anfangs durch E. Treusein und
mich, ab Frühjahr 1933 durch K, Gölitzer. Die dabei erworbene Übung war
für die Teilnahme der Deutschen Seewarte an der internationalen funkentele-
graphischen Längenvermessung (Oktober/November 1933) von großem Wert. Das
umfangreiche Material dieser Vermessung wird interessante Aufschlüsse über die
Verwendung von Kurzwellen bei der Zeitübermittlung ergeben. Aber auch die
bis dahin gewonnenen vorläufigen Erfahrungen sind wichtig und sollen hier
kurz besprochen werden,
Das Zeitzeichen von Norddeich ist am Tage in Hamburg ziemlich gut zu
empfangen, während in der Nacht ein Empfang kaum möglich ist, wie es die
Zeit der Längenvermessung gezeigt hat und wie zahlreiche Schiffsbeobachtungen
auch für andere Gegenden bestätigen. Anderseits sind jedoch in der Güte des
Empfangs keine jahreszeitlichen Schwankungen bemerkt worden.
Bei Monte Grande wurde im Gegensatz zu Norddeich festgestellt, daß in den
Sommermonaten eine Aufnahme schwierig ist, während das Zeitsignal in den