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Full text: 62, 1934

Wörner, H.: Die Brauchbarkeit der funkentelegraphischen Seeobsmeldungen usw. 105 
tatsächlich stark ausgeprägten Grenze von Labrador- und Golfstrom, sondern 
auch inmitten von sonst ganz einheitlichen Wassermassen. Diese Abweichungen 
sind durch die Art des Materials (Verschlüsselung und Übermittlungsweg) bedingt 
und können nicht beseitigt werden, Die rechnerische Auswertung vermeidet 
diese Willkür, da man durch die Anbringung von Gewichten an die einzelnen 
Beobachtungen den Einfluß der wahrscheinlich fehlerhaften Werte in gewissen 
Grenzen verringern kann. Auch ist es auf diesem Wege eher möglich, sich ein 
Bild von der tatsächlichen Genauigkeit der Endwerte zu machen, so daß man 
dann auch weiß, wieweit Schlüsse über die Abweichung von Normalwerten zu- 
lässig sind. Der Nachteil ist, daß man die Methode nur in Gebieten anwenden 
kann, wo die Beobachtungen eine gewisse Mindestdichte aufweisen, Glücklicher- 
weise verlaufen aber die Hauptschiffahrtswege zwischen Nordamerika und Europa 
zum größten Teil innerhalb des Golfstroms, so daß wir hier auch die erforder- 
liche Beobachtungsdichte haben. Aus diesem Grunde wurde schließlich der zweiten 
Methode der Vorzug gegeben. 
Es wurden vorläufig die Monate: August, Oktober und November 1932, und 
Februar 1933 in die Untersuchung einbezogen; eine Ausdehnung auf andere 
Monate konnte zur Zeit wegen der damit verbundenen großen Rechenarbeit 
noch nicht ausgeführt werden. Mit Hilfe des im folgenden angegebenen Schemas 
wäre es aber z. B. möglich, laufend an jedem Tage die eingegangenen Meldungen 
einzutragen, so daß am Monatsende gleich das fertige Ergebnis vorläge. Als 
Größe der Einheitsflächen, für die jeweils eine Mitteltemperatur gebildet werden 
soll, haben sich Felder von 21° Seitenlänge am zweckmäßigsten erwiesen. Wählt 
man die Felder noch kleiner, so würde für die meisten die erforderliche Zahl 
von Beobachtungen — mindestens fünf vollwertige, wie später noch begründet 
werden soll — nicht erreicht. Bei größerer Seitenlänge ist die Voraussetzung, 
daß innerhalb eines Feldes keine wesentlichen Temperaturunterschiede vor- 
kommen, nicht mehr hinreichend erfüllt. Im Grenzgebiet des Golf- und Labrador- 
stroms wird diese letztere Voraussetzung auch bei 24°-Feldern allerdings nicht 
mehr erfüllt, Hier ist aber der Temperaturabfall so groß, daß selbst 1°-Felder 
immer noch sehr verschiedene Temperaturwerte aufweisen würden. Andererseits 
ist in dieser Gegend die Beobachtungsdichte ohnehin verhältnismäßig gering. 
Man muß es daher mit in Kauf nehmen, daß die gewonnenen Temperaturwerte 
hier große mittlere Fehler infolge großer Streuung der Einzelmessungen auf- 
weist. Die einzelnen Felder werden nach der Breite ihrer Südgrenze und der 
Länge ihrer Ostgrenze beziffert (abgerundet auf ganze Grade, so daß also z. B. 
das Feld 4052 von 40° bis 42.5° N-Br. und von 52.5° bis 55° W-Lg. reicht). Die 
Einordnung der in verschlüsselter Form vorliegenden Schiffsmeldungen in die 
einzelnen Felder ist dann sehr leicht auszuführen. 
Wir kommen nun zur Festlegung eines Gewichtes für die einzelnen Beob- 
achtungen. Hierbei können selbstverständlich Fehler bei der Messung selbst 
bzw. solche, die sich bei der telegraphischen Übermittlung eingeschlichen haben, 
nicht berücksichtigt werden, da sie unbekannt sind. Es mag aber darauf hin- 
gewiesen werden, daß sich seit Einführung des neuen Seewetterschlüssels die 
Möglichkeit von Übermittlungsfehlern für die Wassertemperaturen gegenüber 
den früheren Schlüsseln vergrößert hat, denn jetzt werden zur Bestimmung der 
Wassertemperatur drei Ziffern benötigt, nämlich erstens die beiden für die Luft- 
temperatur und dann noch als dritte die Ziffer, welche die Differenz Luft gegen 
Wasser ausdrückt*), während im alten Schlüssel die Wassertemperatur selbst 
*) Zum besseren Verständnis des folgenden für die Leser, denen der Seewetterschlüssel nicht 
geläufig ist, seien die Angaben über die Wassertemperatur hier wiederholt: Es wird in einer zwei- 
ziffrigen Zahl („IT“) die N alttemperatur (auf ganze Grade Celsius abgerundet) gemeldet und durch 
eine weitere Zahl („‚t4‘“) die Differenz zwischen Wasser- und Lufttemperatur. Dafür stehen die Zahlen 0 
bis 9 zur Verfügung, die im einzelnen bedeuten: 
0 = Luft mehr als 5° wärmer als Wasser, 
l= „ 3.1°—5.0° » » 
2= „ 1.6°—3.09° » » » 
3= „ 0.69—1.5° 5 
4= „ 0.09—0.5°% a _- x 
5=— Luft 0.0°—0.5° kälter als Wasser, 
de 0.69°—15° 
= „ 1.6°—30° » a 
8= » 3.31°—5.0° » » » 
d=— „„ mehrals 59° % 2 un 
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