34 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1934,
menge erschließen, die trotz der sehr nahe dem Gefrierpunkt liegenden Tempera-
turen ausreicht, um die Vereisungsdauer in dem angegebenen Maße herabzusetzen
(siehe S. 90 und Karte 3).
An dieser Stelle sei noch an einem recht anschaulichen Beispiel die Ab-
hängigkeit der Eisverhältnisse von der geographischen Lage ihrer Beobachtungs-
stationen gezeigt. Sowohl aus Karte 3 als auch aus Karte 4 geht hervor, daß im
Bereich des ziemlich gleichmäßig vereisten Gorlo die Station Pialitza durch recht
lange Eisdauer und frühen Eintritt der Eisbildung ausgezeichnet ist. Es stellt sich
heraus, daß diese Station an der Mündung des kleinen Pialitza-Fiusses!) liegt,
somit die Eisverhältnisse von diesem stark beeinflußt sind, Man vergleiche damit
die viel günstigere Kisverhältnisse aufweisende nördlicher gelegene Station
Sosnowietz, Diese ist eine 2 Sm vom Festlande entfernte Insel?}!
Die zeitlichen Unterschiede der Vereisung.
Tabelle 1 zeigt, daß die Winter 1924/25 und 1929/30 ganz besonders eisarm,
die Winter 1925/26 und 1928/29 dagegen eisreich waren. Die Ursachen sind
graduelle Unterschiede in der Stärke der Winter, Man vergleiche Tabelle 10 und
Figur 5, in denen außerdem die mittlere Dauer der Vereisung zur Kältesumme?)
in Beziehung gesetzt ist,
ı. einer Station des nördlichen Klimagebietes; Charlowka,
3, » „ südlichen ” des Weißen Meeres: Onega,
Oharlowka, dem wärmenden Einfluß der Murmanströmung ausgesetzt, hat gegen-
über dem kontinentaler gelegenen ÖOnega die geringere Kältesumme, Da die
Beobachtungsdaten der Station Charlowka*) nur bis zum Winter 1928/29 zur
Verfügung standen, wurden für den Winter 1929/30 die Werte der nahe gelegenen
Ännischen Station Vaitolahti*) verwendet und für Charlowka graphisch inter-
poliert (Tabelle 10, b).
Tabelle 10. a) Kältesummen und Dauer der Eisverioden.
Winter
Anzahl der Tage mit einer
Mitteltemperatur unter 0%
Charlowka! Mesen ! Onega
Kältesumme
beiCharlowka | bei Onega
Mittlere Länge der
Eisperiode aller Stationen
in Tagen
139,3
180,7
; 1682
171.5
189.0
| @
Bis auf den Winter 1927/28 ist eine
vollkommene Übereinstimmung in dem Gang
zwischen Kältesumme und KEisdauer zu er-
kennen. In diesem Winter aber nimmt die Eis-
dauer trotz geringer werdender Kälte zu. Das
ist bedingt durch dessen längere Dauer. Ver-
gleichen wir nämlich diese mit der des Winters
1926/27, so zeigt sich, daß die nördlich der Linie Gorodetzki—Mesen gelegenen
Stationen im Winter 1927/28 weniger lange vom Eis besetzt waren als die süd-
licheren Stationen, Aus Tabelle 10,a ergibt sich aber, daß der Winter 1927/28 bei
Charlowka um 6 Tage kürzer, bei Onega aber um 22 Tage länger war als der
Winter 1926/27,
Allgemeine Bemerkungen über den Zustand des Eises und seine Bewegungen,
Das Eis des Weißen Meeres ist reines Wintereis, Es schmilzt in jedem
Sommer vollkommen weg, auch ist es nicht mit Polareis durchmischt, da letzteres
1) Hdb. d. Nordküste Rußlands, I, Teil, Berlin 1930, 8, 315. A Ebenda, S, 308, — %) Kälte-
summe = negative Mitteltemp. des Monata multipliziert mit der Anzahl seiner Tage. — Siehe auch
Ann, Hydr. 1906, S, 326 f£., ferner „Meereskundl. Beiträge‘“, Seewarte Mai 1928, S. 23 (Kpt. Petersen).
_— 4) Met. Rev, U.S.S.R., Leningrad 1924 bis 1929. — %) Met, Jahrb. Finnland. Met, Beob. in
Finnland im Jahre 1929 und 1930, Helsingfors 1931 und 1932,