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Full text: 61, 1933

Kleinere Mitteilungen, 
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Bedenkt man, daß sehr viele Schiffe eigene Empfangs- und Sendeanlagen 
besitzen, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier noch etwas 
getan werden könnte, was zur Vermeidung der immerhin noch zahlreichen Fälle 
einer Nebelkollision dienen könnte. Man muß sich stets vor Augen halten, daß 
in der Sende- und Empfangsanlage eines Schiffes schon ein wichtiges Nebel- 
instrument vorhanden ist, daß daneben ein Funkpeiler eine nahezu ideale Anlage 
darstellt, Um das zu erkennen, bedarf es der Betrachtung der für die Nebel- 
navigation wichtigen Fälle: 1, der Fahrt auf See, 2. der Fahrt im Revier, Auf 
dem Meere fahren in der Regel die Schiffe auf parallelen Kursen, diese und die 
gogenannten Querläuferrouten sind bekannt. Auf dem Revier kommt es bei Nebel 
zur Haufenbildung an bestimmten Ankerplätzen, dann zur Fahrt im engen Fahr- 
wasser, wobei die einzelnen Schiffe oft bei teilweisem oder ganzem Aufhören des 
Nebels sehr dicht hintereinander fahren, in der Regel in zwei nebeneinander 
liegenden Reihen für ein- und auslaufende Schiffe. 
Als Nebelsignal verwendete man bislang nur akustische Dampfpfeifensignale 
mit all ihren Vor- und Nachteilen. Vorteile im Hinblick auf die Einfachheit 
und allgemeine Verbreitung der Anlagen auf nahezu allen Schiffen, Nachteile 
im Hinblick auf die Schallausbreitung, starke Schallwirkung auf das eigene 
Personal u.a. m. Bemerkt muß werden, daß heute die großen Liniendampfer 
bei Nebel in drahtlosen Verkehr mit allen benachbarten Fahrzeugen treten, um 
Position, Kurs und Fahrt auszutauschen. Leider fehlt für diese Art der Nebel- 
navigation eine einheitliche Handhabung. Gedacht wird an die Aussendung be- 
stimmter Nebelsignale auf einer besonderen Welle, aus denen etwa Kurs und Ort 
erkennbar wären, die weiterhin peilbar wären. Man hätte damit eine wertvolle 
navigatorische Ergänzung, die allerdings ein enges Zusammenarbeiten der Funk- 
station mit der navigatorischen Leitung des Schiffes erforderlich macht. Vielleicht 
wäre in verkehrsreichen Gebieten für Zeiten des Nebels eine wesentliche Ein- 
schränkung des sonstigen Funkverkehrs erforderlich, wobei sich die Frage er- 
gibt, ob die Sicherheit des Schiffes wichtiger ist als die Abwicklung eines im 
Interesse der Post liegenden Verkehrs, Weiterhin würde die Organisation eines 
solchen Nebelfunkdienstes wahrscheinlich die Bedienung der Funkstation durch 
einen entsprechend vorgebildeten Schiffsoffizier notwendig machen, weil nur ein 
solcher die Bedeutung etwa abgegebener Nebelsignale anderer Schiffe im Hin- 
blick auf die eigene Navigation schnell genug beurteilen kann und gegebenen- 
falls Rudersignale fürs eigene Schiff anordnen und diese ebenfalls drahtlos dem 
Gegenkommer übermitteln kann, Aus diesen kurzen Andeutungen mag hervor- 
gehen, daß es sich um eine weitgreifende Einrichtung handeln wird, die in 
ihren Auswirkungen und im Umfang ihrer Anwendung einer umfassenden Be- 
arbeitung bedarf. Diese Art des Nebeldienstes ist also im wesentlichen für auf 
See in Fahrt befindliche Schiffe gedacht. Sie kann mit Annäherung an ein 
Revier nicht mehr verwendet werden, weil es dann wahrscheinlich zu Störungen 
kommen würde. Das Wesen des oben skizzierten Nebeldienstes soll aber darin 
beruhen, daß nur wenige Schiffe an der Abgabe dieser Zeichen beteiligt sind, 
im Grenzfall immer je zwei, die sich nach Ort und Kurs einander nähern. Er- 
kennt man an dem abgegebenen Signal, daß man es mit einem sich entfernenden 
Fahrzeug zu tun hat, so ist für einige Zeit das Signal einzustellen, 
Mit der Annäherung an ein Revier kommt es im allgemeinen zur Haufen- 
bildung, da meistens in der Nähe des Reviers geankert werden muß. Für die 
Auflösung eines solchen Haufens von 10 bis 20 Fahrzeugen sind weder akustische 
aoch sonstige Signale verwendbar. Das kann nur geschehen mit Aufhören des 
Nebels bzw. durch Beseitigung des Nebels, wie es nach Versuchen von Herrn 
Prof. Wigand in Aussicht gestellt wird. Sind die Fahrzeuge wieder in Fahrt, 
so genügen für das Revier die bekannten akustischen Signale, weil für die Re- 
rierfahrt eine solche Sicht vorausgesetzt werden muß, die die Seezeichen wahr- 
zunehmen gestattet. Für die nach See zu bestimmten Fahrzeuge würde ein 
Nebelsignalverkehr in der vorher angegebenen Form: akustische Signale für 
viele in der Nähe fahrende Schiffe, drahtlose Signale für wenige und weiter 
voneinander entfernte Fahrzeuge, genügen. O. Hebecker.
	        
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