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Full text: 61, 1933

Windberg, F.: Zur Geschichte der Unterems, 
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Alten Ems, während die Sehnen, die die Bogen durchschneiden, den Namen „Gat“ 
tragen: Ostfriesisches Gatje, Dukegat, Randzelgat. Selbstverständlich drängt sich 
hier entsprechend der Untersuchung des Oberlaufes der Ems die Vermutung 
auf, daß auch hier historisch gesehen ein Nacheinander, nicht ein Nebeneinander 
vorliegt. DaB also erst die Bogen dagewesen sind, die ja heute noch den Namen 
„Ems“ tragen, und daß erst später die „Gaten“ durchgebrochen sind, 
Prüfen wir die geschichtlichen Quellen. Es liegen sowohl Landkarten wie 
Seekarten vor. Die Landkarten der älteren Zeit gehen, wie Bartels (4) nach- 
gewiesen hat, sämtlich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts auf Ubbo Emmius 
zurück, den großen ostfriesischen Geschichtsschreiber, der seiner ostfriesischen 
Geschichte eine Karte Ostfrieslands beigefügt hat. Ubbo Emmius jedoch hat, so 
sorgfältig er das feste Land kartiert hat, ebenso oberflächlich das Watt und 
die Fahrwasser aufgenommen. Wir können somit seine Karte und deshalb auch 
die übrigen Landkarten bei dieser Untersuchung der Ems vernachlässigen. Wir 
beschränken uns allein auf die Untersuchung der Seekarten. 
Die älteste vorliegende Seekarte der Ems ist die des Lucas Jans 
Wagenaer (27), eines Holländers. Wagenaers Karte (vgl. Karte 2) stammt aus 
dem Jahre 1584. Wir müssen zuerst ihren Genauigkeitswert feststellen. Auf den 
ersten Blick sind die Gesichtspunkte zu erkennen, die ihn bei der Zeichnung 
seiner Karte geleitet haben. Er hat die Küsten durchaus verzeichnet, schließt sich 
also an irgendeine der damals gängigen Landkarten an. Die Fahrwasser gibt 
er stark schematisch, jedoch mit genauen Tiefenangaben und genauer Betonnung. 
Nebenarme vernachlässigt er vollständig. Sie sind für ihn einfach nicht vor- 
handen, weil sie für Seeschiffe nicht wichtig waren. Und für diese war die 
Karte augenscheinlich bestimmt. Als Beweis möge eine Betrachtung des Juister 
Watts dienen. Hier gibt er außer dem Hauptfahrwasser, der heutigen Bants- 
balje, keinen Wattenarm, obwohl wir — wenn auch 80 Jahre später — aus 
einem Bericht an die Regierung wissen, daß das Watt in ähnlicher Weise zer- 
klüftet war, wie es heute ist. Es besteht kein Grund zu der Annahme, daß erst 
in den 80 Jahren nach Wagenaers Karte die Zerklüftung des Watts eingetreten 
ist. Wir können vielmehr aus mancherlei Gründen mit Sicherheit annehmen, 
daß das Watt zwar nicht in den Einzelheiten, wohl aber prinzipiell immer so 
ausgesehen hat wie heute, seit es als Watt existiert. Um 1600 hat das Juister 
Watt schon mehrere Jahrhunderte in der Ausdehnung bestanden, die es heute 
etwa hat, wie diese Untersuchung zeigen wird; es hat dort also bestimmt schon 
viele Wasserläufe gegeben. Wagenaer läßt alle diese kleineren Wasserläufe 
als für seine Zwecke unwichtig fort. Damit fällt er für uns aus als Quelle für 
die Frage, ob es damals schon Nebenarme der Ems gegeben hat. ; 
Die nächste Karte, die wir haben, stammt aus dem Jahre 1642. Sie ist von 
dem Emder Ratsherrn Martin Faber (so) im Auftrage des Emder Magistrats 
gezeichnet worden (vgl. Karte 3), Die Veranlassung zu ihrem Druck war die 
Tatsache, daß sich das Außenfahrwasser westlich vor Borkum wieder einmal ver- 
worfen hatte, wie es das bis auf den heutigen Tag zu tun pflegt und auch früher 
immer getan hat. Denn das Fahrwasser, das 1642 neu betonnt wurde, trug 
damals bereits die Bezeichnung „Alte Ems“, Es muß also früher schon einmal 
Fahrwasser gewesen sein. In seiner Lage würde es dem heutigen Hubertgat 
entsprechen. 
Um Fabers Genauigkeit nachzuprüfen, haben wir ein vortreffliches Mittel 
dadurch in der Hand, daß zufällig in derselben Zeit, 1650, also bloß acht Jahre 
später, der obenerwähnte ausführliche Regierungsbericht erschienen ist über 
den Erhaltungszustand der Inseln und Maßregeln zu ihrer Befestigung (s). Der 
Verfasser des Berichts ist unbekannt. Im Zusammenhang des Berichtes wird bei 
der Insel Juist eine ausführliche Schilderung der Baljen des Wattenmeeres 
gegeben. Diese deckt sich bis in die Einzelheiten mit der Faberschen Karte. 
Die Vermutung ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, daß der ungenannte 
Verfasser des Regierungsberichts von 1650 die Fabersche Karte benutzt hat. 
Er hätte sogar fahrlässig gehandelt, wenn er, mit der Abfassung eines so wich- 
tigen Gutachtens betraut, sie nicht benutzt hätte. Aber daneben treten viele 
Dr
	        
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