42 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar/Februar 1933,
schwachem Tönen bringt. Dieses Wechselfeld unterscheidet sich in seiner Wirkung
auf die Empfangsspule nicht von der des Senderfeldes auf den Peilrahmen,
Mit dieser einfachen Vorrichtung kann man zunächst die Kennlinie des
Rahmens gut erläutern und eindrucksvoll klarmachen, daß man mit dem Minimum
der Lautstärke peilen muß, daß das Lautstärkemaximum dazu ganz ungeeignet
ist sowie, daß die Rahmenpeilung an sich zweideutig ist.
An Bord wird das Senderfeld überlagert von den Rückstrahlfeldern der teils
als Hochantennen, teils als Schleifen wirkenden Leiterteile des Schiffes. Ist ein
Rückstrahlfeld in Phase mit dem Senderfeld, so erzeugt es Ablenkung, ist es
zegen das Senderfeld phasenverschoben, so trübt es außerdem das Minimum,
indem es mit dem Senderfeld ein Drehfeld erzeugt. Zur Demonstration dieser
Tatsachen benutzt man noch ein zweites Spulenpaar, dem die Aufgabe zufällt, das
„Rückstrahlfeld“ des Schiffes zu erzeugen, Die zugehörige Latte ist etwas länger
als die des „Senderfeldes“, Beide Latten werden auf einem Schiffsmodell, etwa
dem vorderen Teil eines Neumayerschen Deviationsmodells angeordnet, derart,
daß sie mit ihrer Mitte um einen auf dem Modell mittschiffs befestigten Zapfen
drehbar sind. Auf diesen, mit einem Zentrierstift versehenen Zapfen wird die
Empfangsspule aufgesetzt. Die obere Latte, deren Spulen das „Senderfeld“ erzeugen,
ist so viel kürzer, daß sie sich ganz herumdrehen läßt, ohne daß sich die Spulen-
paare gegenseitig behindern. Ein horizontal senkrecht zu dieser Latte ange-
brachter Zeiger versinnbildlicht die Richtung, aus der beim Peiler die Funk-
strahlen kommen,
Beide Spulenpaare werden unter Vorschaltung eines passenden Schiebe- oder
Lampenwiderstandes unter sich parallel an dieselbe mittelfrequente Stromquelle
angeschlossen. Da in diesem Falle die Stromkreise beider Spulenpaare gleiche
Öhmsche und induktive Widerstände enthalten, so ist das Rückstrahlfeld mit dem
Senderfeld in Phase, und man stellt fest, daß lediglich eine Ablenkung des Funk-
strahls stattfindet, während das Minimum scharf bleibt, wie zuvor.
Schaltet man jetzt in die Leitung des Rückstrahlfeldes zu den vorhandenen
Widerständen noch einen kapazitiven Widerstand!}), so erleidet das Rückstrahl-
feld eine Phasenverschiebung gegen das Senderfeld, und man erhält kein scharfes
Minimum mehr,
Ablenkung des Funkstrahls und Trübung des Minimums verschwinden nur,
wenn die beiden Felder zusammenfallen, sie sind um 80 beträchtlicher, je größer
der Winkel zwischen den Feldern,
Man kann das im einzelnen unter Nachbildung der an Bord in der Regel herrschenden Ver-
hältnisse verfolgen. Das Rückstrahlfeld von Masten, Stagen usw., die symmetrisch zu der durch den
Peiler gelegten Längs«chiffsebene stehen, liegt am Peiler querschiffs, Man stellt die Jängere Latte in
diese Richtung und fındet bei der Drehung der kürzeren, daß eine Ablenkung B sin q entsteht, und
daß bei Phasenverschiedenbeit auch die Trübung dementsprecbheud verläuft,
Der Hauptkoelfizient D der Ablenkungsformel entsteht dadurch, daß der Schiffiskörper als große
Längsschleife wirkt. Auch deren Feld liegt am Peiler querscbhiffs, Man erläutert dıe Entstehung des
D unter Hinzunahme der Überlegung, daß bei Quereintall der Strahlen die Längsschleife nicht erregt
wird, so daß zu den Nullstellen für q = 0° und q = 150° noch zwei weitere für q = #0° und q = 270°
hinzukommen. Auch die Betrachtung un«ymmetrischer, als Hochantennen oder als Schleifen wirkender
Leiterteile macht keine Schwierigkeit. Man unterstützt die Anschauung sehr durch jeweilige Anbriogung
entsprechender Masten und Schleifen am Schiffsmodell, Dr. Meldau, Bremen.
8. Plankton und Temperatur. (Bin Widerruf) Beim Niederschreiben meines
kleinen Aufsatzes über „Feuchtluftwüsten, Aufquellwasser und Lebensmenge“ in
Heft XI/1932 dieser Zeitschrift habe ich in Übereilung übersehen, daß im Jahr-
gang 1930 derselben die Ergebnisse der Fahrten des „Meteor“ in einer für diese
Fragen entscheidenden Weise bearbeitet sind (S, 233—250 und 273—277). Ich
habe darum geglaubt, meine 1921 ausgesprochene Vermutung wieder aufnehmen
zu dürfen, daß es der größere Luftgehalt des kälteren Wassers sei, der dessen
größeren Lebensreichtum bedinge. Es schien mir eben wahrscheinlich, daß es
sich bei dieser großen tellurischen Erscheinung eher um die grundlegenden Vor-
gänge der Atmung und Assimilation, also um die Versorgung der Organismen
1 Das Zuschalten eines induktiven Widerstandes hat geringere Wirkung, weil die Kreise der
Spulen wegen bereits ziemlich großen induktiven Widerstand besitzen,