Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1932.
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Für die erfolgreiche Durchführung des Wetterdienstes auf See ist es wertvoll,
daß die angehenden Schiffsoffiziere jetzt in steigendem Maße wetterdienstlich
unterrichtet werden. Das stets zunehmende Interesse der Seefahrtschulen
hierfür geht daraus hervor, daß bei dem letzten Kursus für Seefahrtlehrer, auf
deren Wunsch, eine ganze Woche (die Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit)
über die Grundlagen des Seewetterdienstes unterrichtet wurde. -— Eine ganze
Reihe von Schiffsoffizieren, auch mehrere Studenten, arbeitete längere Zeit in
der Abteilung mit, um sich über den praktischen Seewetterdienst eingehend zu
unterrichten.
Die internationale Zusammenarbeit fördert die meteorologische See-
wartenarbeit. Dies gilt besonders bezüglich der Internationalen Kommission für
Maritime Meteorologie, die im April auf der Seewarte tagte. An den wich-
tigen Bemühungen, die auf eine internationale Vereinheitlichung der meteoro-
jogischen Beobachtungen auf See abzielen, ist die Seewarte wesentlich beteiligt.
Die deutschen Schiffe beobachten bereits überwiegend nach der synoptischen
Beobachtungsweise, d. h. zu festen Weltzeit-Terminen und nach dem neuen inter-
nationalen Schiffswetterschlüssel. Es wurde auf der Tagung als wünschenswert
bezeichnet, daß auch andere Länder möglichst viele ihrer Schiffe nach dem syn-
optischen Prinzip beobachten lassen und daß diese synoptischen Beobachtungen
von den Meeren international gesammelt bzw. veröffentlicht werden.
Bei allen letzten Versammlungen internationaler Kommissionen wurde der
Plan der Herausgabe der internationalen Wetterkarte der gesamten Nord-
halbkugel eingehend besprochen. Die Vorarbeiten zu diesem großen Werke,
dessen Herausgabe {zunächst für das Internationale Polarjahr 1932/33) im
Auftrage der Internationalen Meteorologischen Organisation durch die Deutsche
Seewarte geschieht, sind jetzt zum wesentlichen Teile erledigt. —
Die langjährige Absicht, in der Abteilung ein besonderes Referat für Mari-
time Meteorologie zu schaffen, konnte im Berichtsjahr verwirklicht werden.
Abt. III gliedert sich somit in folgende Referate: III/W = Wetterdienst, syn-
optische Meteorologie (Leiter Dr. Markgraf); III/N = Nachrichtenwesen, Radio-
meteorologie (Leiter Reg.-Rat Dr. Ahlgrimm); III/MM = Maritime Meteorologie
(Leiter Dr. Wittenbecher); III/Kl = Klimatologie (Leiter Reg.-Rat Dr. Heidke).
a) Wetterdienst, synoptische Meteorologie,
1. Wetterkarten.
Auf die ausführlichere Darstellung im Jahresbericht für 1930 sei verwiesen,
Die „Wetterkarte des Nordatlantischen Ozeans“ (Auflage 155 Stück), die „Wetter-
karte der Nordsee und Ostsee“ (Auflage 200 Stück) und der große „Tägliche Wetter-
bericht“ (Auflage 330 Stück) wurden wie bisher täglich ausgegeben.
2, Seewetterdienst,
Seit dem 21. November erfuhr der Seewetterdienst eine wesentliche Erweite-
rung durch den „Deutschen Seewetterbericht“, der funktelephonisch durch den
Deutschlandsender verbreitet wird. Dieser Bericht ist für die Nord- und Ostsee
umfassend, er enthält:
1, eine Übersicht über die Großwetterlage,
2. eine Schilderung der Druckverteilung über der Nord- und Ostsee,
3. Angaben über die Gebiete mit Windstärken über Beaufort 5,
4. desgl. mit Niederschlag,
5. Angaben über die Sichtverhältnisse,
6. besondere Angaben über Auftreten von Nebel,
(zu 1.—6. alles zur Zeit des Beobachtungstermines 8 bzw. 19 Uhr),
Vorhersagen für je 24 Stunden für die Deutsche Bucht, die westliche,
die mittlere und Östliche Ostsee,
gegebenenfalls Wind- und Sturmwarnungen der gesamten deutschen
Ostsee- und Nordsee-Küste,
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