Kleinere Mitteilungen,
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wachsende Skala für t beim ungeschützten Thermometer zu verwenden. Der
Nullpunkt für beide Skalen ist auf der Abszissenachse derselbe Punkt 7 == 30.5°
bezugsweise Tz— t =— 30.5°. Auch hier gilt wiederum, daß nun (Ty— 1) negativ
sein kann, in welchem Fall auch C© negativ ist. Und wer äußerste Genauigkeit
anstrebt, benutze statt des Wertes t auf der kleinen Skala
bei ungeschützten Thermometern aus Borsilikatglas 59III den Wert (t — 20),
bei ungeschützten Thermometern aus Glas 2954III den Wert (t + 35).
Berlin, Mai 1933. H. Maurer.
2. Verfeinerung der Ekmanschen Theorie‘). Als V. W.Ekman vor un-
gefähr drei Jahrzehnten, von Nansen angeregt, eine neue Theorie der Mecres-
strömungen, mit Berücksichtigung der Turbulenz und der ablenkenden Kraft der
Erdumdrehung („Corioliskraft“) entwickelte, da handelte es sich zunächst um
grundsätzliche Entscheidungen, bei denen eine örtliche Änderung von Wind,
Meerestiefe oder geographischer Breite längs der Strombahnen außer Betracht
blieb’). Bei der Ausdehnung seiner Theorie auf größere Gebiete der Erdober-
fläche®), bei der er übrigens von den durch Dichteunterschiede erregten Strömen
absah, das Wasser also als homogen voraussetzte, bezeichnete er deshalb das
damals aufgefundene drei Stockwerke umfassende Örtliche Stromsystem als
„Elementarstrom“: Gäbe es keine Reibung, so müßte ein Spiegelgefälle der Ober-
fläche (etwa entstanden durch Windstau) eine einheitliche Strömung des ganzen
Wasserkörpers, quer zum Gradienten, wegen der Ablenkungskraft zur Folge
haben (man vergleiche den Gradientwind der Meteorologie). Es ist ein wesent-
liches Ergebnis dieser Theorie, gezeigt zu haben, daß die in Wirklichkeit vom
Boden ausgehenden Einflüsse der Reibung, besser der durch die Turbulenz er-
zeugten Scheinreibung, nicht etwa allmählich bis zum Wasserspiegel hin aus-
klingen, sondern daß sie infolge des Eingreifens der Erdumdrehung sich nur auf
eine Bodenschicht erstrecken können, deren Mächtigkeit er als die „Untere
Reibungstiefe“, D”, bezeichnet; deren Betrag kann in Ermangelung wirklicher
Beobachtungen nur ganz roh auf etwa die Strecke geschätzt werden, die der
Strom in 10 Minuten zurücklegt. Ähnlich liegen die Dinge an der Oberfläche,
wo der Wind bis zur „Oberen Reibungstiefe“, D’, hinab einen nach unten
abnehmenden Triftstrom erzeugt, der sich zu dem CGradientstrome nach dem
Parallelogrammgesetze addiert. Der Elementarstrom besteht deshalb aus
einem „Tiefenstrom“, der im Weltmeere den weitaus größten Teil des Wassers
umfaßt, und dem „Bodenstrom“ und dem „Oberstrom“ an seiner unteren und
oberen Grenze. Nach dieser Auffassung kennzeichnen die beiden letzteren Ströme
eine Art mächtiger Reibungsschichten, in denen der Tiefenstrom einerseits in
die Bewegungslosigkeit des Meeresbodens übergeht, anderseits in den an der
Oberfläche des Meeres unter dem Einflusse des Windes herrschenden Strömungs-
zustand. ;
Die Weiterentwicklung der Theorie richtete daher ihr Augenmerk auf den
als reibungslos anzusehenden Tiefenstrom, und fragte, in welcher Weise er sich
ändern müßte, wenn seine Wassermassen a) in uneinheitliche Windgebiete, b) in
Gewässer mit veränderlicher Tiefe, ce) in andere geographische Breiten gelangten.
Die Antwort lautete, daß alsdann Zerrung und Wirbel (die Summe beider wird
„Quasiwirbel“ genannt) den Tiefenstrom stören, und wenn sie stark genug sind,
zerstören. Der Quasiwirbel ist a) proportional zur Wirbelstärke des Windes
{anemogene Wirbelwirkung Wr); b) er hängt ab vom Neigungswinkel des Meeres-
bodens, nicht aber von der Gesamttiefe, und zwar genügen schon geringe
Böschungswinkel, um durch Wirbelbildung einen quer zu den Isobathen fließenden
Strom völlig zu vernichten (topographische Wirbelwirkung Wi): ec) einer Wasser-
lı Ekman, V, W.: Studien zur Dynamik der Meeresströmungen. — Gerl. Beitr. z. Geophys.,
XXXVI., 1932, 5. 385—438, m. 9 Abb. li. T. — % Ekman, V. W.: On the influence of the earth’s
rotation on ocean currents. — Ark, Mat, Astr. Fys., II., 11, K. Sv. Vet. Ak. Stockholm 1905. — $. a.
Ann. d. Hydr. 1906, S. 423ff. — 3% Ekman, V. W,: Über Horizontalzirkulation bei winderzeugten
Meeresströmungen, — Ark, Mat, Astr, Fre. XV1I, 26. K. Vet. Ak. Stockholm 1923. Vgl. Ann. d.
Hydr. 1925, S. 231ff.