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Full text: 61, 1933

384 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November/Dezember 1933, 
über dem Meere gleichkommt; das zweite bedeutet eine vermehrte Beobachtungs- 
tätigkeit. 
Wenn die materielle Wiederaufnahme der seemännischen Mitarbeit durch 
die Bereitwilligkeit der Nautiker und das Entgegenkommen der Reedereien zu- 
stande kam, so wurde andererseits das Verständnis für das Seewartenwerk ver- 
tieft durch die gründlichere theoretische Vorbildung der Schiffsoffiziere. 
Das ist schon äußerlich an dem Umstand abzulesen, daß der Besuch der Steuer- 
mannsschule von anfänglich 6 bis 9 Monaten jetzt auf 18 Monate ausgedehnt 
worden ist. Neben den mathematisch-nautischen Gegenständen wurde das Lehr- 
fach der Physik bedeutend erweitert und so die Grundlage geschaffen für die 
gründliche Behandlung der maritimen Wetterkunde und ozeanischen Stromkunde 
in der Kapitänsklasse, Es ist leicht einzusehem, daß die Beobachtungstätigkeit 
und Mitarbeit des Nautikers wiederum seiner beruflichen Vervollkommnung 
dienen kann. 
Um vollständig zu sein, darf eine gewisse Gruppe freiwilliger Mitarbeiter 
nicht vergessen werden, die von den durch Schrumpfung des Welthandels 
stellungslos gewordenen Kapitänen und Schiffsoffizieren gebildet wird. Diese 
Sondergruppe ist seit über zwei Jahren mit Auszügen aus den meteorologischen 
Tagebüchern beschäftigt und füllt damit zum Teil eine spürbar gewordene Lücke 
im Personalbestand der Deutschen Seewarte aus. 
Schließlich noch ein Wort über die schon gestreifte literarische Mitarbeit 
unserer Seeleute, wie sie gelegentlich an dieser Stelle und neuerdings auch in 
der nautischen Zeitschrift „Der Seewart“ zum. Ausdruck kommt. Solche Ver- 
öffentlichungen haben auch nach dem Kriege ihr eigenes Gesicht behalten, denn 
sie sind nicht am Schreibtisch, meistens ohne besondere Hilfsmittel und unter 
den eigenartigen Bordverhältnissen in den kargeen Mußestunden entstanden. Von 
noch geringem Umfange, erwächst derartige Mitarbeit immer aus der beruflichen 
Umwelt und aus dem ernsten Bestreben, der Praxis und der Wissenschaft zu dienen. 
Professor Dr. H. Meldau. 
Heinrich Fr. K. Meldau ist geboren am 11. Januar 186% in Nordholz bei Cuxhaven als Sohn 
eines Steuerbeamten, 1878 wurde Lüneburg der Wohnort dier Familie. Nachdem Meldau das Real- 
gymnasium zu Lüneburg durchlaufen hatte, bezog er die Universität zu Göttingen und studierte dort 
Mathematik und Naturwissenschaften. Von seinen Universitätslehrern hatte Felix Klein den größten 
Einfluß auf ihn; er war einige Jahre Kleins Assistent und Vorsteher des von diesem ins Leben 
gerufenen „mathematischen Lesezimmers‘“, Auf der Universität machte Meldau eine Bekanntschaft 
und schloß eine Freundschaft, die sich in lebenslanger Zusammenarbeit bewährt hat, nämlich mit 
Dr Otto Fulst, dem vor zwei Jahren in den Ruhestand gretretenen Reichsbeauftragten für das See- 
fahrtschulwesen und Reorganisator der preußischen Seefahrtschulen. 
Nach vorübergehender Lehrtätigkeit an allgemeinen Schulen kam Meldau im Jahre 1894 an 
die Seefahrtschule zu Bremen. Ihrem Lehrkörper hat er bis zu seinem Übertritt in den Rubestand 
am 1. August 1933 angehört. 
Die wissenschaftliche Begabung Dr. Meldaus wurde vom Beginn seiner Tätigkeit an der See- 
fahrtschule an besonders angezogen durch die Fragen dies Schiffsmagnetismus und des Magnet- 
kompasses, Auf diesem Gebiete hat er sich zu einer auch vom Auslande anerkannten und gesuchten 
Autorität emporgearbeitet. Seine Arbeit scheint mir besonders ausgezeichnet zu sein durch die 
glänzende und fruchtbare Verbindung zahlreicher sorgfältiger Beobachtungen und Messungen an Bord, 
sinnreicher Versuche und Versuchsanordnungen im Laboratorium und auch im Großen und tief- 
achürfenden und glücklichen Eindringens mit dem Rüstzeugze der Mathematik und Physik, Die Jahr- 
änge der Ann, d. Hydr. von 1900 bis heute enthalten die meisten seiner Arbeiten darüber. Außer 
den Forschungsteilgebieten der Kompaßaufstellung (Ann. d Hydr. 1904 S. 35, 1906 S. 495 mit 
W. Bartling zusammen, u. a), der Konstruktion der Kompaßrosen (Ann. d. Hydr. 1907 8. 17, 
1908 8. 72 u.a.) und der Kompensation mit gewöhnlichen Mitteln (Ann. d. Hydr. 1%5 8, 171, 1919 
3.263, 1910 5. 554, 1911 8.30 u, a.) hat Prof. Meldau besonders bearbeitet die Theorie des Deflektors 
(Ann. d. Hydr. 1900 S. 217, 1921 8, 339 u. a.) und die schwierigen Probleme der Nadelinduktion, 
wobei er ein sinnreiches und einfaches Beobachtungsverfahren, den Mehrkorrektorversuch, und ein 
brauchbares Gerät, den Kompaßdrehtisch, angegeben hat (Ann. d. Hydr, 1907 und 1908); beide sind 
seitdem von der Seewarte, der Reichsmarine und den Kornpaßherstellern angenommen worden. Mit 
großer Liebe hat sich Prof. Meldau auch der Geschichte der Deviationsıheorie gewidmet (Ann. d. 
Hydr. 1905, Marine-Rundschau 1901), Er hat einen Abschnitt „Nautık“ in dem Ries-nwerke der 
Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften bearbeitet. Eine Reihe französischer und italienischer 
Marineoffiziere und Gelehrten, die sich für Kompaßfragen interessierten, suchten Verbindung mit Meldau. 
1932 wurde er von der Carnegie-Institution um einen Beitrag zu der Bauer Memorial Number ersucht.
	        
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