Heidke, P.: Deutsche Beteiligung an ausländ. Exped. im Rahmen d. Internat, Polarjahres 1932/33, 381
gemeinschaft hatte mit dieser Expedition eine Abgrenzung der Versuchsprogramme
erreicht, um die beiderseitigen Arbeiten zu ergänzen und Doppelarbeit sowie
Störungen zu vermeiden, Mit den Norwegern war eine Zusammenarbeit bei
den eigentlichen Nordlichtbeobachtungen sowie bei den funktechnischen Unter-
suchungen verabredet worden.
Das Arbeitsprogramm von Dr. Bauer umfaßte: 1. Photographische Fragen,
nämlich Untersuchung photographischer Materialien und Sensibilitätsverfahren
auf ihre Eignung zur Nordlichtphotographie, Vergleich verschiedener Aufnahme-
objektive, Untersuchungen mit einem Weitwinkelobjektiv, das die ganze Himmels-
kugel abbildet. — 2. Verbesserung der Farbphotographie des Nordlichts, —
3. Verbesserung der Momentaufnahmen des Nordlichts, um bei schnell veränder-
lichem Nordlicht feinere Strukturunterschiede photographisch festzuhalten. —
4. Kinematographische Aufnahmen des Nordlichts. — 5. Höhenbestimmung des
Nordlichts durch fortlaufende Aufnahme von zwei Stationen unter etwaiger Be-
nutzung zweier Kinoapparate mit genauer zeitlicher Registrierung des Nordlichts.
Diese Registrierung der Lage, Struktur und Höhe soll die Auswertung der übrigen
Messungen, z., B. über die Höhe der Kennelly-Heaviside-Schicht, ergänzen. —
5, Intensitätsregistrierung des Nordlichts‘).
Das Arbeitsprogramm von Dr, Kreielsheimer umfaßte: 1. Registrierung
der verstärkten Nordlichthelligkeit mittels eines großen Hohlspiegels auf zwei
parallel geschalteten Photozellen zur Feststellung, ob zwischen den Schwankungen
der Helligkeit und den funktechnischen Ergebnissen unmittelbare Zusammen-
hänge bestehen. — 2. Lotung der Kennelly-Heaviside-Schicht nach der Impuls-
methode. Der Sender, den die englische Expedition in Simavik 20 km von
Tromsö entfernt errichtet hatte, sandte mit Lichtgeschwindigkeit einen kurzen
Impuls von 0.0002 Sckunden Dauer fast senkrecht nach oben; die Kennelly-
Heaviside-Schicht wirft diesen Impuls zurück. Das Hauptsignal und sein Echo
werden aufgefangen und nach einem im Heinrich - Hertz-Institut entwickelten
Registrierverfahren aufgezeichnet, woraus die Höhe der Kenneily-Heaviside-
Schicht ermittelt wird. Diese Höhe und die Polarisation der Signale interessiert
besonders beim Auftreten von Polarlichtern. — 3. Registrierung der Peil-
schwankungen zur Erforschung des Einflusses von Polarlichtern auf den Peil-
winkel und zur Feststellung, ob hierbei die Polarisation der einfallenden Strahlung
eine Rolle spielt. — 4. Laufende Untersuchung der Feldstärke von Rundfunk-
sendern mit der gleichen Apparatur wie zu 3, wobei auf die Trennung von
Peil- und Feldstärkeschwankungen besonderer Wert zu legen war. Die Ver-
hältnisse in der Polarnacht waren zu untersuchen und mit den starken Feld-
stärkeunterschieden zwischen Tag und Nacht zu vergleichen, wie sie namentlich
in den Gegenden größter Häufigkeit der Polarlichter beobachtet worden sind,
Schließlich sind alle Ergebnisse mit der Sonnenfleckentätigkeit, dem Iloni-
sierungsgrad der hohen Atmosphäre, den erdmagnetischen Störungen, der photo-
graphischen Höhenbestimmung der Nordlichter nach der Parallaxenmethode und
den photographischen Schnellregistrierungen der Nordlichter zu vergleichen. —
Die Ergebnisse dürften nicht nur für die geophysikalische Forschung, sondern
auch für die drahtlose Telegraphie besonders wertvoll werden?).
D, Julianehaab, Südwest-Grönland, (60° 44’ N, 45° 58‘ W-Lg. Gr.) Dr.-Ing.
G. Baumann war während der späten Frühjahrs- und der frühen Sommermonate
auf der von den Italienern eingerichteten Station Julianehaab, um von dort aus im
Dienste der italienischen Regierung Balbos Geschwaderflug auf dem Hinflug
im Juli 1933 für die Ozeanstrecke Reykjavik (Island) bis Sandwich Bay (Cartwright
auf Südost-Labrador) meteorologisch zu beraten. Er hatte in Julianehaab außer-
dem meteorologische Beobachtungen und einige Aufstiege von Radiosonden durch-
zuführen.
1 Näheres siehe W. Bauer in „Elektrische Nachrichten-Technik“ 1933, S, 68—72, — ?} Nach
Mitteilungen von A. C. Kreielsheimer, K. W. Wagner und K. Stuchter
Ann. d. Hydr, usw, 1935, Heft XI XIE