Böhm, E.: Über die Verwendung der sogenannten Kammermannschen Konstanten usw. 369
darüber: „Zum Unterschied zu den gewöhnlichen Kaltlufteinbrüchen, die an der
Unstetigkeitslinie sprunghaft die Temperatur ändern, erfolgt die Abkühlung
durch Ostwindwetterlagen stetig.“ Die bevorzugte Eignung der Kammermannschen
Formel für Oktober gegenüber Mai erklärt sich daraus, Es muß in diesem Zu-
sammenhang auf die auffälligen Werte hingewiesen werden, die ein polarkontinen-
taler Kaltlufteinbruch in der Prognose erzeugt. Die wahren Minima liegen er-
heblich unter den vorausbestimmten, und die Trägheit der Prognose vermittels
der langjährigen Konstanten ist bei weiterer Anwesenheit von Luftmassen dieses
Charakters so groß, daß ein Treffer nicht erzielt wurde. Die Erklärung dieser
Tatsache muß später gegeben werden.
b) Windverhältnisse,
Die Windverhältnisse wurden für die einzelnen Frostlagen für die gesamte
Anzahl der Fälle für Mai und Oktober nachgeprüft: Mai und Oktober von 1888
bis 1931. Als Daten kamen die Angaben über die Windrichtung und -stärke
der Tabellen der Meteorologischen Station Königsberg Pr. zur Verwendung, und
zwar des Abendtermins des Vorhersagetages und des Frühtermins des Frosttages,
Für die innerhalb einer Frostperiode gelegenen Frosttage wurde auch der Mittags-
termin verwertet. Es wurde angenommen, daß die Angaben dieser Termine be-
stimmenden Einfluß auf die Entwicklung des Frostes haben. Zur Ermittlung
des mittleren Windvektors wurden die erwähnten Angaben in ihre Komponenten
u, u, zerlegt, wobei in der üblichen Weise die Westost- und Südnordkomponente
als positiv bezeichnet wurde. Die Komponenten konnten alsdann addiert uhd
gemittelt und die Vektoren aus den Komponenten berechnet werden. Die Um-
rechnung der Windstärke nach Beaufort in m/sec geschah nach dem gebräuch-
lichen Schlüssel der Wetterdienststellen. In Fig. 2 ist die prozentuale Häufigkeit
des mittleren Vektors für die einzelnen Quadranten für die Frosttage der Monate
Mai und Oktober dargestellt.
Die Darstellungen stehen in Übereinstimmung mit den Ergebnissen des
vorigen Abschnitts, Die Windverhältnisse der Maifröste sind von denen des
Oktober grundlegend verschieden. Im Mai haben wir an der Station eine bevor-
zugte Nordwestströmung. Sie erklärt in Übereinstimmung mit Almstedt (1) und
Pollack (z) den Charakter der Kaltlufteinbrüche im Mai. Die Windrichtungen
aus anderen Richtungen treten an Zahl gegenüber dem Nordwestquadranten
zurück, Der resultierende Vektor ist nordwestlich gerichtet. Im Monat Oktober
kommen an den einzelnen Frosttagen Winde aller Richtungen vor, jedoch über-
wiegt der Nordost- und Südostquadrant,
c) Luftkörper.
In dem folgenden Kapitel wird die Kammermannsche Konstante in Beziehung
zu Luftkörpern gebracht. Die Luftkörperbestimmung wurde für die Monate
Mai, September und Oktober für die Jahre 1929 bis 1931 vorgenommen. Unter
einem Luftkörper verstehen wir nach Linke eine durch Herkunft und Weg be-
stimmte Luftmasse, die sich durch besondere Eigenschaften auszeichnet und
durch deren Wechsel das Klima eines Ortes bestimmt wird. Wir übernehmen
das von Linke gewählte Einteilungsprinzip, weil es für die Untersuchungen
geeignet erscheint.
P = Polarluft, PM == Polar-maritime Luft.
T = Tropikluft. PC = Polar-kontinentale Luft.
M = Maritime Luft. TM = Tropisch-maritime Luft,
C == Kontinentale Luft, ‘ TC = Tropisch-kontinentale Luft,
Linke unterscheidet außerdem Luftkörper veränderter Eigenschaften:
Mischluft X, Indifferente Luft I.
Da sich die Kammermannsche Konstante sehr stark mit dem Wechsel von
Luftkörpern ändern wird, wurden nur diejenigen Luftkörper verwertet; die ein-
heitlich als solche bestimmt werden konnten und vom A bendtermin des Vorhersage-
tages bis zum Frühtermin des Frosttages über der Station lagen, Das Verfahren
für die Ermittelung der Konstanten bleibt im Prinzip dasselbe. Es wurde wieder