368 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November/Dezember 1933,
16. Okt, 1927 (Frosttag), Die Wetterlage von Ostdeutschland des 15, nach-
mittag und 16. Oktober früh wird durch ein Hoch bestimmt, das sich als selb.
ständiges Gebilde unter der Zufuhr von Kaltluft aus Finnland von der Hoch-
druckbrücke abgesprengt hat, Das Hoch wandert nach SE ab. Ihm folgt un-
mittelbar eine große nordeuropäische Zyklone, an deren Südostseite eine
Strömung warmer maritimer Luftmassen vorherrscht, Die Ausstrahlung bestimmt
die Temperaturen bei teils stillem und wolkenlosem Wetter, teils zunehmender
Bewölkung mit südlich drehenden Winden,
Ergebnis der Prognose. Bei dem unter Luftdruckanstieg erfolgten Auf-
klaren und dem Einbruch polarer kontinentaler Luft an der Rückseite der ab-
ziehenden Zyklone wird die Prognose für den 15, Oktober falsch. Der Charakter
der Witterungsverhältnisse wird grundlegend geändert. Aus der warmen SW-
Strömung von Mischluft gelangt die Station vom Abend des 14. zum Morgen
des 15. Oktober aus dem Kern einer Zyklone an deren Westrand mit kalter
Nardostströmung. Die Vorbersage nach Kammermann muß hier versagen. Am
16. Oktober geht der Temperaturfall unter konstanten Verhältnissen vor sich,
Die Vorausbestimmung liefert einen Treffer.
Wetterlage der Frostperiode vom 4, bis 7. Oktober 1920.
8, Okt. 1920 (Vortag). Für die Frostperiode vom 4, bis 7. Okt, ist die im
Herbst bekannte stationäre Hochdruckwetterlage typisch. Ein Hoch über Skandi-
navien ist langsam im Vordringen nach Süden begriffen. Ein westlich von
England gelegenes Tief hat sich durch Zufuhr südwestlicher Luftmassen stark
vertieft, In ganz Deutschland herrschen unter diesen Druckgegensätzen Ostwinde,
4. Okt. 1920 (Frosttag), Das Hoch über Skandinavien hat sich etwas nach
Süden verlagert und liegt mit seinem Kern über der mittleren Ostsee. Das
Druckgefälle ist jetzt ostwestlich gerichtet. Unter seinem Einfluß bleiben die
kontinentalen Ostwinde erhalten, Besonders ganz Ostdeutschland befindet sich
unter ihrem Einfluß und hat bei hohem Druck heiteres Strahlungswetter. Unter
der Ausstrahlung sind die Temperaturen östlich der Oder unter den Nullpunkt
gefallen.
5. Okt. 1920 (Frosttag). In der Witterungslage ist das Druckgefälle er-
halten geblieben, Die Station verbleibt weiter mit ihrer Umgebung bei klarem
und heiterem Wetter im Gebiete des Hochs,
6. Okt. 1920 (Frosttag). Der Kern des Hochs hat sich nur wenig nach S
verschoben. Die Station liegt an seinem westlichen Rande, Die Druckgegensätze
bleiben erhalten.
7. Okt. 1920 (Frosttag). Die Luftdruckgegensätze beginnen sich langsam
auszugleichen, Das Hoch hat seine südliche Zugrichtung beibehalten, Das Tief
über England hat sich aufgefüllt und beginnt nach N abzuwandern. Der Osten
Deutschlands befindet sich noch ganz unter dem Einfluß des Hochs, Es herrscht
heiteres, wolkenloses Wetter.
Ergebnis der Prognose, Die angeführte Frostperiode ist für eine gute
Prognose charakteristisch. Die Abkühlung wird durch Zufuhr von Kontinental-
luft ausgelöst, stellt aber keinen intensiven Kaltlufteinbruch dar. Bei einem
gleichmäßigen Zuströmen entwickelt sich der Frost als Strahlungsfrost und bleibt
in diesem Charakter erhalten, Für alle vier Frosttage werden die Fröste vor-
hergesagt, Die erwarteten Minima liegen um 0,2° bis 0.5° höher als die tat-
sächlichen.
Die behandelten Frostperioden stimmen darin überein, daß sie durch Ad-
rektion eingeleitet werden. Es fällt bei der Bestimmung der Witterungslagen
speziell bei Frostlagen auf, daß die Kälteeinbrüche im Mai den Temperaturgang
unstetiger ändern und daher eine relativ stärkere Abkühlung bringen als be-
stimmte Fröste im Oktober, Der Oktober zeichnet sich durch eine große Zahl
von Frösten mit „Ostwindwetterlage“(zo) aus, die einen stetigen Lufttransport
aufweisen, Unter der südöstlichen Zugrichtung stationärer Hochs findet ein
Einströmen kühler und trockener Luft des Kontinents statt, was zu einem reinen
Strahlungsfrost und zu guten Werten in der Vorhersage führt, Pollack sagt