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Full text: 61, 1933

Mey, A.: Platzregen über Bremen. 
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Die günstigen Bedingungen zur Schauerbildung ermöglichten über Bremen 
die besprochenen Platzregen, die offenbar einzelnen Quellwolken von verhältnis- 
mäßig so geringem Durchmesser entstammten, daß in den verschiedenen Fällen 
in dem vom Netz der registrierenden Regenmesser überdeckten Gebiete gleich- 
zeitig zwei voneinander unabhängige Schauer festzustellen waren, In einem 
Falle gelang es, einen solchen Platzregen ganz zu umgrenzen, wobei eine radiale 
Ausbreitung des Regengebietes festgestellt wurde, die auf eine Ausbreitung der 
Wolke in der Höhe der Ast-Schicht zurückgeführt werden muß, wozu die oben 
erwähnte Beobachtung der Flugzeugführer passen würde. 
Es ist noch bemerkenswert, daß zwischen erstem und letztem Schauer rund 
14 Stunden liegen, daß also die günstigen Bedingungen für die Schauerbildung 
entweder sehr lange fortbestanden oder sich erneuert haben; man kann im 
letzteren Falle annehmen, entweder, daß eine neue Kaltluftstaffel in der Höhe 
die Schauerbildung in der Nacht angeregt hat, oder daß durch Abkühlung in 
der Höhe infolge Ausstrahlung die Labilität gesteigert wurde, Über einen etwa- 
igen Einfluß der Unterlage auf die örtliche Verteilung der Schauerherde läßt 
sich aus dem vorliegenden Material nichts schließen, wenn es auch naheliegt, in 
dem Falle des einzigen ganz umgrenzbaren Schauers anzunehmen, daß die Stadt- 
wärme das Emporquellen ausgelöst haben kann. 
Meteorologische Horizontal-Navigation durch Vertikal-Navigation 
im Luftfahrzeug, insbesondere im Freiballon. 
Von Dr. Paul Perlewitz, Hamburg, Deutsche Seewarte. 
(Hierzu Tafel 55.) 
Übersicht: Dreidimensionale Navigation, das Luftfahrzeug im Luftstrom (Abtrift), Windänderung 
mit der Höhe, Beispiele für Vertikalnavigation bei Ziel-, Dauer-, Weitfahrten, bei Fahrten im Hoch- 
druckgebiet, bei zeitlichen Änderungen, im Tief, (im Passat), bei Rekordfahrten, Fuchsjagden, Gebirgs-, 
Meeres- und Küstenfahrten. Meteorologische Vertikalnavigation des Segelfliegers. 
Ein Fahrzeug lenken — navigieren sagt man von der Schiffahrt her — 
kann jeder, der den Führerschein für die betreffende Fahrzeuggattung besitzt. 
Ein Fahrzeug gut führen, ist Übung und Kunst‘). 
In einem erd- oder wassergebundenen Fahrzeug hat man die zweidimen- 
sionale Erdoberfläche als Navigationsfeld, im Luftfahrzeug das dreidimensionale 
Raumfeld. Die Navigationsmöglichkeit und -freiheit ist also im Luftfahrzeug 
unendlich viel größer als die im Schiff oder Auto. Zur Horizontalnavigation 
kommt die Vertikalnavigation hinzu, Daraus erwächst dem Führer aber gleich- 
zeitig die Pflicht, sich mit dieser doppelten Navigationsmöglichkeit um so gründ- 
licher vertraut zu machen und sie bei jeder Fahrt auszunutzen. 
Die älteste Gattung von Luftfahrzeugen ist der Freiballon; er stammt aus 
dem Jahr 1709 und war bis etwa 1903, also zwei Jahrhunderte lang, das einzige 
Luftfahrzeug. Nicht Montgolfier (1783), sondern de Gusmao aus Santos ließ den 
ersten Heißluftballon (am 8. 8. 1709 in Lissabon, allerdings nur bis zum Balkon 
des Kgl. Schlosses) aufsteigen?). 
Ist ein Freiballon gestartet und damit von der Erde losgelöst seinem Element 
übergeben und zur Ruhe gekommen, so kann er als ein Luftteilchen angesehen 
werden, das sich im Gleichgewicht mit dem ihn umgebenden Luftkörper befindet, 
Wir sehen dabei zunächst von etwaiger Temperaturänderung dieses Ballonluft- 
teilchens, die ihm vertikale Eigenkraft verleiht, ab. Der Ballon bewegt sich 
horizontal willenlos mit und in der ihn umgebenden Luft; kein Luftzug, ob Sturm 
herrscht oder nicht, macht sich im Korb bemerkbar, abgesehen von lokaler 
Turbulenz und Luftunruhe, besonders in Gebirgen, worauf wir noch zurück- 
‘) In der „Hansa“, Deutsche Schiffahrts-Zschr., 1933, S. 705, sagt der 1. Offizier der Hapag, 
W. Niemann: „Die Navigation und im besonderen die astronomische ist eine Wissenschaft und zu- 
gleich eine Kunst. Theoretische Überlegungen müssen die wissenschaftliche Grundlage schaffen für 
die Kunst des praktischen Navigierens“, — ?) A, Hildebrandt, Vom Flugahnen zum Höhen- 
flug. Deutsches Museum, Abhandlungen und Berichte, 5, H. 3, VDI-Verlag, Berlin 1933.
	        
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