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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1933
und breitet sich über die Myre-Bucht aus; während der abgedrängte Nordost-
strom auch etwa um 2%, Stunden vor Hochwasser in Queenstown bei Stokksnes-
Öst die Kenterung von Südwest- auf Nordoststrom hervorruft, sich bis in das
Gebiet südlich der Hvalsbakur-Klippe ausbreitet und dort Wirbel mit dem zgüd-
wärts setzenden oOstisländischen Polarstrom hervorruft,
Nach der Kenterung bei Ingolfsbhöfdi um etwa ’/, Stunde nach Hochwasser
in Queenstown von Flut- auf Ebbstrom, setzt ein einheitlicher westlicher Strom
an der ganzen Südküste entlang bis nach drei Stunden nach Hochwasser in
Queenstown, Um diese Zeit beginnt in der Myre-Bucht eine Wirbelbildung,
während bei der Medalland-Bucht die Kenterung von West über Nord auf Ebb-
strom nach Östnordost einsetzt und die Geschwindigkeit der Ströme nachläßt.
Von vier Stunden bis 6'/, Stunden nach Hochwasser in Queenstown macht sich
von Portland bis Ingolfshöfdi ein östlich setzender Ebbstrom bemerkbar.
An den beiden Hvalsbakur-Orten tritt durch das Einsetzen des Flutstroms
eine Verstärkung des vorherrschenden beständigen Stromes ein. Bei Hvalsbakur-
Süd erfolgt von etwa zwei Stunden nach Hochwasser in Queenstown ab ein
Drehen des Stromes von Nordost über Nord nach Südwest auf Ebbstrom und
demzufolge eine Abschwächung des vorherrschenden beständigen Nordoststromes,
indessen bei Hvalsbakur-Südost sich fast um dieselbe Zeit eine Drehung des
nordwestlichen Stromes nach Norden und gleichzeitige Abschwächung bemerkbar
macht, die auf das infolge des Ebbstroms südlicher durchdringende Eingreifen
des nach Osten abbiegenden Zweiges des ostisländischen Polarstroms zurück-
geführt werden können. Der nach Norden setzende Strom verschwindet jetzt
in dem Gebiet der IHvalsbakur-Orte fast ganz, und.es herrscht bis gegen sechs
Stunden vor Hochwasser in Queenstown der in südwestlicher Richtung setzende
ostisländische Polarstrom vor; der in der Myre-Bucht Wirbel bildend an Ingolfs-
höfdi vorbei zur Medalland-Bucht läuft, wo er allmählich von dem nach sechs
Stunden vor Hochwasser in Queenstown bei der Medalland-Bucht wieder ein-
setzenden Flutstrom aufgehalten wird,
Bemerkenswert ist der Verlauf des Stromes in der Medalland-Bucht. Im
Seehandbuch von Island heißt es über die letztere: „Dort muß man sich vor
dem hart in die Medalland-Bucht setzenden westlichen Strom hüten, weil er
schon viele Strandungen verursacht hat“ Auf Grund der vorliegenden Unter-
suchungen soll versucht werden, eine Erklärung für diese Erscheinung zu geben,
Von vier Stunden nach Hochwasser in Queenstown ab macht sich im west-
lichen Teil der Medalland-Bucht der von Südwesten kommende, in die Medalland-
Bucht setzende Ebbstrom bemerkbar; um Ingolfshöfdi herum setzt aber auch
noch Ebbstrom nach Westen, so daß ein, wenn auch nur schwacher, in die Me-
dalland-Bucht auf Land zu setzender Strom entsteht, der durch das Skeidarä«
Tief einen Abfluß nach Süden finden dürfte. Dieses Strombild dauert bis zur
Kenterung bei Ingolfshöfdi kurz nach sechs Stunden vor Hochwasser in Queens-
town an, worauf ein Abfluß des in die Medalland-Bucht einsetzenden Flutstroms
nach Ostnordost und West erfolgt. Dieses Strombild dauert wieder bis zur
Kenterung bei Ingolfshöfdi kurz nach Hochwasser in Queenstown auf westlich
setzenden Ebbstrom an, worauf bis vier Stunden nach Hochwasser in Queens-
town der in westlicher Richtung setzende Strom alleinherrschend wird. Von
vier Stunden nach Hochwasser in Queenstown ab macht sich im westlichen Teil
der Medalland-Bucht wieder der Ebbstrom bemerkbar, so daß während der
ganzen Gezeitenperiode immer ein in die Medalland-Bucht hineinsetzender Strom
vorhanden ist.
Es bleibt nun noch die Betrachtung des Verlaufs der Ströme im westlichen
Teil der Gewässer an der Südküste Islands übrig. Bei Vestmannaeyjar-Süd wird
um etwa fünf Stunden vor Hochwasser in Queenstown der nach Nordost ganz
schwach setzende beständige Strom durch den einsetzenden Flutstrom auf-
gehoben, so daß bis nach Hochwasser in Queenstown ein einheitlicher Strom
nach Südwest setzt. Der darauf eintretende Ebbstrom bewirkt eine Verstärkung
des vorherrschenden Nordoststroms, der im weiteren Verlauf westlich der Vest.
mannaeyjar unter Wirbelbildung nach Westen abgelenkt wird, Bei Vestmannaeyjar-