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Full text: 61, 1933

324 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1933, 
wurden immer dichter und schwerer und gingen allmählich ineinander über, 
die Küste kam nur noch sehr selten durch, die Berge steckten in den Wolken. 
Hier oben im Barentsmeer zeigt der Vorfrühling die Kampfzone zwischen AL 
und PK in reinster Form: Immer Schneeschauer und immer stürmischer Wind. 
Nur wenn einmal infolge einer besonders geeigneten Druckverteilung PW hoch 
nach Norden geführt wird, gibt es besonders schwere Stürme und eine etwas 
energischere Frontbildung, die sich gleichwohl von der unserer Breiten noch 
erheblich unterscheidet, aber immer Einbruchscharakter frägt, d.h. Schauer in 
der KM vor der WF, an welcher PW auf PK aufgleitet, Schnee in der Front; falls 
15" über Ta liegt, folgt kurze Zeit stabile Vertikalschichtung und damit Nach- 
lassen der Schauer; dann heftiger Einbruch von AL mit schwerer und tiefer Schauer- 
front, dahinter ganz allmähliches, aber niemals völliges Abklingen der Schauer. 
Die Schauertätigkeit in der AL bleibt intensiver, als sie vorher in der PK war. 
Diese ganze Darstellung stützt sich zum größten Teil auf die Augenbeob- 
achtungen an Bord und auf die Registrierungen und Ablesungen der Bord- 
instrumente, die nachträglich mit den vorliegenden Wetterkarten verglichen 
wurden. Sie kann daher, besonders wenn man die Weitmaschigkeit des Stations- 
netzes im hohen Norden berücksichtigt, nichts sein als eine möglichst gewissen- 
hafte Schilderung von Augenblicksbildern, aus denen vorsichtig vorläufige 
Schlüsse gezogen wurden. Vielleicht werden die Beobachtungen des inter- 
nationalen Polarjahres einen großen Schritt weiter führen; besonders darf man 
hoffen, daß der sich gerade jetzt einspielende Fischdampferseeobsdienst Unter- 
lagen liefern wird, die auch hier ein Arbeiten auf breitester Basis gestatten. 
Auch darf man hoffen, daß die Untersuchungen des cand. M. Henning, der 
z. Zt. für die Dauer eines Jahres auf Fischdampfern den hohen Norden gerade 
zum Zwecke des Studiums der hier angeschnittenen Erscheinungen bereist, ein 
zründlicheres Bild liefern werden, als diese mehr stichprobenartigen Unter- 
suchungen es tun konnten, 
Strombeobachtungen deutscher Fischdampfer unter Island. 
Von 6. Thiel, Hamburg, Deutsche Seewarte, 
(Hierzu Tabellen-Tafeln 41 und 42 und Tafeln 43 bis 45.) 
Einleitung und Vorgeschichte, 
Die Fischerei jn den fischreichen Gewässern bei Island wird von den Deutschen mit Fisch- 
dampfern betrieben, die an der Unterelbe und Unterweser beheimatet sind. Wie groß die Bedeutung 
des deutschen Fischfangs unter Island ist, geht daraus hervor, daß im Jahre 1930 nach den Mit- 
teilungen des Deutschen Seefischerei- Vereins 165416833 Pfd. Islandfische im Werte von 17096557 RM 
in Deutschland angelandet wurden. 
So ergiebig der Fischfang bei Island ist, so groß sind auch die Gefahren, die den Fischerei- 
Fahrzeugen durch die besonders im Winter häufigen Stürme, durch unsichtige Luft, Nebel, magnetische 
Störungen der Kompasse, durch Meeresströmungen und Gezeitenströme drohen, Nach dem  echand- 
zuch für Island sind in den Jahren 1903 bis 1917 insgesamt 17 deutsche Fischdampfer unter Island 
verlorengegangen, davon 8, also fast die Hälfte, an der Südküste Islands, Nach den „Entscheidungen 
des Reichsoberseeamts und der Seeämter des Deutschen Reichs“ sind in den 4 Jahren 1927 bis 1931 
unter Island 8 Fischdampfer, also durchschnittlich 2 im Jahre, gestrandet oder verlorengegangen; 
yon diesen 5 an der Südküste und 3 an der Westküste, Bei 5 von diesen 8 Strandungen ist Strom- 
rersetzung als eine der Ursachen angegeben. 
Besonders an der Südküste Islands ist die vereinigte Wirkung der Meeresströmungen und Ge- 
zeitensträme sehr verwickelt. Wohl sind die allgemeinen Richtungen und Geschwindigkeiten der 
Meeresströmungen durch verschiedene Forscher bestimmt worden, aber die Richtungen und Ge- 
schwindigkeiten der Gezeitenströme sind bisher noch wenig geklärt und bedürfen daher noch ein- 
gehender Beobachtungen, 
Im Dezember 1929 trat der Reeder Carsten Janssen von der Fischdampfer-Reederei Ludwig 
Janssen & Co., Wesermünde, an die Deutsche Seewarte mit der Anregung heran, Vorschläge für 
Beobachtungen von Wetter-, Strom- und Eisverhältnissen bei Island und in der Barentssee zu machen, 
und erbot sich, die Anteilnahme der Fischdampferführungen für die Anstellung solcher Beobachtungen 
zu wecken, 
Unter Berücksichtigung des Umstandes, daß die Fischdampferführungen durch die Beobachtungen 
80 wenig wie möglich von ihrer eigentlichen Tätigkeit abgelenkt werden sollten, wurde von der Deutschen 
Seewarte ein TASCHE Tagebuch für Fischdampfer entworfen, das die Ausführung der Be- 
obachtungen nicht an timmte Zeitpunkte bindet, sondern der Schiffsleitung die Wahl der Be- 
obachtungszeiten selbst überläßt. Die Ausrüstung der Fischdampfer mit diesen meteorologiechen 
Tagebüchern übernahm im Frübjahr 1930 der Dampf-Seefischerei- Verein „Unterweser“,
	        
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