Findeisen, W.: Ein Beitrag zur Frage der Nebelentstehung. 311
Auß des Quotienten, der im einen Falle verzögernd, im anderen Falle be-
schleunigend auf die Nebelbildung wirkt, auf, so daß es nur noch allein auf die
Krümmung der Temperatur- absol. Feuchtigkeits-Kurve ankommt. Die Summen
der Wassergehalte, die aus Fig. 2 für den Kreisprozeß + 10° > 0°-> + 10° ©
folgen, sind für laminare und turbulente Grenzschicht praktisch gleich, nämlich
0,68 bzw. 0.70 g/m®,
Für zwei ganz ähnlich gewählte Beispiele mit den Grenzwerten der Temperatur
+0° und — 10° C ergibt sich:
a a b Summe
+0 —>— 10° — 10° > +0° 0° —— 10° —0°
Laminare Grenzschicht: 0.12 0.44 0.56 g/m?
Turbulente » : 0,20 0,35 0.55 g/m?
Die Wassergehalte sind auch bei diesen Beispielen immerhin beträchtlich,
Aus den Ergebnissen, die hier für die rein durch Austausch verursachte
Nebelbildung gewonnen wurden, kann mit Hilfe von Beobachtungsergebnissen
auf den gleichzeitig mit dem Austauschyorgang wirkenden Einfluß der lang-
welligen Strahlung auf die Nebelbildung geschlossen werden, Die Entstehung
von Nebel über relativ zur Luft warmer Unterlage, wie sie in kalten Gegenden
(arktischer Seerauch), über warmen Flußläufen und über feuchten Wiesen nach
Sonnenaufgang‘) beobachtet wird, kann nicht durch den eingangs erwähnten
unmittelbaren Einfiuß der langwelligen Strahlung erklärt werden. In diesen
Fällen ist also der Austauschvorgang allein als Ursache der Nebelentstehung
anzusehen, Bei relativ zur Luft kalter Unterlage addieren sich die Einflüsse
des Austausches und der langwelligen Strahlung zugunsten der Nebelentstehung,
Aus diesem Grunde wird in vielen Fällen die Entstehung von Nebel vor allem
über kälterer Unterlage beobachtet, während sie über wärmerer Unterlage aus-
bleibt (Labradornebel), Es ist anzunehmen, daß der Einfluß der langwelligen
Strahlung auf die Nebelentstehung im allgemeinen von ungefähr gleicher Größen-
ordnung ist wie der Einfluß des Austausches. Eine genaue Aussage darüber wird
erst auf Grund eingehender Untersuchungen, die insbesondere auf See ausgeführt
werden müßten, möglich sein. — Die abendliche Bildung sehr dichten Nebels
über Wiesen ist auch auf ein Zusammenwirken von langwelliger Strahlung und
Austausch zurückzuführen, die dabei beide insofern. im gleichen Sinne wirken,
als für die Jangwellige Strahlung die relativ kalten Grashalme maßgeblich sind,
während die Luft gleichzeitig mit dem kalten Grase und vor allem auch dem
darunterliegenden relativ warmen, feuchten Boden in Austausch steht, Die hierbei
vorausgeseizte Temperaturschichtung wurde bereits vor einigen Jahren in
Hamburg-Großborstel in klaren Nächten festgestellt2).
Hamburg, 10. August 1933,
Meteorologisches Institut der Universität, verbunden mit der Meteorologischen
Versuchsanstalt der Deutschen Seowarte
Tabellen zur Berechnung der Maurerschen Stufen
der Jahresniederschläge. Das Maurersche Schwankungsmaß.
Von P. Heidke, Hamburg, Deutsche Seewarte,
H, Maurer hat unter Ablehnung des Hellmannschen Schwankungskoeffi-
zienten Vorschläge zur Ermittlung eines für die ganze Erde geeigneten Schwankungs-
maßes der Jahresniederschläge veröffentlicht‘), Zu seiner Berechnung hat er
Stufenwerte der Jahresniederschläge eingeführt, die er nach einer späteren Ver-
öffentlichung *) aus der Festsetzung
() r=a(bi— 1)
ableitet. Hierin bedeutet = den gemessenen und somit bekannten Jahresnieder-
1) A. Schmauß, Met. Zschr, 1918, 8. 184, — % An diesen Messungen war Herr Dr, Franken-
berger beteiligt. — % Met, Z. 1911 8. 96/114, — *) Ebd. 1928 S. 166/174,