Böhm, E.: Über die Verwendung der sogenannten Kammermannschen Konstanten usw. 301
vorgang stellt vielmehr, wie Ängström zeigte, einen Vorgang dar, in dem Tem-
peratur, Feuchtigkeit, Bewölkung und möglicherweise Wind in bestimmter Be-
ziehung verknüpft sind. Es dürfte ungemein schwierig sein, eine Formel
anzugeben, die in ihrer Abänderung den angegebenen Bedingungen genügt und
‘heoretisch belegt werden kann. Die stärksten Einwände müssen bei den durch
Advektion verursachten Frösten erhoben werden. In diesem besonderen Fall
sind die Voraussetzungen für die Anwendung der Kammermannschen Prognosen-
formel nicht erfüllt. Die Luftmasse, die zu einer gegebenen Zeit und an einem
gegebenen Ort liegt, wird durch eine andere von gänzlich neuen Eigenschaften
ersetzt und die Kammermannsche Formel gilt doch zunächst nur unter der Vor-
aussetzung, daß die Luftmasse in der Zeit, für die die Prognose gilt, konstant
bleibt. Die Kammermannsche Vorhersage stellt die Forderung auf, Temperatur
und Feuchtigkeit als die für die Minimumsbestimmung wesentlichen Eigen-
schaften der Atmosphäre anzusprechen und andere Faktoren, wie Bewölkung
and Wind, implicite zu erfassen. Für eine Ergänzung der Nachtfrostvorhersage
verspricht daher der Weg Erfolg, die Kammermannsche Konstante für verschie-
dene Luftmassen verschieden zu behandeln. Wir stützen uns dabei auf die
„‚Luftkörper-Klimatologie“ (6). Die Bestimmung der Luftkörper und die
Beziehungen der Kammermannschen Konstanten zu denselben bilden daher einen
wesentlichen Bestandteil dieser Arbeit. Der Einfluß, den die dynamische Kompo-
nente auf die Entwicklung und Stärke des Frostes hat, wird in dem Luftkörper-
wechsel erfaßt. Die Frostprognose wird der Wetterprognose einbezogen.
Die Untersuchungen für diese Arbeit wurden in einem Gebiet angestellt,
das nach den Angaben von Pollack (zo) das von allen Teilen Deutschlands am
stärksten verfrostete ist, Nimmt man hinzu, daß es ein Gebiet vorwiegend
landwirtschaftlicher Betätigung mit einem durch Siedlung aufblühenden Garten-
bau ist, so ist die Behandlung der Aufgabe auch von praktischen Gesichts-
punkten wünschenswert,
3. Übersicht über das Material,
Die vorliegende Arbeit verwertet das Material der Beobachtungen der
Meteorologischen Station II. Ordnung Königsberg Pr. aus den Jahren 1888 bis
1931*), Während dieser Zeit wechselte die Station dreimal ihre Lage. Sie
befand sich vom 1, Juli 1887 bis 30. September 1889 im Königlichen Botanischen
Garten, vom 1. Oktober 1889 bis 30. September 1922 auf dem Gelände der
Städtischen Pumpstation am früheren Ostbahnhof. Für diese Zeitspanne habe
ich ihre Registrierungen mit den langjährigen Beobachtungen der Sternwarte
der Albertus-Universität Königsberg Pr. verglichen**), Die Beobachtungen der
Station II. Ordnung an der Pumpstation und der Station der Sternwarte, die
nicht dem Preußischen Meteorologischen Institut angeschlossen war, zeigen im
wesentlichen gleiche Werte, Da wegen der erhöhten Lage der Sternwarte ein
störender Einfluß der Stadt auf ihre Registrierungen kaum in Frage kommen
kann, so kann wegen des gleichen Ganges der Registrierungen der beiden
Stationen auch kein hindernder Einfluß auf die Beobachtungen der Meteorolo-
gischen Station II. Ordnung in der Nähe des Ostbahnhofs angenommen werden.
Am 1, Oktober 1922 wurde die Station II. Ordnung von der Pumpstation nach
Devau verlegt, wo bis 30. Septeinber 1930 die Beobachtungen auf dem freien
Gelände des Flugplatzes im Nordosten außerhalb der Stadt vorgenommen
wurden, vom 1, Oktober 1930 bis zur Zeit etwa 200 m entfernt davon unter
denselben Bedingungen auf dem Gelände der Wetterdienststelle Königsberg Pr.
Ein störender Einfluß auf die Beobachtungen kann auch hier nicht in Frage
kommen. Als Ablesungstermine für die beiden in Frage kommenden Termine
gelten bis 1922 14% und 21b, von 1923 bis zur Zeit werden die Ablesungen am
Abendtermin um 20 vorgenommen. Die Ablesungen der Minimumthermometer
erfolgten in Höhe der englischen Hütte 2 m und in Erdbodennähe 0.05 m hoch.
*) Herrn Dr. Klein, Direktor der Wetterdienststelle Königsberg Pr., danke ich für die Über-
lassumg des Beobachtungsmaterials, -— **) Dem Direktor der Sternwarte der Albertus-Universität,
Herrn Prof. Dr. Przybylilock, bin ich für die Überlassung des Beobachtungsmaterials der Stern-
warte zu Dank verpflichtet,