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Full text: 61, 1933

Becker, R.: Eine Beziehung zwischen jährl, Schneehöhe usw. des Grönländ, Inlandeises, 251 
ein ansteigendes Gelände an, das eine horizontale Stufe enthält, so können nach 
jener Annahme beiderseits Schneemassen aus dem horizontalen Stück auswandern, 
einwandern dagegen können sie nur von der höheren Seite, Es entsteht also 
auf dem horizontalen Teil ein Manko. 
Eine weitere Stütze der Anschauung über die ursächliche Verknüpfung 
zwischen Schneehöheverteilung einerseits und Windverteilung relativ zum Gelände 
andererseits liefert die Untersuchung der Erscheinung, welche die Kurve der von 
Koch und Wegener gemessenen Schneehöhen bei 50° Länge zeigt. Etwa an 
dieser Stelle hört, wie oben bereits erwähnt, der inverse Gang von beobachteter 
und berechneter Kurve auf, und die beiden Linienzüge verlaufen weiter nach 
Westen im Prinzip wieder in demselben Sinne. Eine Erklärung hierfür ergibt 
sich, wenn man die genaue Verteilung der Winde betrachtet, wie sie in dem 
Expeditionsbericht von Koch und Wegener mitgeteilt werden?). Unter Aus- 
scheidung der sehr leicht erkennbaren „gestörten“ Zeiten hat Wegener die 
Windbeobachtungen der Durchquerungsreise in Gruppen eingeteilt, und zwar so, 
daß Windsysteme, die nach Richtung und Stärke als zusammengehörig zu be- 
trachten sind, vektoriell gemittelt werden. Der Überquerungsweg wird so in eine 
Anzahl Abschnitte zerlegt, denen physikalisch und rechnerisch eine bestimmte 
Windrichtung und Stärke zugeordnet werden kann. Die Anwendung dieser Wind- 
werte ist natürlich sehr gewagt, da sie nur auf sehr wenig Beobachtungen beruhen, 
Es ist aber zu bedenken, daß sie bei der hohen Beständigkeit des Windes doch 
schon ev. als Mittelwerte gebraucht werden können. Tut man dies nun, so zeigt 
sich zwischen den beiden Gruppen, die man als der Länge von 50° etwa benach- 
bart betrachten kann, ein sehr bemerkenswerter Unterschied: Die absoluten Werte 
beider Vektoren sind einander gleich; der westliche ist gegen den östlichen aber 
etwas nach links gedreht, hat also eine Komponente bergabwärts. Aus den An- 
gaben Wegeners ergibt sich, daß diese Komponente etwa 1.9 m/sek beträgt, bei 
einer Windgeschwindigkeit von 6 m/sek, Mit dem Vorhandensein einer solchen 
Komponente sind aber die der Geländeformel zugrunde liegenden Voraussetzungen 
wieder gegeben. Tatsächlich zeigt sich ja auch, daß ab 50° Länge nach Westen 
hin beobachtete und berechnete Schneehöhenkurven prinzipiell im gleichen Sinne 
verlaufen. — Der analoge Übergang von inversem zu konformem Gang der beiden 
Kurven bei etwa 46.5° kann leider mangels genügender UÜbersichtlichkeit der 
Windverhältnisse nicht in der vorstehenden Art untersucht werden. 
Von Interesse ist noch die Frage, von welcher Seehöhe ab, wenn man von 
der Küste auf das Inlandeis heraufsteigt, die Geländeformel anfängt in Kraft zu 
treten. Beginnt man mit der Expedition von De Quervain, welche die klarsten 
Verhältnisse zeigte, so ergibt sich, daß dies im Westen bei 1800 m und im Osten 
bei 2080 m der Fall ist, also im Osten und im Westen etwa in der gleichen Höhe, 
was bei der aus Fig, 2a ersichtlichen Asymmetrie des Geländeprofils nicht selbst- 
verständlich ist. Bei der Expedition von Koch und Wegener läßt sich diese 
Stelle nicht genau angeben, sie ist aber im Westen bei 2310 m und im Osten bei 
1710 m anscheinend bereits erreicht, 
Es sei nun hier zum Schluß nochmals ausdrücklich hervorgehoben, daß das 
Beobachtungsmaterial, auf das sich die vorliegenden Betrachtungen stützen, dürftig 
und unsicher ist. Es könnte deshalb bisweilen der Eindruck entstehen, daß die 
Interpretation der Kurvenzüge überspitzt worden ist. Sie wird aber durchaus 
durch den Erfolg gerechtfertigt. Die Übereinstimmung zwischen Theorie und 
Beobachtung erscheint nirgends ernstlich gefährdet. Dies wäre aber ein unwahr- 
scheinlicher Fall, wenn es sich nicht um eine physikalisch begründete Gesetz- 
mäßigkeit, sondern um ein Spiel des Zufalls handeln würde, 
) Koch-Wegener [siehe *)l, Abteilung II, S, 569 uw, folg.
	        
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