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Full text: 61, 1933

250 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August/September 1933, 
geprüft werden, da bei der Expedition von De Queryvain auf einer großen 
Strecke im Zentralgebiet keine Beobachtungen der Schneehöhe angestellt wurden. 
Bei der Betrachtung der Schneehöhemessungen der Grönlandüberquerung 
von Koch und Wegener soll zuerst mit der Ostseite begonnen werden. Wie 
die Fig. 2b zeigt, herrscht hier eine bis ins einzelne gehende Übereinstimmung 
zwischen beobachtetem und berechnetem Linienzug. Übereinstimmend treten drei 
Minima und zwei Maxima in beiden Linienzügen klar hervor. Nach dem Rande 
zu tritt hier noch kein prinzipieller Unterschied im Gang von beobachteter und 
berechneter Kurve auf, was damit in Einklang steht, daß der Abbruch der Schnee- 
höhemessungen schon ziemlich weit von der Ostküste entfernt erfolgte. 
Auch nach innen zu zeigt sich das verlangte Verhalten von theoretischer 
und empirischer Kurve, Bis kurz vor der Maximalhöhe verlaufen beobachtete 
und berechnete Kurve in demselben Sinne. Dann aber tritt Fallen der beobachteten 
Kurve ein, während die berechnete weiter steigt. 
Betrachtet man nun aber die westliche Hälfte der Reise von Koch und 
Wegener, die bisher immer absichtlich zurückgestellt wurde, so bemerkt man, 
daß die bisher festgestellte gute Übereinstimmung von Theorie und Beobachtung 
völlig fehlt. Das Interessante dabei ist aber, daß die Abweichungen als systema- 
tisch bezeichnet werden müssen, Zwei Maxima (davon ein sehr großes) und zwei 
Minima zeigt der Linienzug der beobachteten Schneehöhe, An diesen vier Stellen 
zeigt die berechnete Kurve aber umgekehrt zwei Minima und zwei Maxima; die 
beiden Kurvenzüge verlaufen genau invers. Das linke und das rechte Ende der 
berechneten Kurve zeigt aber wieder einen Verlauf, der mehr der Geländeformel 
entspricht, Etwa vom westlichsten Maximum (das bei den oben genannten beiden 
Maximas nicht mitgezählt wurde) der beobachteten Schneehöhenverteilung ab 
weiter nach Westen bis zum Ende der Kurve ist der Gang von berechneter und 
beobachteter Kurve wieder ausgesprochen konform. Dasselbe ist von einer Stelle 
an nach innen zu der Fall, die man etwa durch den auf das große Maximum 
nach innen folgenden Punkt festlegen kann. Bald darauf setzt nun allerdings 
starkes Ansteigen der berechneten Kurve ein, im Gegensatz zur beobachteten. 
Dies ist aber gerade das, was die bisher mit Erfolg auf drei Expeditionsabschnitte 
angewandte Theorie verlangt. Zusammenfassend kann man sagen, daß Anfang 
und Ende der westlichen Hälfte in der Schneehöhenkurve von Koch-Wegener 
der Geländeformel und den an sie geknüpften Erwartungen entsprechen. Da- 
zwischen hingegen verlaufen beobachtete und berechnete Kurve invers. 
Es hätte keinen Sinn, alle Einzelheiten des Schneehöhenprofiles auf dem 
westlichen Teil der Route von Koch und Wegener 80 ins einzelne gehend an 
Hand der Geländeformel zu interpretieren, wenn es nicht gelänge nachzuweisen, 
daß jene Einzelheiten systematischer und nicht zufälliger Natur sind. Für das 
erstere sprechen nun aber wichtige Umstände, 
Fig. 3 zeigt, wie bereits erwähnt, ein grundsätzlich abweichendes Verhalten 
des Windes auf dem westlichen Teil des Weges der Expedition von Koch und 
Wegener. Auf diesem Abschnitt weht der (bekanntlich außerordentlich regel- 
mäßige) „normale“ Wind parallel den Oberflächenisohypsen des Inlandeisschildes, 
in krassem Gegensatz zu allen übrigen Gebieten, wo die Luft bergab fließt, 
Das letztere Verhalten der Luft ist aber die Grundlage der Geländeformel und 
aller sich an sie knüpfenden Betrachtungen. Die fehlende Übereinstimmung 
zwischen berechneter und beobachteter Schneehöhenverteilung im Falle des west- 
lichen Teiles der Route von Koch und Wegener muß deshalb als eine wichtige 
Stütze für die Berechtigung jener Gedankengänge bezeichnet werden, die der 
Geländeformel zugrunde liegen, 
Die Annahme, daß das Schneefegen die Ursache der hier besprochenen Er- 
scheinung ist, gewinnt damit aber stark an Wahrscheinlichkeit. Weht der Wind 
parallel den Geländeisohypsen, so kann man sich das Anhäufen des Schnees auf 
den stärker geneigten Geländeteilen vielleicht durch einen horizontalen Massen- 
austausch vor sich gehend denken, Dies gelingt durch Zugrundelegung der An- 
nahme, daß ein Transport von Schneemassen bergauf nur über konkave, nicht 
aber über konvexe Geländestücke erfolgen kann. Nimmt man z. B. schematisch
	        
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