2392 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August/September 1933,
trieb? Wir beschränken uns der Kürze wegen auf die Gegenüberstellung der
Sachlagen in Südwinter und Südsommer, Man betrachte dazu für Südafrika auf
Tafel 28 die 4 Figuren, 2 für Wind, 2 für Strom und Wassertemperatur; sie sind
vorzugsweise, doch nicht ausschließlich nach den holländischen Atlanten!) ge-
zeichnet. Für den Südwinter und die ihm in dieser Hinsicht zugehörenden
sonstigen Monate, insbesondere das Frühjahr, kann eine befriedigende Erklärung
in folgendem gesucht werden,
I. Südwinter (August). Die subtropische Konvergenz, also der Zusammen-
schluß des Tropenwassers des Südäquatorialstromes mit dem Wasser der West-
windtrift liegt im Indischen Ozean westlich von Australien auf der ganz un-
gemein niedrigen Breite von 20 bis 25° S; der entsprechende Zusammenschluß
liegt im Südatlantischen Ozean selbst im Winter südwestlich und südlich vom
Kapland auf 33 bis 37° S. Das ist ein grundlegender Unterschied mit
weiten Folgen, Im indischen Gebiet hat das Wasser der Westwindtrift bei
NO- und O-Richtung gar keinen anderen Ausweg als mit auflandigem Kurs
nach SO um Kap Leeuwin herum nach Osten, Im südatlantischen Gebiet jedoch
findet ein Teil des Agulhasstromes selbst im Winter die Möglichkeit, sich zwischen
Kapland und Westwindtrift einzuschieben in Richtung W und NW, mit ab-
landigem Kurs, Am Kap der Guten Hoffnung ist also Wasser anderer Herkunft
vorhanden als am Kap Leeuwin. Daß dem Agulhasstrom diese Umströmung trotz
der winterlichen Westwinde gelingt, dankt er zwei Umständen: seiner großen
eigenen Energie und der geringen Ausdehnung der Südküste Afrikas in W—0O-
Richtung, Die australische Südküste ist mehr als dreimal so lang als die süd-
afrikanische, und von einem Vordringen des sogenannten ostaustralischen Stromes
an ihr nach Westen ist gar keine Rede,
IL Südsommer (Februar). In dieser Jahreszeit hat sich die subtropische
Konvergenz im Indischen Ozean so weit südwärts verlagert, daß sie im Meridian-
streifen von Kap Leeuwin noch südlich von der Küste auf etwa 38° S-Br. zu
suchen ist, weiter westwärts dann stark nach Norden aufholend (wie im Winter).
Daß ein Zusammenschluß unterschiedlichen Wassers sogar noch im Herbst auf
dieser Breite liegt, hat G. E. R. Deacon auf der „Discovery II“ im Mai 1981
während der Reise nach und von Fremantle für 110° und 120° O-Lg, festgestellt,
eine Angabe, die ich der freundlichen Mitteilung von Dr. Stanley Kemp
(„Discovery“ Committee) verdanke, Damit aber ergibt sich — für diese Jahres-
zeit — ein Strömungsbild, dem sehr große Ähnlichkeit mit dem an der süd-
afrikanischen Küste zukommt, Die Strömung — wir nannten sie oben (S. 226)
„Westküstenströmung“ — verläuft nach W, NW und N um Kap Leeuwin, so, wie
die Abzweigung des Agulhasstromes auch. Die Westwindtrift bleibt von der
Küste getrennt, wie am afrikanischen Kap. Und trotzdem kein Auftrieb, der
Isothermenverlauf vor der australischen Westküste zeigt sogar Zunahme der
Wassertemperatur nach Land hin! Das ist um so auffälliger, weil auch die Wind-
karten eine weitgehende Ähnlichkeit der Luftströmungen an der Südkante der
zwei Kontinente zeigen. Eine Erklärung des trotzdem vorhandenen thermischen
Unterschiedes an den Westseiten der zwei Erdteile kann vielleicht davon aus-
gehen, daß, da nach den Pilots auflandige Versetzungen vor Australien stets
häufig sind, Neerströme wie in Fig. 1, Taf. 28 angegeben sich bilden, um so mehr,
als auflandige Winde an der australischen Westküste offenbar häufiger sich ein-
stellen als an der südwestafrikanischen, Mit einem Krümmelschen Kompen-
sationsstrom nach Süden aus der Timor- und Arafura-See kann man gerade in
dieser Jahreszeit der Frage nicht beikommen, ‘ Außerdem wird in den Be-
schreibungen, auch bei Krümmel (Handbuch II, S, 675) für den westaustralischen
Strom, betont, daß dem Strom sehr geringe Stabilität zukommt, Stromstillen
häufig sind: das wird die Bildung reiner Windtriften und Neere nach SO erleichtern.
Anders am Kap der Guten Hoffnung: hier steht der Agulhasstrom auf der Höhe
seiner Kraft, da jetzt die Westwinde zurücktreten, vielmehr die sommerlichen
1) Kon, Nederl, Meteorol, Inst., Oceanogr. en meteorol, waarnemingen Atlant. Oceaan, Utrecht
1918—1931; dasselbe für den Ind. Ozean, 1924—1930, Man vergleiche auch die Karte von A, Merz
in Deutsche Atlant. Exped. „Meteor“. Sitz, Ber, Akad. Wiss, Berlin, XXXI, 1925, 8, 573.