310 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1933,
für das OH-Intervall + 6.5° bis + 0.5° berechneten durchschnittlichen A- und
B-Abstände auf Amrum gleichsinnig schwanken, derart, daß die Tendenz einer
Vergrößerung mit Abnahme des Reinheitsgrades vorhanden ist.
Tabelle 4 gibt, abgesehen von am gleichen Tage beobachteten A-Abständen,
eine Zusammenstellung der Beobachtung des sogenannten sekundären neutralen
Punktes unterhalb des A-Punktes, der vor nahezu 90 Jahren von Brewster an
der See entdeckt und im Jahre 1928 von mir auf Helgoland wiedergefunden
wurde. Brewster gab an, daß dies Phänomen — wie dies speziell die der Beob-
achtung vom 18. 9. p entsprechende Figur 14 zeigt, bei normaler Montierung des
Savartschen Polariskops überm Seehorizont positive Fransen, dann der Reihe
nach der sekundäre Punkt, negative Fransen, A-Punkt und positive Fransen —
am besten zu beobachten sei am Seehorizont, der mit einem wenige Grade hohen
Streifen gezeichnet ist, der auf entfernten Nebel schließen läßt. Wie dem nun
auch sein möge, so ist jedenfalls aus dem Vergleich mit den Tabellen 1, 2 und 3 zu
ersehen, daß es bei der verschiedensten Wetterlage vorkommen kann. Weiter könnte
man wohl aus Tabelle 4 eine dahingehende Tendenz der Differenz zwischen dem Ab-
stand des A-Punktes und dem des sekundären Punktes von der Gegensonne ableiten,
sich mit kleiner werdender ©höhe zu vergrößern, Bis auf den 26. 9. p stellen
die angegebenen Werte des sekundären Punktes nur Abendbeobachtungen dar.
Es gab zu denken, daß bei den Morgenbeobachtungen, wo der Blick nach der
entgegengesetzten Seite ging wie nach dem unmittelbar vor uns liegenden Watten-
meer, in Nebel niemals die Beobachtung des merkwürdigen Phänomens glückte,
und es erscheint dies um so beachtenswerter, als dasselbe sonst bei verschiedenster
Wetterlage zu verfolgen war. Es kam mir der Gedanke, ob vielleicht die Ent-
fernung von der Wasserfläche von einigen wenigen Kilometern den Grund zum
Ausbleiben der Erscheinung bilden könne, und ich beschloß daher, auf Kniep-
sand zu beobachten, wo das weite Meer unmittelbar vor uns lag. Hier wurde der
sekundäre Punkt tatsächlich gefunden, und zwar bei besonders niedriger OH.
Die Theorie ist leider noch nicht imstande, darüber zu entscheiden, ob die Be-
obachtung von vornherein eher auf Kniepsand zu erwarten war, oder ob das
sonstige Ausbleiben des Phänomens am Morgen andere Gründe hat. Ebenso muß
man sich bezüglich der Anomalien der A-Kurve an der See zunächst mit den
Tatsachen an sich zufrieden geben,
Zum Schluß möchte ich nicht verfehlen, allen denen, welche die Arbeit ge-
fördert haben, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Dabei denke ich
im besonderen nicht nur an das weitgehende gastfreundliche Interesse, welches
die Herren Sanitätsrat Dr. Ide und Herr Ide jun. an den Messungen nahmen,
an den freundlichst von Herrn Landmann Simon Lorentzen zur Verfügung
gestellten Beobachtungsplatz, an die wirksame Hilfeleistung der Herren Hütten-
hain aus Münster und R. Mentzel aus Bremen sowie an die freundliche Förde-
rung, welche Herr Dr. Galbas in jeder Weise den Untersuchungen angedeihen
ließ, sondern auch an die spätere freundliche Unterstützung des damaligen
Studienrats Hummel von der Hamburgischen Navigationsschule bei der Ver-
rechnung einiger Werte. Ganz besonderen Dank weiß ich Herrn R. Mentzel,
welcher ganz allein die Bestimmung der Neutrallinien durchführte und es sich
nicht nehmen ließ, nach seiner Genesung in aufopferndster Weise wieder helfend
einzuspringen.
Die Eisverhältnisse an den deutschen Küsten
einschl. des Danziger und Memeler Gebiets im Winter 1932/33.
[In dienstlichem Auftrage bearbeitet von Kapitän H. Oellrich.
Nachstehende Bearbeitung ist die 29, Fortsetzung der in dieser Zeitschrift seit 1904 alljährlich
veröffentlichten Übersichten üver den Verlauf der Eis- und Schiffahrtsverhältnisse an den deutschen
Küsten usw.
Die tabellarische Zusammenstellung des gesammelten Beobachtungsmaterials von den Kisbeob-
achtungsstellen (29 an der Nordsee- und 34 an der Ostseeküste) ist unverändert in der früheren Weise
ausgeführt worden, Es lassen sich daher leicht Vergleiche zwischen den Ergebnissen der einzelnen
Winter anstellen.