Boguslawski, E. v., und Mitscherlich, E. A.: Verdunstungsmessungen. 195
Wasserverdunstung deutlich bemerkbar macht. — Da das Tonmaterial im all-
gemeinen sehr gleichartig ist, durften hierdurch keine neuen Fehler auftreten.
Immerhin zeigen die vorstehenden Beobachtungen, daß der Wind einen ganz
erheblichen Einfluß auf die Wasserverdunstung ausübt, und das muß uns wiederum
Anhaltspunkte dafür geben, in welcher Höhe unsere Apparate im Freien über
dem Erdboden aufgestellt werden müssen. Natürlich müssen hier alle klima-
tischen Verdunstungsbedingungen ungestört erfaßt werden; denn jedwede lokale
Beeinflussung, so auch die des Windes, sei es durch Gebäude, durch Wald oder
auch durch sonstige Pflanzen würde nur eine ganz lokale Bedeutung beanspruchen
können und nie die allgemeinen Bedingungen widerspiegeln, welchen unsere
Pflanzen ausgesetzt sind. Im landwirtschaftlichen Interesse müssen so unsere
Verdunstungsmesser über unseren landwirtschaftlichen Kulturpflanzen Auf-
stellung finden, d.h. in einer Höhe über dem Erdboden, in welcher der Wind
durch unsere landwirtschaftlichen Kulturpflanzen noch nicht irgendwie behindert
wird, Mitscherlich schlug darum eine Höhe von 170 cm vor, in der sich der
untere Rand der Tonzelle über dem Erdboden befinden soll. Die Ablesungen
am Glaszylinder können alsdann in Augenhöhe stattfinden. v. Boguslawski
hat nun auch hierüber noch eingehende Untersuchungen angestellt, um fest-
zustellen, bei welcher Höhe über dem Erdboden der Einfluß der Erdnähe auf
die Wasserverdunstung aufhörte. Er stellte hierfür vier Apparate gleichzeitig
in verschiedener Erdhöhe auf, indem er sie an einem großen KEisenstativ im
Winkel von je 90° und im Abstande von je 30 cm anordnete. Seine Ergebnisse
sind in der folgenden Tabelle 5 wiedergegeben:
A EEE der A rdarate Tabeie 5. Werte in Millimeter Verdunstungshöhe,
ufstellung in einer Entfernung von x em über dem Boden,
(170 cm vom untersten Rande der gemessen vom untersten Rande der Tonzelle ab.
Tonzelle bis zum Erdboden) zweck- — m ad -
mäßig zu sein. Man montiert den Zylinder Nr. 3 | 17 | 12 | 14)
Verdunstungsmesser am besten auf Sn BY
ein Brett, indem man den Fuß Höhe x = 240 ' 180 | 120 | 60 cm
des Glaszylinders durch ein über- 1 { 130) 1.20 3
gezogenes Blech, an dem sich 1.70 1.53! 1.45| 1.80
vier Osen befinden, mittels Bajonett- 103 1.001 0.90 080
verschlusses fest mit diesem ver- a a a —
bindet. Das Holzbrett selbst kann Höhe x -- 240 a 150 120 0m
auf einen Pfahl aufgeschlagen sein. en SS 298] 0
aß die Verdunstungsmesser 0.75 0.751 0.65! 0.70
bei Frostgefahr hereinzunehmen 1.10 1.10 05] 1.00
sind, eine Messung also nur während Höhe x — 240 210! 180 150em
der Vegetationszeit erfolgen kann, {. Ta "138 * 188|138| 180
sei nur noch der Vollständigkeit 2 Tages 1,55 | 1.60 el 1.50
halber erwähnt. Ebenso soll noch 8. Tag... | 1.18 | 1.15 1.20| 1.10
erwähnt werden, daß die Tonzellen 4. Tag..... 0.50 0,551 050° 0.47
zu Beginn jeder Beobachtungs-
periode zweckmäßig mit Sandstein abgerieben werden; auch hat sich ein geringer
Zusatz von Chloroform zum destillierten Wasser zur Vermeidung von Algen-
Ansiedelungen auf der Tonzelle als zweckmäßig erwiesen. Ein Einfluß auf die
Verdunstungsmessungen fand dadurch nicht statt.
Zum Schluß möchten wir auch noch auf die vorliegende Literatur kurz
eingehen.
Ein Jahr nach der ersten Veröffentlichung Mitscherlichs?) konstruierte
Livingston?), wohl völlig unabhängig hiervon, einen ganz ähnlichen Apparat
und wies ebenfalls auf die große Bedeutung der Wasserverdunstungsmessung
für klimatologische und pDpflanzenphysiologische Zwecke hin. Seine Tonzelle
1) Eilh. Alfred Mitscherlich, Landw, Versuchs.-Stat., Bd. 60 (1904), S. 62. Ebenda Bd. 651
(1905), 8. 63 bis 72. Derselbe, Bodenkunde für Land- und Forstwirte, Verlag Paul Parey, Berlin.
2, Auflage 1913, S. 285; 3. Auflage 1920, S, 287; 4. Auflage 1923, S. 271. Derselbe, Der Kultur-
techniker, XXIX. Jahrg. (1926), S.46 u.£. — ?) Livingston, Publikation of the Carnegie-Institute 1906.