190 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 3933.
Morgen des Tages eingetragene Bemerkung: „Aufheiternd“, Es hat hier also das
bessere Wetter scheinbar schon „in der Luft gelegen“. Daß die Strahlung aber
nur gering war, ist daraus zu ersehen, daß der nächtliche Ausschlag des A-Instru-
mentes nur klein war,
Die Berechtigung der hier angenommenen Deutung erhält noch eine Stütze
durch Kurven, die zur Zeit von einzelnen Regengüssen aufgenommen wurden.
Abb. 4 sei als ein Beispiel von vielen wiedergegeben. Die Niederschläge sind
nach den Angaben des Wetterdienstes in die Kurve auf der Grundlinie ein-
gezeichnet. Fast nach jedem Regenguß veränderte sich die Stellung der Nadel
des freistehenden B-Instrumentes sprunghaft. Es könnte dies bewirkt sein durch
eine Verminderung der Ionenbeweglichkeit, oder man muß annehmen, daß die
Raumladung infolge des Regens plötzlich stark anwächst, um dann ziemlich
schnell bis zu dem vorherigen Betrag wieder abzusinken. Da das eingeschlossene
A-Instrument diese Ausschläge nach einem Regenfall niemals zeigt, müssen sie
auf Sekundärerscheinungen zurückgeführt werden, ihre Ursache ist nicht in einer
Veränderung desjenigen Faktors zu suchen, der für das Vorhandensein der Raum-
ladung verantwortlich zu machen ist,
Unter gewissen Bedingungen können aber auch bei dem A-Instrument plötz-
liche Störungen auftreten. Solche anormalen Kurven sind bisweilen bei Gewittern
zu beobachten. Es scheint also, daß unter diesen Bedingungen der die Raum-
ladung verursachende Faktor selber gestört wird, da die Störung sich auch
innerhalb der Glasglocke bemerkbar macht. Das A-Elektrometer ist weniger
empfindlich als B, zudem ist es in einer Sauerstoffatmosphäre, wo die Kurven
ohnehin ruhiger ausfallen, Eine relativ geringe Unruhe zeigt daher hier schon
eine erhebliche Störung an. Bei Abb, 5 sind die kleinen Ausschläge zwischen
16 und 18 Uhr auf ein Gewitter zurückzuführen, das um diese Zeit niederging,
Meist tritt bei einer derartigen Gelegenheit nur ein größerer ruhigerer Aus-
schlag auf.
Es sei hier aber auch erwähnt, daß einmal, als B mit vier Quadranten und
zwischengeschalteter, geerdeter Hilfsbatterie ausgerüstet in einem geschlossenen
Blechkasten aufgestellt war, während die Nadel mit einem Konduktor und der
Innenwand des Kastens verbunden war, ein plötzlicher Ausschlag von etwa 16 mm
auftrat, zu der Zeit, als ein kalter Blitzschlag eine Telephonstange in etwa 100 m
Entfernung traf. Die Nadel kam erst ungefähr nach einer halben Stunde in ihre
alte Ruhelage zurück. Auch das gleichzeitig registrierende A-Instrument in der
Sauerstoffatmosphäre zeigte zu dieser Zeit eine Störung, wenn auch in geringerem
Maße als bei der wiedergegebenen Kurve.
Prof. F. Sanford in Palo Alto, der zuerst die angewendete Elektrometer-
aufstellung ausprobierte und empfohlen hat, erwähnt auch in seinem „Bulletin
of the Terrestrial Observatory Palo Alto“ die Abhängigkeit der Elektrometer-
ausschläge von Nebel und Regen. Er glaubt freilich die Ursache der Nadel-
bewegungen nicht in Raumladungsschwankungen, sondern in örtlichen Verände-
rungen des Erdpotentials sehen zu müssen, Die obige Zusammenstellung, aus
der die Abhängigkeit der Kurven vom Wetter unter verschiedenen Bedingungen
gezeigt wurde, scheint mir indes noch ein weiterer Hinweis dafür zu sein, daß
die Deutung der Nadelausschläge als Raumladungsschwankungen den Tatsachen
entsprechen dürfte. Die vorhandenen Beziehungen beweisen darüber hinaus, daß
alektrische Veränderungen in der Atmosphäre den Wetterveränderungen voran-
zyehen. Da nun die elektrischen Erscheinungen auf Sonnenstrahlung zurück-
geführt werden müssen, denn nur so läßt sich die Tagesrhythmik der Ausschläge
und ihre Abhängigkeit von der Wolkendecke erklären, so bringt diese Arbeit
auch einen Hinweis dafür, daß das kommende Wetter eine zwangsläufige Folge
der vorangegangenen Sonnentätigkeit ist. Wir müssen also vermuten, daß nicht
nur die Intensität der zur Erde gelangenden Sonnenstrahlen durch den Grad
der Wolkenbildung bedingt ist, sondern die Wolkenbildung ist hauptsächlich die
Folge der vorausgegangenen Einstrahlung in der höheren Atmosphäre. Das
Wetter wird nach dieser Anschauung ein sich zwangsläufig entwickelnder Vor-
gang, bei dem Störungen in der Sonnentätigkeit der wesentlichste Faktor ist.