164 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai/Juni 1933.
mehr liegt der erste Band der wissenschaftlichen Ergebnisse!) vor, deren Heraus-
gabe von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft dem Nachfolger
Alfred Wegeners als Expeditionsführer und auch auf der Grazer Professur,
seinem Bruder Kurt Wegener, übertragen ist. In absehbarer Zeit wird das
Werk vollendet sein, dessen Planung ganz auf Alfred Wegener zurückzuführen
ist und bei dessen Durchführung er seinen "Tod auf dem Inlandeis gefunden hat.
Die Umstände, welche den Tod des Expeditionsführers zur Folge hatten, lassen
sich kaum treffender zusammenfassen, als es vom Präsidenten der Notgemein-
schaft F. Schmitt-Ott auf der 92. Versammlung der Gesellschaft Deutscher
Naturforscher und Ärzte zu Wiesbaden und Mainz im September 1932?) geschehen
ist: „Es ziemt sich wohl, auch dieser Versammlung die Persönlichkeit des großen,
durch Kühnheit wie durch Bescheidenheit ausgezeichneten Forschers ins Ge-
dächtnis zu rufen, der als Führer der Expedition im Oktober?) 1930 den Eis-
stürmen Grönlands zum Opfer fiel. Mit aller Bestimmtheit kann ich es aus-
sprechen, daß sein Tod keinem Menschen zur Last fällt. Seine Gefährten haben
nicht minder Großes und zum Teil Übermenschliches geleistet. Sein schmerz-
liches Schicksal ist vielmehr allein der unglücklichsten Verkettung der Umstände
zuzuschreiben, insbesondere der Wetterlage, die die Vorbereitungen der Haupt-
axpedition um sechs Wochen verzögerte. Aber als er im September 1930 den
Marsch durch die Eiswüste nach der 400 km entfernten Station Eismitte durch-
lührte, von dem er nicht mehr zurückkehren sollte, da tat er es, um seine Ge-
fährten zu retten, So ist er als ein Held gestorben für die Wissenschaft und
seine Freunde.“
Der vorliegende erste Band enthält außer dem Vorwort des Präsidenten
der Notgemeinschaft als ersten Abschnitt „Vorgeschichte, Plan und Durchführung
der Expedition“ von Kurt Wegener; in diesem ist auch das erste der Not-
gemeinschaft 1928 von Alfred Wegener eingereichte Programm wiedergegeben.
Infolge des geringen Umfanges des für diesen Abschnitt beanspruchten Raumes
{59 Seiten) sind die Ereignisse nur in den wesentlichsten Zügen dargestellt, und
die von Else Wegener herausgegebene Veröffentlichung bildet eine unent-
behrliche Ergänzung, besonders gilt dies für die mit der Station „Eismitte“ zu-
sammenhängenden Tatsachen. Der größte Teil des ersten Bandes wird ein-
genommen von Einzelberichten von Expeditionsteilnehmern, Es behandeln Kurt
Herdemerten: Das Haus der Weststation, Kurt Wegener: Das Transport-
problem, Curt Schif: Die Propellerschlitten, Walter Kopp: Funkbetrieb und
Funkversuche, Kurt Wölcken: Messungen der Ultrastrahlung (durchdringende
Höhenstrahlung) zwischen 56° und 71° N-Breite, Kurt Wegener: Die baro-
metrische Höhenkurve, Fritz Loewe und Kurt Wegener: Die Schneepegel-
beobachtungen, Kurt Wegener und Rupert Holzapfel: Das Schneefegen,
Hermann B. Peters: Biologische und anthropologische Ergebnisse,
Die übrigen Hauptteile des Werkes, für das insgesamt sieben Bände vor-
gesehen sind, werden sein: „Seismik“, „Glaziologie“, „Die meteorologischen Beob-
achtungen und ihre Analyse“, „Geodäsie“, „Anthropologie und Zoologie“, „Zu-
sammenfassung“, Auf ein Erscheinen in schneller Folge soll besonderes Gewicht
gelegt werden. Es kann kein Zweifel sein, daß dieses Werk nach seiner Vollendung
rühmlichst Zeugnis ablegen wird sowohl für die wissenschaftliche Persönlichkeit
des Planlegers und Organisators der Expedition wie für die hingebende und
aufopferungsvolle Arbeit seiner Expeditionskameraden.
1) Wissenschaft], Ergebnisse d. Deutschen Grönland-Expedition Alfred Wegener 1929 u. 1930/31,
herausgegeben im Auftrage der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft von Kurt Wegener,
Band I. Geschichte der Expedition von Prof. Dr. Kurt Wegener, Mit Beiträgen über Kinzel-
ergebnisse von den Mitgliedern der Expedition Kurt Herdemerten, Rupert Holzapfel, Walter
Kopp, Fritz Loewe, Hermann Peters, Curt Schif und Kurt Wölcken. 198 Seiten mit
70 Abbildungen, Tabellen und Karten. Leipzig 1933. — *%) Die Naturwissenschaften, XXI, 1933,
S. 111. — % Muß November heißen, denn am 1. November begann A. Wegener seine Rückreise
ron der Station Eismitte, auf der er ums Leben kam,