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Full text: 61, 1933

Robitzsch, M.: Zur Psychrometerfrage, 
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darstellen soll, die der „Eigenkonvektion“ des Körpers entstammt. Der Rest- 
betrag dm, : dt ist endlich auf den molekularen Austausch an der Grenzschicht 
zurückzuführen und besitzt im Vergleich zu den anderen Komponenten, nur 
einen kleinen Wert. 
Man findet nun durch Versuche, daß bei gegebener Aspirationsgeschwindigkeit 
die Komponente dm, : dt für die gleiche Körperform einen einheitlichen Wert 
besitzt, der unabhängig davon ist, ob sich die Oberfläche des Körpers in einem 
trockenen oder einem nassen Zustande befindet. Das bedeutet nicht nur, daß 
die Strömungsverhältnisse um den Körper im trockenen und nassen Zustande 
dieselben geblieben sind, es bedeutet auch, daß durch die Anwesenheit des Wasser- 
dampfes am nassen Körper der eigentliche Ventilationseffekt nicht verändert 
wird. Die Größe dm, : dt weist allerdings in beiden Fällen, wegen der durch 
die verschiedene Gleichgewichtstemperatur des trockenen und des nassen Körpers 
gegebenen ungleichartigen Instabilitätsverhältnisse, Differenzen auf, die aber rech- 
nerisch erfaßt werden können. 
In diesen Mechanismus bieten Beobachtungen über den Temperaturabfall 
von trockenen und nassen Körpern einen weitgehenden Einblick; solche Expe- 
rimente lassen sich mit einfachen Mitteln sehr exakt durchführen. Sie verlangen 
allerdings einen guten Beobachter und vor allem eine ausreichend genaue Zeit- 
bestimmung. Es ist bei diesen Versuchen streng zu berücksichtigen, daß die 
Wärmekapazität des Körpers, dessen Temperaturabfall man beobachtet, sich 
wesentlich ändert, wenn man ihn mit einer nassen Hülle umgibt. Diese Tat- 
sache wird bei Beobachtungen mit Katathermometern sonst nicht berücksichtigt, 
Die für ein Katathermometer angegebene Eichkonstante, die im trockenen Zu- 
stande bestimmt wird, gilt nicht mehr für das nasse Gerät. Sie erscheint bei 
ihm um etwa 10 % erhöht, Weitere Einzelheiten in betreff des Ventilationsfaktors 
habe ich in meiner Arbeit über die „Wechselbeziehungen zwischen der Abkühlungs- 
größe eines trockenen und eines feuchten Körpers‘ besprochen. ; 
Für meteorologisch-klimatologische Zwecke wird das ventilierte Psychrometer, das Assmannsche 
Aspirationspsychrometer, nie durch ein unventiliertes Gerät der gleichen Art verdrängt werden, Die 
Entwicklung physio-klimatologischer Beobachtungsmethoden drängt aber neuerlich wieder dazu, das 
Verbalten fenchter Körper im natürlichen Ventilationsstrom, also frei von jeglicher künstlichen Aspi- 
ration, zu beobachten. Nur diese Tatsache veranlaßte mich, die Theorie des Wärmeaustausches solcher 
Körper wieder aufzugreifen. Ich ging mit Absicht von anderen Voraussetzungen aus, wie meine 
„Vorgänger“ und glaube, daß der geänderte Standpunkt nicht einen Rückschritt, wie Herr Bongards 
meint, sondern einen Fortschritt bedeutet. In der Natur wird kein Körper künstlich belüftet; die 
Oberflächen unserer Seen, die mit Pflanzenwuchs bedeckten und auch kahlen Areale der Erdober- 
fläche verdampfen Wasser unter natürlichen Ventilationsbedingungen; die Niederschlagsbildung in der 
Atmosphäre erfolgt ebensowenig wie dessen Auflösung unter künstlichen Ventilationsbedingungen, 
und endlich lebt Tier und Pflanze unter dem Einfluß der natürlichen Luftbewegung. Da scheint es 
doch geraten, für die einschlägigen Vergleichsmessungen auch Körper zu verwenden, die der gleichen 
Lutftströmung ausgesetzt sind, wie die Natur sie bietet. Daß gerade das nasse Thermometer hier als 
Bezugskörper in Frage kommt, habe ich des öfteren hervorgehoben und begründet, Alle diese Fragen 
hier noch einmal ausführlich darzustellen, ist in der heutigen Notzeit nicht erwünscht. Das nach- 
folgende Verzeichnis mag deshalb dem Leser die Literaturstellen nachweisen, deren Studium zu einem 
weiteren Eindringen in den von mir behandelten Stoff notwendig erscheint. 
Schrifttum. 
Äquivalenttemperatur und Aquivalentthermometer. Met, Zeitschr. 1928, Heft 8, — Die Ab- 
kühlungsgröße als Grundlage physioklimatischer Untersuchungen, ‚Jahrb. d. strahlungsklimat. Stations- 
netzer im deutschen Nordseegebiet (Dornoband), (im Druck). — Abkühlungsgröße, Katathermometer 
und Äquivalenttemperatur. Gerl. Beitr. z, Geophys, 1930, Bd. 25, S. 194ff. — Beiträge zur Behand- 
lung klimatologischer Fragen auf physiologischer Grundlage. Ann, d. Hydr. 1931, S. 73ff, — Bemer- 
kungen zu der Arbeit von v. d. Borne: Verdunstungsstudien, Ann, d. Hydr. 1931, S. 152ff, — 
Über Tau-Reif- und Rauhbreifbildung. Ann. d. Hydr. 1931, S. 171ff. — Unter welchen Bedingungen 
ist die Verdunstungsgröße der psychrometrischen Differenz proportional? Gerl. Beitr. z. Geophys, 
1931, Bd. 32, S. 2021f. — Zur Theorie des Psychrometers, Zeitschr. f. Instr. 1932, S. 80ff. — 
Über einen systematischen Fehler bei psychrometrischen Feuchtigkeitsbestimmungen. Ann, d. Hydr, 
1932, S. 65ff. — Der Ventilationsfaktor. Gerl, Beitr, z, Geophys. 1932, Bd. 36, S. 133ff. — Einige 
Betrachtungen über die Psychrometerkonstante. Gerl. Beitr. z. Geophys. 1932, Bd, 35, S. 382ff. = 
Über die Vereisung von Luftfahrzeugen, Beitr. z. Phys. d. fr. Atmosph, 1932, Bd, 18, S. 2351f. — 
Die Wechselbeziehungen zwischen der Abkühlungsgröße eines trockenen und eines feuchten Körpers, 
Gerl. Beitr. z. Geophys. 1932 (im Druck). — Bemerkung zu meiner Arbeit: Einige Betrachtungen über 
die Psychrometerkonstante, Gerl. Beitr. z, Geophys. 37, H. 4, 1932.
	        
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