Robitzsch, M.: Zur Psychrometerfrage,
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nur mit der Einschränkung, daß © jetzt aus der Oberflächentemperatur des
Körpers und dem Sättigungswert des Wasserdampfes für diese Temperatur
zu berechnen ist.
Die äquivalente Temperatur der Übergangsschicht eines solchen Körpers
ändert sich also auch an der Grenze der Übergangsschicht nicht. Dies gilt aber
nur für deren Zahlenwert, nicht aber für ihre Komponenten. Wir finden
dort einen Temperatursprung, der einen Wärmetransport von der Außenluft zur
Übergangsschicht zur Folge hat, während umgekehrt ein an der Übergangsschicht
leststellbarer Feuchtigkeitssprung einen Feuchtigkeitsstrom, also einen Strom
latenter Dampfwärme, in umgekehrter Richtung unterhält, Beide Ströme sind
ihrem Wärmeinhalt nach äquivalent, sie kompensieren sich in ihrer Wirkung,
Die fühlbar von außen zugeführte Wärme wird verbraucht, um an der Körper-
oberfläche, die Wasser im Überschuß enthält, Wasser zu verdampfen, die Über-
yangsschicht mit Wasserdampf gesättigt zu halten; die im Wasserdampf gebundene
Wärme wird im latenten Zustande wieder nach außen abgeführt — die Temperatur
des Körpers und damit seiner Übergangsschicht ändert sich nicht,
Ist auch die Außenluft mit Wasserdampf gesättigt, So haben wir den trivialen
Fall vor uns, daß weder die äquivalente Temperatur noch deren Komponenten
an der Grenze der Übergangsschicht eine sprunghafte Änderung zeigen.
Man könnte einwenden, daß die Natur keine Sprünge kennt und daß zwischen
Übergangsschicht und Außenluft eine Zwischenschicht anzunehmen sei, durch
deren Existenz andere Verhältnisse geschaffen werden, als unsere Überlegungen
sie voraussetzen.
Wenn eine solche Zwischenschicht existiert, so können wir diese nach außen
hin durch eine zweite Kontrollfläche abgegrenzt denken. Da wir beim Psychro-
meter einen stationären Zustand betrachten, kann sich der Gesamtwärmeinhalt
dieser Zwischenschicht (äquivalente Temperatur und deren Komponenten) zeitlich
and räumlich nieht ändern. Es muß dann aber auch die Wärmemenge, die von
der Übergangsschicht in der Zeiteinheit im latenten Zustande in die Zwischenschicht
eintritt, in der Zeiteinheit durch die zweite Kontrollfläche aus ihr wieder nach
außen abgeführt werden. Das gleiche gilt für den Wärmestrom, der in fühlbarem
Zustande von außen zur Übergangsschicht läuft, Die Wärmebilanz wird hier-
durch nicht geändert, wohl aber die Geschwindigkeit des Austausch-
rorganges. Rechnungsmäßig erfaßt unsere Formel für den Wärmestrom U
aber auch diese Verhältnisse, indem sie dm: dt als Faktor enthält, und nur diese
Größe durch die Existenz der Zwischenschicht geändert erscheint.
Die Annahme einer solchen Zwischenschicht, deren Mächtigkeit offenbar von
der Größe der „Ventilation“ abhängig ist, und durch deren Dimensionierung der
Wärmefluß U auch im quasistationären Zustande beeinflußt erscheint, zwingt
uns dazu, die Größe dm: dt, die ich den Ventilationsfaktor genannt habe, als
eine komplizierte Größe aufzufassen. Da außer der Ventilationsgeschwindigkeit
auch noch die Oberflächenform des Körpers, die Oberflächenbeschaffenheit und
Anblasrichtung, kurz die Strömungsverhältnisse in der Nähe des Körpers die
Größe dm : dt beeinflussen, ist es praktisch unmöglich, die Größe dm: dt
formelmäßig darzustellen. Wohl kann man sie experimentell für einen
gegebenen Versuchskörper bestimmen.
Für die Psychrometertheorie ist ihr Einfluß, wie wir gesehen haben, belang-
los. Für sie spielt ja nur die Wärmebilanz,.nicht die Geschwindigkeit des Wärme-
austausches eine Rolle. Für die praktische Anwendung der Theorie gilt es die
Beziehung, welche die Konstanz der Wärmebilanz ausdrückt
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so umzuformen, daß sie eine genügend einfache und hinreichend genaue prak-
tische Auswertung gestattet.
Eine Rechnung, die nur kleine Größen vernachlässigt, führt zu der Gebrauchs-
formel
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