{18 Annalen der Hydrographie und Maritimen. Meteorologie, April 1933,
gleichen Formeln und unter Einführung der äquivalenten Temperatur, auf feuchte
Luft anzuwenden,
{n völlig analoger Weise benutzen wir die „virtuelle“ Temperatur, wenn wir mit Hilfe der für
die Dichte trockener Luft gültigen Formeln die Dichte feuchter Luft rechnerisch darstellen.
Wir betrachten die Übergangsschicht eines feuchten Körpers — ich wähle
hier mit Absicht noch nicht den Ausdruck „nasser“ Körper, um die Allgemein-
gültigkeit der folgenden Betrachtungen nicht einzuschränken — und denken uns
die Masse M dieser Schicht durch die Grenzfläche der Übergangsschicht gegen
die Außenluft abgegrenzt. Die Grenzfläche der Übergangsschicht ist. definitions-
gemäß weiter nichts als eine Kontrolifläche, die dazu dient, den Wärmeübergang
von einer Luftmasse zur anderen rechnerisch zu erfassen, Eine solche Kontroll.
fMäche können wir prinzipiell in jede beliebige Entfernung von der Körperober-
fläche gelegt denken. Sie muß nur den Körper allseitig umschließen, und der
zwischen ihr und der Körperoberfläche gelegene Raum darf für den fließenden
und zu kontrollierenden Wärmestrom keine wesentliche Senke oder Quelle
besitzen, Wir legen die Kontrollfläche bei unseren Betrachtungen so, daß
Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt in der Übergangsschicht konstant gesetzt
werden muß.
Die Masse M der Übergangsschicht besitzt dann den Gesamtwärmeinhalt
War = Mc, 9,
wo 9, die aquivalente Temperatur der Übergangsschicht ist.
Durch die Kontrollfläche mag nun ein Massensustausch stattfinden, der aus
Kontinunitätsgründen wechselseitig sein muß. Aus der Übergangsschicht wandere
durch die Kontrollfläche in der Zeit dt die Luftmasse dm mit dem Gesamt-
wärmeinhalte dm c, 94 nach der Außenluft ab, während gleichzeitig eine ihr
gleiche Luftmasse dm mit dem Gesamtwärmeinhalte dm c, 9, von der Außenluft
(äquivalente Temperatur 6.) in sie hineinwandert.
Nach dem Austausch hat demnach die Luftmasse M der Übergangsschicht
den Gesamtwärmeinhalt
Wars Wan dm 9 — dm CB Gy
oder es ist der Wärmestrom, der die Kontrollfläche pro Zeiteinheit durchsetzt,
gegeben durch die Gleichung:
U — 6
eine Beziehung, die das Newtonsche Abkühlungsgesetz für einen feuchten Körper
ausdrückt, Diese Formel gilt, wie gesagt, allgemein und ist unabhängig von dem
Sättigungsverhältnis, das die Luft der Übergangssschicht und die Luft des Außen-
raumes aufweist,
Betrachten wir den Spezialfall U == 0, so nimmt unsere Gleichung, da dm: dt
stets einen positiven und im Realfalle von Null verschiedenen Wert besitzen
muß, die Form
OÖ; = 6,
an, eine Beziehung, die unabhängig von dm: dt, dem Austausch- oder besser
Ventilationsfaktor, ist. Diese Gleichung habe ich „allgemeine Psychrometerformel“
genannt, weil sie für jeden feuchten und nicht nur einen nassen Körper gilt.
Die allgemeine Psychrometer-Formel ist nicht, wie Herr Bongards sich vorstellt, mit den
Formeln von Ivory, August und Sprung identisch, Sie setzt voraus, daß sich die äquivalente
Temperatur der Übergangsschicht des feuchten Körpers bei dem Austauschvorgang nicht ändert, daß
also deren Temperatur und Feuchtigkeitezustand konstant bleibt, Realısiert ist solch ein Fall z. B
in der Übergangsschicht, die den menschlichen Körper umgibt, der seine ÖOberflächentemperatur und
seine Oberflächenfeuchtigkeit stets der Wärmeabgabe nach außen anpaßt und konstant hält, ohne
daß der Körper naß sein muß. Die Perspiratio insensibilis sorgt für den konstanten Feuchtigkeits-
gehalt der dem Körper unmittelbar auflagernden Luftschicht. Nur im Falle einer Transpiration
wird der Körper ein nasser Körper.
Die Anwendung unserer Betrachtungen auf einen nassen Körper führt zu
der speziellen Psychrometerformel, Auch für einen nassen Körper gilt die
Gleiehung
De =
+