‚Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar/Februar 1933,
näher nach Kap Guardafui gelegene Abd el Kuri ist eine armselige Insel ohne
Pflanzenwuchs.
Ganz anders auf gleicher Breite in der Bay von Bengalen, Die unter
1500 mm liegenden Zahlen der in einigem „Regenschatten“ belegenen Coromandel-
züste dürften zwar ziemlich weit nach See hinaus gelten, aber trotzdem bleibt
für die größere Hälfte des Bengalischen Meerbusens ein sehr bedeutender Regen-
reichtum bestehen. Das auf ringsum niedrigem Land gelegene Nancauri der
südlichen Nicobaren hat 2904 mm (bei Supan 2578 mm); Nicobaren und Anda-
manen zeigen die Fülle einer durch größten Regenreichtum ermöglichten
tropischen Vegetation.
Auf S-Br. unterscheiden wir zunächst zwei Regionen: der Streifen von 0 bis
10° oder 11° S-Br. trennt sich von dem südlich davon gelegenen Streifen zwischen
ı1° und rund 40° S-Br.; beide ziehen so ziemlich über die ganze Breite des
Ozeans in W—O-Richtung. Der erstere ist äußerst regenreich, der zweite größere
Streifen regenarm. Die erstgenannte Zone umfaßt die indischen ozeanischen
Kalmen und den NW-Monsun; in diesem Streifen wachsen wie auf N-Br. die
Jahressummen energisch und ständig von der afrikanischen Seite aus nach der
Seite der Sunda-Inseln. Dar es Salam 1075; Sansibar 1400; Seychellen 2402; das
zröße, durch ganz flache Korallenriffe gebildete Atoll Diego Garcia, von dem
aine lebensvolle Schilderung C. Chun’) gegeben hat, weist 2595 mm Regen durch-
schnittlich auf — vgl. auch die Monatssummen weiter unten! —, und von 90°
O-Lg. ab über eine Erstreckung von rund 600 Sm dürften mehr als 3000 mm
Regenhöhe Geltung haben. Denn das am Meere in ziemlich breiter Küstenebene
vor der Barisan-Kette gelegene Padang bringt es auf 4423 mm, Gombong (Süd-
seite von Java) auf 3421 mm. Größeres Gewicht sei auf die zahlreichen Be-
richte von Schiffen gelegt, die früher, zur Zeit der Seglerreisen bis zum Anfang
dieses Jahrhunderts, in dem Viereck 0 bis 10° S-Br. und 90 bis 100° O-Lg. tage-
lang, auch wochenlang mit dem NW-Monsun, d. h. mit ständigen Gewittern,
wolkenbruchartigem Regen, Windstillen und leisem Zug aus NW—NO sich ab-
gekämpft haben. Ein Schiff hat von einem durch 60 Stunden anhaltenden
schweren Regen in rund 6° $S, 92° O berichtet. Auf dem Expeditionsschiff
„Valdivia“, das diese Gegend relativ schnell durchdampfte, brachte der Regen-
messer aus einem einzigen Gewitter 86 mm; wir hatten im ganzen innerhalb
5 Tagen 182 mm Niederschlag?) in dieser Zone.
An der Grenze vom nassen zum trockenen Streifen liegen Christmas-l,
etwa 220 Sm südlich von der Sunda-Straße, und die Cocos- oder Keeling-Inseln,
etwa 600 Sm südwestlich von genannter Straße, Erstere Insel, meist Kalkstein
und bis 350 m hoch, ist dicht bewaldet, hat 2210 mm. Aber auch von der
näher zum Passat gelegenen Gruppe der nur ganz niedrigen Cocos-Inseln (Ko-
rallenatoll) werden 2108 mm gemeldet. Diese noch recht hohen Werte beruhen
offenbar darauf, daß beide Inseln zwischen November und Mai in den Bereich
der südlichsten Ausläufer des eben geschilderten NW-Monsuns zu liegen kommen,
Das lassen auch die (weiter unten) mitgeteilten Monatssummen für Christmas-I.
erkennen. Die Konvergenz von SO-Passat und NW-Monsun begünstigt naturgemäß
stark die Neigung zu Niederschlägen.
Die in scharfer Grenze nach Süden sich anschließende trockene Zone quer
über den Indischen Ozean ist, ganz abgesehen von den viel mäßigeren und
geringen Regensummen als solchen, auch dadurch von der soeben behandelten
nassen Region verschieden, daß die Regenmengen von West nach Ost hin ab-
nehmen. Im Mozambique-Kanal wird die jährliche Regenhöhe etwas über
750 mm liegen. Die Aufgleitregen des SO-Passates an der Luvseite Madagaskars
kommen für uns nicht in Betracht, In der Gegend der Maskarenen hat man
noch mindestens 1000 mm anzunehmen; aber dann im Herzen des Passates nimmt
nach Australien hinüber die Ergiebigkeit der Niederschläge sehr schnell und
beträchtlich ab, um am Wüstenstreifen der australischen Westküste in der Um-
1) „Aus den Tiefen des Weltmeeres“. 2. Aufl., S. 434ff. Jena 1903, — ?) G. Schott, Wissensch.
Srgebn, der deutschen Tiefsee-Exped, Bd, I., S. 400, Jena 1902.