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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1933.
Leider ist dies aber zunächst nicht möglich. Der Grund dafür sind Schwierig-
keiten, welche durch die Kontinuitätsgleichung entstehen, Die Bewegung soll,
wie zu Anfang auseinandergesetzt, horizontal geschichtet sein, Sind die Ge-
schwindigkeiten (wie im Falle des Gleichgewichts) zeitlich konstant, so bietet
die Erhaltung der Kontinuität keinerlei Schwierigkeiten. Dasselbe gilt für die
bisher untersuchten Vorstoß. und Rückzugsbewegungen wegen der zeitlich engen
Begrenzung der betrachteten Phasen jener Vorgänge. Anders wird dies aber,
wenn man so lange Zeiten betrachtet, daß die Periodizität der Bewegung zutage
tritt. Es müßte einer besonderen Arbeit vorbehalten bleiben, solche Oszillationen
näher zu untersuchen,
Untersuchungen
über die Nachtgewitter im nordwestdeutschen Küstengebiet.
4. Mitteilung ).
Von RB. Seherhag, Essen,
(Hierzu Tafeln 9 bis 11.)
In den vorhergehenden Mitteilungen wurden drei Beispiele von Nachtgewittern synoptisch unter-
sucht, und es ergab sich, daß diese Gewitter an einer Frost vordringender Warmluft entstaoden,
Wir wollen nun sehen, ob die dort erhaltenen Ergebnisse typisch für alle sommerlichen Gewitternächte
im deutschen Küstengebiet sind, Dazu wurden aus dem Wetterbericht der Deutschen Seewarie alle
Tage herausgesucht, wo mindestens drei Stationen der westlichen Ostsee und Nordsee im Verlaufe der
Nacht Gewitter gemeldet haben, Außer in den Nächten vom 4/5. IX. 1929 und 25/26, V, 1931
traten in den Monaten Mai bis August noch zehnmal verbreitete Nachtgewitter auf. Die einzelnen
Tage sind aus der Spalte 1 der Tabelle 4 zu ersehen, in der allerdings noch die sich erst in den
Morgenstunden entladenden Gewitter vom 15. VILL, 1929 mit aufgeführt sind. Wir wollen die atmo-
sphärischen Zustände bei diesen Gewittern durch die Methode der iu untersuchen, ein
Verfahren, das die allen Einzelfällen gemeinsamen typischen Merkmale am einfachsten herausschält,
1. Die Eintrittszeiten der Gewitter,
In Tabelle 1 werden von neun Stationen die Zeiten mitgeteilt, zu denen die Gewitter im Mittel
den Orten am nächsten waren, Wurden mehrere Gewitter an einem Tage beobachtet, so wurde nur
das erste berücksichtigt, Die Einzelwerte streuen natürlich sehr, aber nach 8 Uhr früh traten nur
ganz selten Gewitter auf, Als Beispiel seien die Gewitterzeiten von Stade angegeben: 20,37, 15,45,
19.20. 5.15, 17.45, 10.20, 18.00, 21.11, 3.28, 0.08, 2.59 und 3.530 Uhr.
Tabelle 1. Wir erkennen aus Tabelle 1, daß die Gewitter in Ost-
Mittlere Zeit Be friesland und an der Elbmündung im Mittel gegen Mitter-
r-— __ nacht auftraten, in der Lüneburger Heide dagegen erst
Station | Uhrzeit um 1.830 Uhr und in Schleswig-Holstein um 3 Uhr,
2. Die Wetterlage.
Vergleichen wir hiermit die mittlere Wetterlage
dieser zwölf Fälle vom Morgen nach den Gewittern, die
in Abb. 5 wiedergegeben ist, so erkennen wir, wie sich
zu dieser Zeit ein gut ausgeprägter Tiefausläufer von
einer bei Schottland liegenden Zyklone zur Deutschen
Bucht und von dort längs der Elbe bis nach Ungarn
erstreckt. Hamburg liegt noch eben an der Vorder-
seite des Windsprungs.
In Abb. 5 sind (gestrichelt) die mittleren Temperaturen eingetragen, woraus
hervorgeht, wie kurz vor der Tiefdruckrinne das Thermometer am höchsten steht
und von Westen ‘her kältere Luft vordringt, Der Tiefausläufer bezeichnet also
die mittlere Lage einer nach NE vorstoßenden Kaltfront, Wesentlich ist für uns,
daß die Windkonvergenz erst morgens kurz nach 8 Uhr die Elbmündung
passiert und zu dieser Zeit erst am Boden die kalte Luft ankommt. Die Gewitter
entluden sich aber im Mittel schon sechs bis acht Stunden vorher, ihre
Bildung kann also nicht auf den Einbruch der unteren Kaltluft zurück-
geführt werden,
BE
A Mittig. Ann, d. Hydr. 1932, Heft V, &, 181; 2, Mittlg. Heft VIII, S, 321, und 3, Mittlg
Heft IX, 8. 369.