Ann. d. Hydr. usw., LXL Jahrg. (1933), Heft IV.
Mer EHRE Vatoriam
Atmosphärische Luftverlagerungen
bei innerer Reibung unter Berücksichtigung der Erdrotation.
Von Richard Becker, Hamburg, Deutsche Seewarte,
Die hier anzustellenden Untersuchungen bilden eine Fortsetzung einer bereits
erschienenen Arbeit?). Alle dort gebrachten Untersuchungen sollen hier als bekannt
vorausgesetzt werden, so daß keine Wiederholungen gebracht zu werden brauchen,
Am Ende jener Arbeit wurde vermerkt, daß sich die Ableitungen auch durch-
führen lassen, wenn man Druckgradient und ablenkende Kraft der Erdrotation
mitberücksichtigt. Der wesentliche Inhalt des Folgenden ist die Ausführung einer
derartigen Ableitung. Es hätte keinen Zweck, diese etwas umständlichen Unter-
suchungen hier zu veröffentlichen, wenn durch sie die bereits in jener Abhandlung
erhaltenen Resultate nur bestätigt würden. Es wird sich aber herausstellen, daß
sich noch eine Reihe neuer sehr interessanter Gesichtspunkte ergeben werden,
die der Beachtung wert erscheinen.
In der zitierten Untersuchung wurde nur mit zwei Dimensionen gearbeitet,
der Höhe und einer Horizontalerstreckung. Auf einer dritten Dimension wurden
dann alle vorkommenden Größen als unabhängig
von derselben angesehen. Hier soll nun mit drei
Dimensionen gerechnet werden, Für die Höhe
werde die Bezeichnung h beibehalten; die beiden
horizontalen Koordinaten seien x und y. Die
Figur zeigt das verwendete Koordinatensystem,
Der horizontale Druckgradient sei von X
und y unabhängig, mit der Höhe sei jede beliebige
Veränderlichkeit zugelassen. Die x-Komponente
der Horizontalgeschwindigkeit werde mit u, die
y-Komponente mit v bezeichnet, In dem betrach-
teten Luftbereich seien wieder schräge Flächen
gleicher potentieller Temperatur vorhanden, so daß von einer keilförmigen Kalt-
luftmasse gesprochen werden kann. Es sollen aber zunächst über deren Lage zu
den Luftbewegungen keine Annahmen gemacht werden, da es übersichtlicher und
zweckmäßiger ist, diese erst nach der Ableitung einzuführen,
Das zunächst anzunehmende Bewegungsbild bestehe darin, daß eine „hori-
zontal geschichtete“ auf dem Erdboden aufliegende Luftströmung vorhanden ist.
Als horizontale Schichtung ist dabei die Tatsache zu verstehen, daß die Be-
wegung innerhalb einer jeden Horizontalebene gleich stark und gleich gerichtet
ist. Die horizontalen Schichten sind dabei als unendlich ausgedehnt zu betrachten.
Bezeichnet man mit p den Luftdruck, mit 1] = 2@ sin g (m ist die Winkelgeschwin-
digkeit der Erdrotation und @ die geographische Breite) den Faktor für die
ablenkende Kraft der Erdrotation und behält die aus der ersten Arbeit!) bereits
bekannten Buchstaben bei, so lauten unter diesen Voraussetzungen die hydro-
dynamischen Bewegungsgleichungen bei Berücksichtigung der inneren Reibung:
du 11, A du, 1 dp
öt e öht | g Öx bern
dr # dv 1 dp
5 Cl ar ty)
Nimmt man nun an, daß sich in der Luftströmung alle Kräfte das Gleich-
gewicht halten, so muß eine stationäre nur von der Höhe abhängige Bewegung
vorhanden sein. In den Gleichungen (1) wird in diesem Falle Tr und dr gleich 0
und sie lauten dann:
x du ı 9p
I Ohr ta x © l
2 dw 1 9p _ {
!') Annalen der Hydrographie 1932 S, 489.
Ann. d. Hrdr. asw. 1983. Heit IV.