Die Küste, 75 MUSTOK (2009), 255-265
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Vergleich zu Wellenmessungen als die mit dem SOHIP-Modell ermittelten Seegangsparame
ter. Im Mittel stimmten jedoch die simulierten und die gemessenen Werte vergleichsweise gut
überein. Die in WODLM verwendeten Windfelder stammen aus dem aktuellen Windmodell
des DWD (LM-Modell/COSMO-EU-Modell, räumliche Auflösung ca. 7 km x 7 km) und
basieren auf Beobachtungen. Demgegenüber sind die in dem SOHIP-Modell verwendeten
HIPOCAS-Windfelder deutlich geringer aufgelöst (33 km x 56 km). Es ist zu vermuten, dass
die räumliche Auflösung der Windfelder bei der Vorhersage/Nachhersage von Seegangsinfor
mation eine große Rolle spielt. Leider stand für systematische Untersuchungen des Einflusses
der Auflösung auf die Vorhersageergebnisse im MUSTOK-Projekt nicht ausreichend Zeit zur
Verfügung. Hier wird weiteres Untersuchungspotential für die Zukunft gesehen.
Demgegenüber spielte die räumliche Auflösung des Wellenmodells selbst - zumindest
für die ausgewählten Vorhersagepunkte in Wassertiefen von etwa 10 m- keine so entschei
dende Rolle. Für Auflösungen von 500 m x 500 m, 1 km x 1 km und 2 km x 2 km wurden
für die ausgewählten Vorhersagepunkte praktisch die gleichen Ergebnisse ermittelt.
Bei der Verifikation der Langzeit-Seegangssimulationen wurden erneut die Unsicher
heiten des Modells SWAN bei der Ermittlung von Wellenperioden insbesondere im See
gangsvorhersagemodus deutlich (siehe auch Schlamkow u. Fröhle, 2008). Die Wellenpe
rioden werden praktisch immer deutlich unterschätzt. Dieses Problem wird derzeit von der
Universität Rostock intensiv bearbeitet. Für die Arbeiten im Projekt MUSTOK wurden die
Wellenperioden auf der Grundlage von Messungen aus Korrelationsrechnungen ermittelt.
2.6 Statistische Analysen von Wasserständen und Seegang
Die bisherigen Ergebnisse zu Eintrittswahrscheinlichkeiten von extremen Wasserstän
den zeigten, dass dringender Forschungsbedarf vorhanden war; dieser Forschungsbedarf
leitete sich vorwiegend aus dem Sturmflutereignis von 1872 ab, da dieses Ereignis auf der
einen Seite maßgebend für den aktuellen Küstenschutz ist, auf der anderen Seite aber große
Defizite bei der statistischen Einordnung dieses Ereignisses vorhanden waren. Im Rahmen
des Verbundprojektes MUSTOK wurde ein Ansatz gewählt, der es ermöglichte, neben den
beobachteten Wasserständen auch historische Ereignisse und modellierte Extremwerte in
die Analysen zu integrieren (Mudersbach u. Jensen, 2009). Dabei zeigte sich, dass die zu
sätzliche Einbeziehung von historischen Wasserstandsereignissen zu einem besseren Ver
ständnis und zu einer belastbareren Schätzung der Eintrittswahrscheinlichkeiten führt.
Gleichzeitig muss jedoch beachtet werden, dass historische Ereignisse oft mit sehr großen
Unsicherheiten versehen sind. Wenn die Unsicherheiten zu groß sind, können diese den
Mehrgewinn wiederum kompensieren oder sogar überkompensieren. Der wesentliche Ar
beitsaufwand liegt bei der Verwendung von historischen Zusatzinformationen somit weniger
in der methodischen Anwendung, sondern vielmehr in der Datenrecherche und der Daten
aufbereitung, um eine fundierte Beurteilung der Unsicherheiten vornehmen zu können. Ein
Forschungsbedarf ergibt sich hierbei bei der unterschiedlichen Gewichtung mehrerer histo
rischer Hochwasserereignisse. Wenn beispielsweise mehrere historische Sturmfluten bekannt
sind, so können einige mit größeren Unsicherheiten behaftet sein als andere. Diese Unter
schiede können zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht in der Extremwertstatistik berücksich
tigt werden.
Die Einbeziehung von modellierten Extremwerten hat, zusätzlich zur Verwendung von
historischen Ereignissen, zu einer Verbesserung der Extremwertstatistik geführt. Mit Hilfe
von modellierten Extremwerten kann die Extrapolation der Verteilungsfunktionen in den