Die Küste, 75 MUSTOK (2009), 71-130
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Als Beitrag zur Diskussion um den Einfluss des Füllungsgrades der gesamten Ostsee auf
die Wasserstände von 1872 wurde die Simulation des Sturmhochwassers mit dem meteoro
logischen Antrieb ab dem 10.11. bei anderen Anfangszuständen des Wasserstands wieder
holt. Realisiert wurde das durch eine zeitliche Umdatierung der meteorologischen Daten
auf den Beginn der Rekonstruktion (1.11.1872), auf das Ende des Füllungsexperiments
(14.11.1872) und auf das Ende des „Leerlauf“-Experiments (2.12.1872). Abb. 19a zeigt den
Wasserstandsverlauf in Flensburg für die Rekonstruktion und die ersten beiden Experimente,
in Abb. 19b ist die Verteilung der Scheitelwasserstände für die Rekonstruktion und alle drei
Experimente zu sehen. Der geringe Scheitelwasserstand in Flensburg für das dritte Experi
ment (Start 2.12.1872) konnte dadurch erklärt werden, dass dieses Experiment zu einer an
deren Gezeitenphase begann als die übrigen. In der Mecklenburger Bucht zeigt dieses Expe
riment nahezu keinen Unterschied zur Rekonstruktion. Als Ursache für den relativ großen
Unterschied am Ort des Pegels Stralsund Hafen wird ein Einfluss des Strelasundes vermutet,
dessen komplexe Topographie mit einer horizontalen Auflösung von 900 m nicht in allen für
Austauschvorgänge wichtigen Details erfasst werden kann. Das Experiment, das mit dem
Anfangszustand der Rekonstruktion startet, unterscheidet sich durchgehend in den Scheitel
wasserständen kaum von der Rekonstruktion. Die größten Unterschiede werden im zweiten
Experiment, bei dem mit einer außergewöhnlich hohen Füllung der Ostsee gestartet wurde
(Start 14.11. in Abb. 19a und b), erreicht. In Timmendorf auf Poel beträgt dieser Unterschied
0,16 m, in Flensburg 0,08 m.
Abb. 19a: Wasserstand Flensburg bei gleicher Meteorologie, aber verschiedenen Anfangsbedingungen