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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 37 (1909)

Allmähliche Senkung des Bodens der Niederlande, 
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hinreichender Sicherheit eine andere Linie zu konstruieren, so ist doch unter- 
sucht worden, ob die Senkung, d. ij. die Erhöhung des Wasserstandes, vielleicht 
nach einer Wellenlinie stattgefunden hat. Die Linie, die den Beobachtungen am 
nächsten kommt, läßt sieh durch die Gleichung: 
Y= (172 + 0.18%) + 0.015 ein 0.07 x [x +2) 
darstellen, 
Es würde nach dieser Formel der Seespiegel gestiegen sein von 1862 bis 
1882 und von 15691 bis 1911 um je 6.65 cm, dagegen gesenkt sein von 1850 bis 
1859 und 1882 bis 1891 um je 0.9 cm, woraus sich als Endergebnis eine Senkung 
des Bodens von 5.75 em in 32 Jahren oder von 18 em in einem Jahrhundert 
ergibt, Diese Formel kann wenig von der Wahrheit abweichen, Bei dem ge- 
fundenen mittleren Fehler von 2.6 em müßte man vielmehr sagen, daß die Senkung 
des Bodens in einem Jahrhundert 15 bis 21 cm betragen hat, 
Was nun die Senkung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts anbelangt, 
80 sind mittlere Secestände vor 1854 nur an einigen Punkten bekannt und zwar 
am Helder, in Muiden und Delfzyl. Eine Vergleichung der mittleren Höhen von 
Halbtide in Zentimeter in bezug auf Neu-Amsterdamer Null über gleiche Anzahl 
Jahre ergibt; 
Helder. .. 1832 bis 1841 — 381 
© == 1897 « 1906 — 25 
Muiden .,. 18830 « 1839 — 18 
Solchen alleinstehenden Daten ist schr geringer Wert beizulegen, doch ist 
bemerkenswert, daß mittlere Halbtide in Delfzyl über einen Zeitraum von 30 Jahren 
sich wenig verändert hat, am Helder die Senkung 9 cm. in einem Jahrhundert be 
tragen hat, wobei zu berücksichtigen ist, daß eine Reihe von 10 Jahren für eine 
Vergleichung zu kurz ist. Ist es nun nicht tunlich, vor 1854 aus Pegelbeobachtungen 
die Senkung abzuleiten, 86 ist noch ein anderer Weg eingeschlagen, um dieselbe 
seit Beginn der Zeitrechnung bzw. seit dem Ende des Mittelalters abzuleiten, 
Dazu sind aus Karten und Eindeichungen Unterlagen fr die Höhen des Bodens 
zusammengestellt. 
Für die Provinz Zeeland ergab sich für 200 eingedeichte Polder: 
Mittlere Höhe Mittlere Höke 
Kindeichungen in Meter unter Findeichungen in Meter unter 
Hoclrrasser Hochwasser 
Vor 1300 ee er 215 Von 1600 bis 1700 ,,,... 0.60 
Von 1300 bis 1500, ..... 1.55 | * 1700 = 1800... . +. 0.43 
1500 x 1600, , 0004 0.90 « 1800 + 1900..,.. 0.28 
Trotz der Unvoöllkommenheit der Unterlagen sind diese Ziffern sprechend 
genug, um daraus eine seit Jahrhunderten stattfindende Senkung des Bodens (ein- 
schliehlich gewöhnlicher Zusammenziehung nach der Eindeichung und vielleicht 
Erhöhung des Hochwassers) abzuleiten. Sie würde danach betragen haben: in 
den letzten 4'/, Jahrhunderten 28 cm, in den letzten 2 Jahrhunderten 15 bis 
17 cm in einem Jahrhundert. Aus den Höhen der Polder auf Tholen ist auf eine 
Senkung zwischen dem 10. oder 11. Jahrhundert und 1874 von ungefähr 2!/, mm 
pro Jahr zu schließen, was mit dem Ergebnis der Pegelbeobachtungen ziemlich 
übereinstimmt, Außerdem sind in Zeeland Beweise für die Senkung des Bodens 
genug zu finden, Nach geologischen Untersuchungen dieser Provinz kamn die 
Senkung nicht zum sehr großen Teil die Folge von Züusammenziehung nach der 
Eindeichung sein wie in Groningen, sondern es muß sich der ganze Boden in bezug 
auf Hochwasser gesenkt haben, z, B, die Polder der Insel Tholen um 21 bis 29 em 
in einem Jahrhundert, im Mittel 25cm. Bei der in 1904 hergestellten zweiten 
Eindeichung des Hedwig-Polders kam beim Aufwerfen eines Grabens überall ein 
altes Kornfeld zutage auf 1.4 bis 1.8m unter gewöhnlichem Hochwasser, während 
die erste Eindeichung im Jahre 1280 im Jahre 1570 verloren ging, so daß die 
Senkung in einem Jahrhundert im Mittel Eu 26.5 cm betragen hat, was mit 
der Angabe für die Insel Tholen übereinstimmt, 
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