Phorade, H.: Über die Kalifornische Meeresströmung,
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des ganzen Jahres vorhandene Osttrift kann in den Isothermen nicht zum Aus-
druck kommen, wohl aber die Südströmung, die ebenfalls zu keiner Jahreszeit
fehlt, Ebenso zeigt die Karte den beherrschenden Einfluß des Auftriebwassers
trotz seiner beschränkten Dauer, Der Gürtel kalten Wassers fällt ungefähr mit dem
Bereich der NW-Winde zusammen, Im Norden zeigt sich auch die erwärmende
Wirkung des winterlichen Stauwassers, Gegenüber diesen zeitlich und räumlich
ausgedehnten Erscheinungen spielt die Kälteinsel keine Rolle für das Jahresmittel;
ebensowenig zeigt der Golf von Kalifornien Besonderheiten, da er in der warmen und
kalten Jahreszeit entgegengesetzten Bedingungen unterliegt; doch hat die starke
und dauernde Erwärmung im Sommer auch für das Jahresmittel einen bedeutenden
Temperaturüberschuß gegenüber der Westküste zur Folge,
b. Jahresanomalie. (Karte 18, Taf. 11.)
Ein Vergleich des Jahresmittelks mit dem zugehörigen Breitenmittel!) der
Temperaturen aller Ozeane liegt der Karte 19 zugrunde. Die 0°-Isanomale
yeht einerseits von Kap San Lucas aus und weist den Golf von Kalifornien den
Gebieten zu, die im Jahresmittel zu warm sind; doch ist der Wärmeüberschuß
des Golfs nicht groß. Andererseits bezeichnet sie im Norden annähernd die
Grenze des Auftriebgebiets und der relativ kühlen Strömung; die Frage, warum
die nördlicher gelegenen Meeresteile wieder zu warm sind, findet ihre Lösung
in der Tatsache des winterlichen Stauwassers,
Merkwürdigerweise ist die Gegend, wo das Auftriebwasser am ent-
schiedensten auftritt, nicht zugleich das Gebiet größter negativer Wärmeanomalie,
sondern dieser Bereich liegt weiter südlich und erstreckt sich vom Lande aus
weit in den Ozean hinein nach Südwesten, Der Grund wird darin zu suchen
sein, daß gerade in dieser Breite die Meerestemperatur in ausgedehnten Ge-
wässern an der Ostseite der Kontinente und abgeschlossener Meeresteile (Rotes
Meer u, a.) besonders hoch ist. Daher fällt das Breitenmittel ebenfalls verhältnis-
mäßig hoch aus und läßt die Temperaturen an der niederkalifornischen Küste
um so niedriger erscheinen; ebenso wird es sich erklären, daß wir im Golf
kaum mehr als 1° Wärmeüberschuß finden.
ce. Jährliche Schwankung, (Karte 19, Taf. 11.)
Karte 19 gibt den Unterschied zwischen dem Mittel des wärmsten und
kältesten Monats (der für verschiedene Punkte nicht derselbe Monat ist). Die
Linien gleicher Schwankung zeigen einen ähnlichen Verlauf wie die Isanomalen;
nur sind sie schärfer gekrümmt. Vom Äquator aus erstreckt sich ein Gebiet
von weniger als 4° Jahresschwankung nach Nordosten, um dann die Küstenstrecke
bis weit über San Francisco hinaus einzunehmen, annähernd in der Ausdehnung.
in der sich die Auftriebserscheinungen abspielen. Wenn Krümmel sagt”), daß
die Gebiete großer Schwankung in niederen Breiten dem Bereich aufquellenden
Tiefenwassers angehören, so können wir hinzufügen, daß unser im mittleren
Breiten gelegenes Auftriebgebiet sich anders verhält. Das kommt daher, daß
hier das Tiefenwasser in der warmen Jahreszeit temperaturerniedrigend auftritt,
während im Winter das Wasser an der Küste nicht kühler ist als im offenen
Ozean; das ÄAuftriebwasser wirkt also ausgleichend, So hat das Wasser vor
San Francisco eine Jahresschwankung von 3,3%; dagegen hat Inaboye Saki an
der japanischen Küste in fast gleicher Breite eine solche von über 13°%. Wenn
auch an der Ostküste Nipons die entgegengesetzte Abnormität {starke Erwärmung
im Sommer und Abkühlung im Winter durch Strömungen} vorliegt, so bleibt
doch in unserem Gebiet die jährliche Schwankung weit hinter dem Breitenmittel
2 Nach Krümmuel, Handbuch der Özeanograpbhie, 2, Aufl, Stuttgart 1907, Band I, 8. 401
zraphisch. interpoliert.
2 Krimmel, Handbuch der Ozeanographie, 2. Aufl. Bd. I, S. 42.
4% Schott, Oberflächentemperaturen und Strömungen der ostasiatischen Gewässer, in: Aus dem
Archir der deutschen Seewnrtte 1891, Nr. 3. Nach den Karten geschützt.