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Annalen der Hrdrographie und Matitimen Meteorologie, Februar 1000,
rechnet werden kann, auf westlichen Kursen volle Fahrt zu halten, der unter d
angeführte Winterweg,
Man darf annehmen, daß die Dampfer, wenn sie sich den Wetterlagen an-
passen, z, B, bei nördlichen Stürmen namentlich. in der Nähe des amerikanischen
Kontinents nach Westen steuern und bei einem Holen des Windes die Gelegen-
heit wahrnehmen, nach Norden zu kommen, ohne wesentliche Beeinträchtigung
ihrer Geschwindigkeit vorwärts kommen werden, und da meistens rom den be-
zeichneten Schnittpunkten nach Süden abzuweichen sein wird, daß die Ent-
fernungen dadurch nicht wesentlich größer werden; damit ergäbe sich dann für
einen 12-Knoten-Dampfer für den Sommerweg eine Reisedauer von 475 Stunden,
für den Winterweg eine Reisedauer von 564 Stunden, oder ein 13-Knoten-Dampfer,
der die Reise auf der Loxodrome in derselben Zeit zurücklegen wollte, müßte im
Sommer 10.1, im Winter 8,5 Knoten Durchschnittsfahrt behalten können. Daß das
Aurehschnittlich nicht möglich sein dürfte, liegt für jeden, der die *braven West-
winde« des Stillen Ozeans kennt, auf der Hand und wird durch die eingangs an-
geführte Zeitungsnotiz bestätigt, Daraus folgt: es j8st ein Unding, im West-
windgebiet ron Ost nach West quer über den Stillen Ozean dampfen
zu wollen. Man sollte, günstige Gelegenheit benutzend, gleich zu Anfang‘ der
Reise nördlich, in die Nähe des auf der Ostseite des Ozeans lagernden Gebietes
hohen Luftdruckes zu kommen suchen und dann erst nach Westen steuern, Im
südlichen Sommer wird man dazu wahrscheinlich in der Nähe von 35° S-Br,, im
südlichen Winter wahrscheinlich erst in der Nähe von 30° S-Br. Gelegenheit
finden, Es ist dabei nicht ausgeschlossen, daß man namentlich auf der östlichen
Hälfte des Ozeans schon in südlicherer Breite ruhiges Weiter findet, bei dem
man schon westlicher steuern und so den Weg etwas abkürzen kann, immerhin
sollte das aber nur unter voller Berücksichtigung der gerade angetroffenen Um-
stände geschehen, denn im allgemeinen reichen die braven Westwinde auf der
Westseite des Stillen Ozeans weiter nach Norden als auf der Ostseite, namentlich
im Winter,
Beschäftigen wir uns nun noch mit der Frage, ob es überhaupt für einen
gewöhnlichen Frachtdampfer, der von Nordamerika nach Aukland bestimmt ist,
zweckmäßig sei, den Weg dureh die Magellan-Straße zu nehmen, Die Entfernung
von Sandy Huk durch die Magellan-Straße bis Kap Pillar beträgt 7150 Sm und
die Entfernung von da im Sommer 5700, im Winter 6800 Sm, also zusammen im
Sommer 12850, in Winter 13930 Sm. Rechnet man die Entfernungen auf dem
Wege um das Kap der guten Hoffnung zusammen, so ergibt sich bis zu einem
Punkte vor dem Südkap Tasmaniens auf dem mittleren Wege — Sommer oder
Winter machen hier keinen wesentlichen Unterschied — 12500 Sm und von da
nach Aukland 1500 Sm, als Gesamtentfernung von New York nach Aukland
14000 Sın, Der Weg um das Kap der guten Hoffnung ist also im Sommer 1150.
im Winter 50 Sm länger als der Weg durch die Magellan-Straße,
Erwägt man, daß man auf dem Winterwege durch die Magellan-Straße
schon vor der Ostküste Amerikas durch Gegenwinde, in der Straße durch dickes
Wetter und dergleichen und im Stillen Ozean wieder durch Gegenwinde auf
gehalten werden kam, so ist nicht ersichtlich, warum die Schiffe nicht den nur
50 Sm längeren Weg um das Kap der guten Hoffnung nehmen, wö sie auf keinen
anderen Gegenwind zu rechnen brauchen als auf den Südostpassat des Süd-
atlantischen Ozeans, den sie aber, sobald er ihnen im Gürtel seiner größten
Stärke unbequem wird, durch sehr südlichen Kurs von Backbord einbringen
and sehr schnell überschreiten können, olıne die Entfernung wesentlich zu ver-
größern, namentlich nicht, wenn sie das Kap der guten Hoffnung nicht an-
laufen. wollen.
Aber auch im südlichen Sommer, wo man auf dem Wege durch die
Magellan-Straße allerdings 1150 Sm weniger zurücklegen braucht als auf dem
Wege Ost um das Kap der guten Hoffnung, sollte man sich die Sache doch noch
erst einmal überlegen, Ein 12-Knoten-Dampfer legt das Mehr von 1150 Sm in
4 Tagen zurück, er wird aber nicht so lange dazu brauchen, denn auf dem ganzen
Wege im hohen Süden nach Osten, auf einer Strecke yon etwa 5700 Sm hat man