576 Annalen der Hydrographie und Mariimen Meteorologie, Dezember 1909,
Vom 4, bis 6. stand die Küste unter dem Einfluß ozeanischer Depressionen,
die hohem Druck über Ost- und Südwesteuropa gegenüber bis weit in den
Kontinent hinein ausgebreitet waren. Deshalb fielen bei lebhafteren südwest-
lichen Winden am 4. und 5. überall ergiebige Niederschläge, die am Tage des 6,
nachließen, wo sich hoher Luftdruck über den Kontinent vorschob, der die
Witterung an der Küste auch am 7. noch beherrschte, wo ebenfalls fast überall
trockenes Wetter bestehen blieb. Am folgenden Tage trat wieder Regenweiter
ein, da dem abziehenden Hochdruckgebiet ein Ausläufer einer ozeanischen De-
pression von. der Biskayasee her folgte, Diesem folgte abermals ein Hochdruck-
gebiet von der iberischen Halbinsel her nach, und es entwickelten sich auf der
Rückseite des abziehenden Ausläufers am 9, im Bereiche des westlichen Küsten-
gebiets vielfach steife und stürmische nordwestliche Winde, die indessen schnell
wieder nachließen, als die deutsche Küste unter den Einfluß jenes weiter ostwärts
fortschreitenden Hochdruckgebiets kam, Dieses behielt bis zum 18. starken. Ein-
Auß auf die Gestaltung der Witterungsverhältnisse, da es sich mit einem Hoch-
Aruck über Rußland vereinigte, Der 11, zunächst blieb ganz trocken, am 12,
wo eine ozeanjsche Depression schon bis Rügen vorgedrungen war, fielen nur
ganz wenig Niederschläge, da die Winde aus dem kontinentalen Hochdruckgebiet
trockene Luft seewärts führten. Dies änderte sich schon mehr am nächsten
Tage, wo die Depression sich noch weiter ostwärts ausgebreitet hatte; aber
eigentliches Regenwetter setzte erst wieder am 14. ein, wo das Hochdruckgebiet
schon zu weit zurückgewichen war, Bei dem weiteren Vordringen der ziemlich
anergischen Depression mit einem Kern von 725 mm Tiefe, verschärfte sich die
Wetterlage am 15, so, daß steife und stürmische, stellenweise sogar sehr stürmische
Winde meist südwestlicher Richtung an der Nordseeküste auftraten, die teilweise
auch noch am 16, anhielten; der äußerste Osten blich indessen ruhiger. Dabei
war die Luft sehr milde, offenbar weil sie aus südlicheren Gegenden des Atlantik
stammten, Die Depression verflachte sich stark und zeigte am 17. ein neues Tief
westlich von Schottland, Bis zum 2% blieb‘ nun im großen und ganzen eine
Luftdruckverteilung bestehen, bei welcher der Kontinent von hohem Luftdruck
bedeckt war und Depressionen im Norden vorüberzogen. Dabei fielen im Westen
häufig, wenn auch nur wenig ergiebige Niederschläge, da die Winde meist
kontinentaler Herkunft waren, Der 24, zeigte ein wesentlich verändertes Bild,
Eine kräftige Depression. war mit ihrem Kern nach der Nordsee vorgedrungen
and brachte dem westlichen Teile des deutschen Küstengebiets das typische
ozeanjeche Wetter, Sie bewegte sich langsam nordostwärts und hatte auf ihrer
Spdseite sehr starke Winde aus Südwest im Gefolge, die meist die Stärke 8 nach
äer Beaufortskala erreichten, Als am 25. bei dem weiteren Vordringen der
Depression. die Winde nach West drehten, kam kühlere Luft herbei, Ein Hoch-
druckgebiet erschien über Deutschland, während sich über Westeuropa eine
neue Depression einstellte. Diese vereinigte sich am 27. zw einer ganz West-
und Mitteleuropa bedeckenden Depression mit einem Kern über Südnorwegen
und einem zweiten über der Biskayasee
Während das genannte Hoch ostwäris verschwand, schritt die Depression
mit ihrem südlichen Kern zunächst ostwärts weiter, Sie hatte Winde aus Südost
im Gefolge, die am 27% morgens schr starke Abkühlung bewirkten, da der Öst-
liche Kontinent bei starker nächtlicher Ausstrahlung teilweise bis auf den Ge-
Frierpunkt abgekühlt war.
Am 28. war die Wetterlage nur insofern geändert, als sich ein neues Teil-
Hef über der Nordsee gebildet hatte, während das alte nordwärts abgezogen war,
Auch der Hauptkern rückte num schneller nordostwärts und brachte im west-
lichen Küstengebiet stellenweise stürmische südwestliche Winde, und vereinzelt
auch am 30, zur Entwicklung.
Am letzten Tage des Oktobers folgte der abziehenden Depression von der
iberischen Halbinsel her eine neue Depression, die wieder östliche Winde olne
erhebliche Niederschläge im Gefolge hatte,
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