566 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1909,
mit bloßem Auge die betreffende Stelle des Himmels absucht, oder daß er den
Sextanten auf die vorausberechnete Höhe einstellt und dann mit dem Sextanten-
fernrohr versucht, in der berechneten Peilung das Gestirn in das Sextantenfern-
rohr zu bekommen.
Diese Vorausbestimmung von Azimut und Höhe des Gestirns, die nur auf
etwa einen Grad genau zu sein braucht, kann sehr schnell und fast ohne Rech-
nung‘ mittels der bei Dietrich Reimer erschienenen Meßkarte zur Auflösung sphä-
rischer Dreiecke!) nach Chauvonet erfolgen.
Vielleicht versucht es einmal der eine oder andere, der von Kapitän
Thomas gegebenen Anregung zu folgen. Auch wenn diese Versuche negatir aus-
fallen sollten, sind sie nicht ohne Wert, weil sie auch so zur Klärung der Frage
beitragen,
Berlin.
Prof, Dr. E, Kohlschütter,
Adıniralitätaraf.
Kleinere Mitteilungen.
1. Seglerreise im Ostindischen Inselmeer (Juni bis Oktober). Vom
Indischen Ozean Nord um Celebes nach Gorontalo und zurück durch die
Sundastraße, Durch die Freundlichkeit des Kapitäns Th. A. Thomsen, des
Führers der dänischen Bark »Thora«, ist der deutschen Seewarte ein Bericht
mit wertvollen Angaben über Wind- und Stromverhältnisse zugegangen, dessen
Veröffentlichung umsomehr geboten erscheint, als mit der Abnahme der Segel-
schiffahrt in jenen Gewässern eingehende Berichte von Kapitänen, die mit der
Fahrt dort vertraut sind, überaus selten geworden sind, Nach einer Reise von
100 Tagen. von Hamburg kam die »Thora« am 12, Juni 1908 vor die Alasstraße,
hielt dort nachts unter Segel. und. segelte am folgenden Tage bei fMauen süd-
lichen Winden fast durch die Straße, Allein bei den Rotsigen (Felsigen) Inseln
wurde es still, so daß die Bark wieder in die Straße hineintrieb und die Schiffs-
leitung froh war, bis zum 15. Juni bei Stille unter Lombok Ankergrund gefunden
zu haben, Nach einem vergeblichen Versuche, am Morgen dieses Tages vorwärts
zu kommen, ayaußte man bald wieder vor der Lombok-Bucht auf 9 m Wasser
ankern; erst nachdem man am 16, Juni morgens wieder unter Segel gegangen
war, gelang 68, dicht vor der Lombok-Küste entlang innerhalb der Rotsigen
Inseln in wenigen Stunden die Java-Ses zu erreichen, Kapitän Thomsen glaubt,
die Durchsegelung der Straße würde zwei Tage weniger Zeit in Anspruch ge-
nommen. haben, wenn er diesen Weg gleich von vornherein eingeschlagen hätte,
weil man hier bei eintretender Windstille auf etwa 27 m Wasser ankern könne,
und weil man sich hier im Bereich der abends vom Moant-Lombok herunter-
kommenden Landbrise befinde. /
Um 6% N. am 17. Juni wurden die Siri-Inseln passiert, und am 18. um 74V.
peilte man die Insel Sambergelap W'/48, 9 Dazwischen hatte man etwa 8 Sm
ostnordöstlichen Strom gehabt, Mit südlichem, des Nachts etwas vom Lande ab-
kommendem Winde hielt man sich weiterhin dicht an der Küste von Borneo und
passierte um Mitternacht Aru-Leuchtfeuer in 19 m Wassertiefe, Der Strom lief
mit */. bis 1 Sm stündlicher Geschwindigkeit nach Norden, bis man vor die
4y Berlin bei Dietrich Reimer 1905, Preis 3... Es ist wiederholt darüber geklagt worden,
daß die beiden übereinander liegenden Gradnetze der Meßkarte auf den Beschauer verwirrend wirken,
Ich habe gefunden, daß sich dies vermeiden läßt, wem man nicht versucht, die beiden Gradnetze
gleichzeitig‘ aufzufassen, somdlern wenn man bei der vorliegenden Aufgabe zunächst von den roten Linien
zänzlich Absicht, sie völlig ignoriert. um mit den Augen dem Verlauf der sich rechtwinklig schneidenden
schwarzen Linien De {Stundenwinkel und Abweichung), Dann läßt sich der Gestirusort In diesem Netx
ale Schwierigkeit feststellen. um durch einen Tintenpunkt auf der vorher auf die gegißte Breite 6it«
in Celluloidseheibe bezeichnen, Danach dreht man den Spieß um und achtet nicht mehr auf
das schwarze Netz, sondern yerfolzt den Verlauf der roten ‚Linien, was dadurch schr erleichtert. wird,
daß man die Cellnloidscheibe. ein wenig von ihrer Unterlage abhebt, soweit «dies infolge ihrer Befostigung
möglich ist, Das Bild des roten Netzes allein ist ebensowenig verwirrend, wie das des schwarzen
Netzes allein, da sich alle Linien rechtwinklis schneiden. Daher kann man bei diesem Verfahren Höhe
and Äzimut des Gestirns, d, bh. des vorher gemachten Tintenpunktes obne Schwierigkeit in dem roten
Netz ablesen. Nachher wird dieser Punkt weggewischt,
. 2) Es ist nicht angereben, ob die Peilungen als rechtweisend oder mißweisend anzuschen sind, doch
st es hier obne Belanız. da die Mißweisung in den betreffenden Gewässern zwischen 0° und 26 W Legt.