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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 37 (1909)

Mecking, L.; Petterssons Stromstudien an der Pforte der Ostece, 557 
fassenden Satz) hat Pettersson auch selbst eine Formulierung gebraucht, die 
dieser meiner Deutung völlig entsprechen dürfte, indem er sagt: »Gleichzeitig 
damit, daB der Unterstrom unter dem Einfluß der Flutwelle anschwillt, wird die 
Geschwindigkeit des Oberstroms, der in entgegengesetzter Richtung fließt, ver- 
eingert,.« Dayegen könnte wieder der folgende zusammenfassende Satz zu Miß- 
verständnis führen: »Dieses Wachsen des Unterstroms, welches von der Flutwelle 
hervorgebracht wird, staut und hemmt zweimal täglich einen Teil der Wasser- 
massen. des ausfließenden baltischen Stromes ...« Es ist wohl nicht »das 
Wachsen des Unterstroms«, sondern die die ganze Wassermasse ergreifende und 
nur in den verschiedenen Tiefen zu yerschiedenem Effekt gelangende Gezeiten- 
welle selbst, die den baltischen Strom staut und hemmt. Der Begriff des so- 
zusagen untergetauchten Gezeitenstroms führt dann Fettersson auch dazu, von 
einer »Wirklichen« und »scheinbaren Flutwelle« zu sprechen. »Die Flutwelle, die 
der Wasserstandsmesser von Korsör aufzeichnet (also an der Oberfläche), ist 
nicht die wirkliche, sondern nur eine scheinbare, abgeschwächte.« »Die Ziffer des 
Unterstroms (5 m) gibt die wirkliche Flutwelle im Großen Belt an.« Meines 
Erachtens ist die Flutwelle überall wirklich und nirgends scheinbar, wohl aber 
ist sie überall eben verschieden, in horizontaler wie in vertikaler Hinsicht, 
ohne daß man deshalb eine Unterscheidung zwischen wirklicher und scheinbarer 
Welle durchführen könnte. Und diese ihre Verschiedenheit beruht unter anderm 
vor allem auf der Morphologie der Meeresräume, dieses Moment scheint 
mir auch gerade im vorliegenden Falle besonders offenkundig vorzuliegen und 
im Vordergrunde zu stehen. Denn wenn, wie Pettersson anführt, die obere 
Grenze des salzigen Unterstroms sich bei Fluttide um 5 m emporhebt, während 
lie Oberfläche des Meeres überhaupt nur einen Fluthub von 1m dort aufweist, 
so kommen dafür, wie mir scheint, folgende drei Ursachen in Betracht: erstens 
ist der Querschnitt, der dem Unterstrom (in Tiefen von 20 bis 30 m oder noch 
mehr) zur Verfügung steht, sicher kleiner als der, in dem die Wassermasse des 
Oberstroms sich bewegt, mit andern Worten das Bett des Unterstroms enger als 
Jas des Öberstroms; zweitens ist das erstere auch komplizierter, d.h. mehr von 
Schranken und Hemmnissen durchsetzt als das letztere, oder anders ausgedrückt 
die den oberen Schichten erteilten Bewegungen können sich leichter nach den 
Seiten ausdehnen als die der unteren; drittens ist auch der Unterschied der 
Geschwindigkeit von Ebb- und Flutstrom in den Öberschichten wesentlich größer 
als in den unteren‘), so daß auch aus diesem Grunde die geringere Niveau- 
schwankung an der Oberfläche verständlich wird; käme nämlich umgekehrt den 
oberen Schichten eine geringere oder gar keine von der Gezeit herrührende 
Fortpflanzung zu, so daß das vom Norden oder Süden herandrängende Wasser 
mehr gestaut würde, dann würde eben auch an der Öberfläche die Niveau- 
schwankung einen größeren Betrag erreichen. — Kurzum ich möchte den Schwer- 
punkt in der Auffassung der ganzen Vorgänge nicht so sehr auf die »unter- 
seeische Flutwelle« verlegen als auf den an der Schwelle zwischen Nord- und 
Ostsee yon vornherein gegebenen und auf Reaktion abzielenden Stromunter- 
schied der verschiedenen Tiefen, welcher dann, unterstützt durch die 
Reliefverhältnisse, in der die ganze Wassermasse ergreifenden Gezeitenwelle 
jene Differenzierung hervorruft, die sich in den gefundenen Tatsachen äußert: 
dem periodischen Wechsel des Salzgehalts, den Strömungsvariationen oben wie 
anten und den Niveauschwankungen der Oberfläche wie gewisser Ischalinen in 
der Tiefe, So erscheinen mir die Vorgänge ungezwungener erklärt als mit den 
strom an demselben Ort zeitlich (so wie oben zur selben Zeit in verschiedenen Tiefen) einen ganz ver- 
schiedenen Effekt hat, je nachdem ein durch andere Ursache erzeugter gelegentlicher Strom gerade 
vorhanden ist oder fehlt, 
‘) Nach Pettersgons Zahlenwerten ist die Durchschrittsgeschwindigkeit: 
in 10 m Tiefe bei Ebbe: 0.692 m p. Sek, nach N’ 1 m 
bei Flut: 0.08 m p. Sek, nach N Differenz 0,612 m p. Sek. 
in 20 m Tiefe bei Ebbe: 0.097 m p. Sek, nach N 4 om | 
bei Flut: 0.276 m p, Sek, nach S Differenz 0,373 m p, Sck,
	        
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