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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1909,
Hafenanlage in Swakopmund.
Das im Märzheft 1909 der »Marine-Rundschau« veröffentlichte Hafen-
projekt für Swakopmund als Ersatz der regierungsseitig projektierten und in
Aussicht genommenen Verlängerung der Alten Mole besteht nach Fig. 1 aus
einem Wellenbrecher ABCD, der bis über die 12 m Tiefenlinie hinausgeführt
ist, während die sonstigen Maßnahmen sich auf Vertiefung der Fläche ABCDFG
durch Baggerungen bzw, Sprengungen beschränken, um dann in diesem Gebiet
Landungsbrücken usw. zum Löschen und Laden der Seeschiffe zu erbauen.
Dieses Projekt stützt sich auf Modellversuche und auf folgende Unterlagen, soweit
solche für die Beurteilung einer Hafenanlage in hydrographischer Beziehung in
Frage kommen:
i. Der herrschende Wind kommt aus SW,
2. Die Dünung läuft fast immer aus SW.
3, Die Höhe der Brandungswellen beträgt gewöhnlich 1 m und kann plötz-
lich bis 5m zunehmen.
4. Da noch bei 8 bis 10 m Tiefe unter NW eine schwere Brandung steht,
go beginnt die brandungsfreie Tiefe erst bei 10 m Tiefe,
5. In 600 m Abstand vom Ufer, entsprechend einer Wassertiefe von 5 m,
hat der von S nach N laufende Küstenstrom eine Geschwindigkeit
von 0.10 m p. Sek.
6. Der Sand wandert von S nach N, und zwar bis 10 m Tiefe unter dem
Einfluß der Brandungswellen, in größerer Tiefe unter dem Einfluß
der Küstenströmung,
Alle Einbauten. innerhalb des Brandungsgebietes versanden auf beiden
Seiten,
Das im Dezemberheft 1908 der »Marine-Rundschau« zur Veröffentlichung
gelangte Hafenprojekt des Unterzeichneten sicht nach Fig, 1 im Gegensatz dazu
zwei Molen vor, die den Hafen an beiden Seiten begrenzen und die Alte Mole
bzw. die rerierungsseitig geplanten Verlängerungen derselben für die südliche
Mole mit benutzen. (In Fig, 1 mit dünnen gestrichelten Linien angegeben.) Maß-
gebend für die Richtung und die Länge der Molen war der von $ nach N
laufende Küstenstrom, sowie die herrschende Richtung des Windes bzw. der
Dünung aus SW und die dadurch bedingten Aufsandungsverhältnisse. Andere
hydrographische Unterlagen standen dem Verfasser derzeit nicht zur Verfügung,
Es sind somit zwischen beiden Projekten prinzipielle Unterschiede zu
verzeichnen, die dem Umstande zugeschrieben werden müssen, daß im ersten Fall
Modellversuche, im anderen Fall außer den bisherigen, in Swakopmund ge-
sammelten Erfahrungen auch die an flachen, sandigen Seeküsten mit herrschenden
anlandigen Winden und geringem Küstenstrom in einer Richtung vorliegenden
Erfahrungen zugrunde gelegt worden sind.
Ein Vergleich der beiden Projekte fordert zu einigen Bemerkungen umso-
mehr heraus, als die Ergebnisse von Modellversuchen einerseits bei der Unmöglich-
keit, die wirklichen Verhältnisse an einer Seeküste mit vorliegendem Brandungs-
gebiet und herrschender auflandiger Windrichtung wiederzugeben, anderseits bei
der Tatsache, daß die einzelnen dabei in Frage kommenden Faktoren zum Teil
nur in reduzierten Größenverhältnissen eingesetzt werden können, weniger der
Wirklichkeit entsprechend zu betrachten sind als Ergebnisse von Modellversuchen,
die sich auf ein Stiromufer beziehen. Außerdem glaube ich noch auf einige Ge-
sichtspunkte hinweisen zu müssen, die einen Einfluß auf die Frage auszuüben
imstande sind, wie in Swakopmund ein gegen Versandung dauernd gesicherter
Hafen angelegt werden kann?
Nimmt man nun zunächst, um der regierungsseitigen Forderung nach-
zukommen, die beiden vorhandenen Landestellen, die Mole und die Landungs-
brücke, möglichst lange auch während des Hafenausbaues betriebssicher zu halten,
eine Verschiebung meines Projekts nach S vor, wie der Lageplan mit dicken ge-
strichelten Linien (Fig, 1} angibt, so findet man, daß Wellenbrecher und südlicher
Hafendamm in Richtung, Form und Länge im allgemeinen übereinstimmen, was
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