Forch, C.: Über die Beziehungen zwischen Wind und Strom im Europäischen Mittelmeer. 443
fläche herrschen, Es wurden die Beobachtungen unmittelbar benutzt, d, h. die
Dichten bei den Beobachtungstemperaturen und nicht die in den Tabellen
Makaroffs gegebenen auf die Temperaturen in situ umgerechneten Dichten,
Zur Umrechnung dienten die Knudsenschen Tabellen. Die Kompression des
Wassers der tieferen Schichten ist hierbei nicht berücksichtigt, weil sie bei dem
Vergleich von. Schichten gleicher Tiefe miteinander ohne Belang ist.
Die Grenze zwischen dem einströmenden Atlantischen- und dem aus-
strömenden Mittelmeerwasser liegt, wie aus der graphischen Darstellung bei
Makaroff ohne weiteres ersichtlich ist, etwa bei 150 m. Dort verläuft also die
Fläche gleichen Druckes horizontal, Die Annahme, daß diese horizontale Fläche
gleichen Druckes für das ganze Gebiet in gleicher Tiefe liegt, ist natürlich nicht
zutreffend, Aber zur Zeit dürften Anhaltspunkte für eine wohlbegründete
genauere Konstruktion dieser Fläche nicht vorliegen, es würde mithin jede
andere Annahme das Gepräge willkürlicher Künstelei tragen, Aus diesem Grunde
wurde die einfachste, wenn auch zweifellos nur genähert richtige Annahme ge-
macht. Man muß sich aber dieser Tatsache erinnern, wenn man bei der
graphischen Darstellung für den westlichen Teil des Gebietes (Stationen 220
und 219} Kurvenzüge findet, die ein etwas unwahrscheinliches Bild geben,
nämlich ein Gefälle nach Westen statt nach Osten. Siehe Figur 1 Tafel 35,
Als Normalstation wurde die westlichste Station 228 angenommen und den
Drucken in jeder vertikalen Reihe der Tabelle 7 B ein solches konstantes additiyes
Glied zugefügt, daß die Drucke bei 150 m alle übereinstimmend 154,064 m be-
tragen. Bildet man alsdann die Differenzen für jede Tiefenstufe gegen die
Normalkstation, so erhält man die Höhendifferenz h der Flächen gleichen Druckes
(Tabelle 7 €). Station 222 ergibt Werte, die sich absolut nicht einordnen; sie
wurde deshalb bei dem Konstruieren der mittleren Kurve in der graphischen
Darstellung ausgeschieden, Es ist übrigens nicht notwendig, bei solchen sprung-
haften Abweichungen, wie sie zuweilen die Reihen aller Beobachter zeigen, nur
an Beobachtungsfehler zu denken, Es erscheint unter Würdigung aller Ver-
hältnisse gar nicht ausgeschlossen, daß auch beim Strömen. der Wasserschichten
des freien Meeres Erscheinungen nach Art der Wogenwolken auftreten. Für eng
umgrenzte Gebiete sind solche Wellen der Grenzschichten zweier Wasserschichten
ja bekannt. Daß es sich hier bei den Werten der Station 222 nicht um Beob-
achtungsfehler, sondern um Deformationen der Flächen gleichen Druckes handelt,
wird übrigens im höchsten Maß wahrscheinlich dadurch, daß Station 225 gleich-
falls Erniedrigung des Gefälles aufweist. ;
Die Stationen 228 und 221, zwischen denen die größten Differenzen be-
stehen, sind 3°/,°, also rund 400 km, voneinander entfernt. Die Höhendifferenz
der Flächen gleichen Druckes beträgt für die Schicht von 25 m Tiefe etwa 20 cm,
für 50 m etwa 16 em, für 100m etwa 8 cm und für 200 m etwa 5 cm. Es sind
mithin folgende Gefälle vorhanden:
bei 25m = 6650 = FAR = nach Osten,
50 x Yo 3 L nn x
40.000.000 2.500.000
$ 1
100 7 = 00000 00000
5 1 a
200 * = 30.000.000 “ 8.000.000 * Westen.
Extrapoliert man aus den Werten für 25, 50 und 100m auf die Ober-
fläche, so erhält man ein Öberflächengefälle von Du Es heißt dies aber,
daß die bedeutende Erhöhung der Strömung im westlichen Teil des Mittelmeeres
— vgl. die obigen Werte von istr/iw: — verursacht wird durch ein Gefälle, das
sicher nicht den Wert von A erreicht, eine Tatsache, die man nicht wird
aus dem Auge lassen dürfen, wenn man die Ursachen der Strömung im freien
Meere untersucht.