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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 37 (1909)

Die Witterung und phänologischen Erscheinungen zu Tsingtau im ‚Jahre Dez, 1907 bis Nor. 1908. 411 
Die große Abweichung des Witterungsverlaufes von dem normalen, welcher 
den August als stark bewölkt, feucht und regenreich kennzeichnet, trat besonders 
in den Mittelwerten der einzelnen meteorologischen Elemente in die Erscheinung, 
Die Morgentemperaturen lagen im Mittel in Höhe des normalen Wertes, 
während die Mittag- und Abendtemperaturen sich durchweg darüber hielten, Im 
allgemeinen zeigten die Tagestemperaturen nur geringe Schwankungen um eine 
mittlere Lage von 251°, Das absolute Maximum trat am 5. bei 35.6° ein — zu- 
yleich der höchste bisher beobachtete Stand seit der deutschen Besitzergreifung —, 
das Minimum am 29, bei 16.8°, die Schwankung betrug demnach 18,8°, 
Dunstspannung und relative Luftfeuchtigkeit waren erheblich zu niedrig 
und ließen daher die größere Wärme der Luft weniger als sonst in diesem Monat 
lästig‘ empfinden, 
Niederschläge fielen im vergangenen Monat außerordentlich spärlich, ihre 
Gesamtmenge erreichte nur eine Höhe von 44.9 mm und verteilte sich auf 6 Tage, 
Ergiebiger, die Höhe von 20 mm übersteigender Niederschlag fiel nur am 5, Aus 
dem Mittel aller Beobachtungsjahre stellt sich dagegen die durehsehnittliche 
Regenmenge zu 131.1 mm, welche sich auf 10.6 Tage verteilt, Hierbei ist zu 
jemerken, daß gerade der Niederschlag von allen Elementen den größten Schwan- 
kungen unterworfen ist und zur Ermittlung eines guten Normalwertes eine weit 
längere Reihe von Beobachtungsjahren als für die übrigen meteorologischen 
Elemente erforderlich ist. 
Die Bewölkung erreichte nur 4,5 Zehntel gegen 5,7 als Mittelwert, Heitere 
Tage kamen 9, trübe 7 zur Auszählung. Die Dauer des Sonnenscheins betrug 
283.2 Stunden =— 68%, der möglichen Dauer, 
Gewitter traten nur in größerer Entfernung am 1.,, 5, 12. und 21. auf, 
Wetterleuchten am 17, 18, und 19, Nebel wurde einmal, am Morgen des 2, beobachtet, 
Die Stauweiher waren wegen der anhaltenden Trockenheit leer. 
Sommer 1908, Die Mittelwerte der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und 
Bewölkung entsprachen den 10jährigen Mittelwerten; eine außergewöhnliche 
Regenarmut wie im vergangenen Sommer trat dagegen ebenfalls in diesem zutage, 
Die Gesamtsumme des Niederschlayges erreichta nur eine Höhe von 1794 mm 
gegenüber dem mittleren Wert von 371.8 mm. Verheerende Stürme gind auch 
in diesem Sommer nicht aufgetreten, Die Zahl der Tage, an welchen die Wind- 
stärke 8 der Beaufort-Skala zur Zeit der Terminbeobachtungen erreicht oder 
überschritten. wurde, betrug 2. 
Die Entwicklung der Pflanzenwelt schritt im Juni normal vorwärts, Es 
blühten Caragana, Philadelphus, Tamarix, Spiraea, Melia, Ailanthus, Deutzie, 
Liguster, Tilia und Yucca. Geerntet wurden zuerst Erdbeeren, Süß- und Sauer- 
kirschen folgten, alsdann die ersten Frühkartoffeln und das Wintergetreide der 
Chinesen, 
Das gewohnte freudige Wachstum unter dem Einfluß der Regenzeit setzte 
im diesjährigen Juli wegen der außerordentlichen Trockenheit nicht ein; die Ent- 
wicklung blieb gegen die Varjahre zurück, was auch beim Unkraut und Gras 
beobachtet wurde, Es blühten Albizia, Koelreuteria, Stillingia, Hibiseus, Lager- 
strömie und Sophore, von Getreidearten Kauliang, Mais und Hirse. 
Die Entwicklung des Obstes erfolgte im August normal, die außerordent- 
liche Trockenheit sagte der Ausbildung der Früchte zu; doch mußte durch Be- 
gießen für genügende Bodenfeuchtigkeit gesorgt werden. Im übrigen Htten sämt- 
liche Pflanzen unter der Trockenheit, was sich durch frühzeitige Blattfärbung 
mit bald folgendem Abfall bemerkbar machte, namentlich trug hierzu ein in der 
Mitte des Monats einsetzender salzführender Südwind in den betroffenen Gegenden 
bei, Die Gehölzsaaten, namentlich Akazien, blieben in ihrem Höhenzuwachs wesent- 
lich zurück, da durch Begießen die fehlende Feuchtigkeit nicht ganz zu ersetzen 
war. Es blühte Hydrauge, Lespedizie, Althaea, Tamarix, Lagerströmie und zum 
zweiten Male Syringa, 
Der Entwicklung der Insektenwelt war die trockene Witterung besonders 
günstig. Raupen, Käfer und sonstige Schädlinge vermehrten sich ganz außer- 
ordentlich. Die Kiefernraupe war infolge ‚starken Falterüberfluges aus dem
	        
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