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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 37 (1909)

Anschütz-Kaompfe: Der Kreisel-Kompaß, 
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Beeinträchtigt wird die Weisung des Kreiselkompasses nur durch starke 
Erschütterungen des Schiffskörpers sowie bei starken Schwankungen des Schiffes 
bei Seegang, wenn der Kurs nahe einem Interkardinalstriche liegt. Der Grund 
für letztere Erscheinung ist die Differenz der Trägheitsmomente um die Nord-— 
Südachse und die West—Ostachse des Kreisels. Diese Erfahrungen gaben jedoch 
gleichzeitig die Mittel zu ihrer Bekämpfung, und zwar können die Maschinen- 
arschütterungen durch geeignete Hängung und Wahl eines möglichst günstigen 
Aufstelungsortes unschädlich gemacht werden, während der Einfluß des Rollens 
Jadurch minimal gemacht wird, daß man den Apparat möglichst nahe an den 
durehschnittlichen Mittelpunkt der Schiffsschwingungen aufstellt, Da der Kreisel- 
kompaß gänzlich unabhängig von magnetischen Einflüssen ist, macht die Wahl 
des Aufstellungsortes nicht die Schwierigkeiten wie bei einem Magnetkompaß, 
and man kann als sicher annehmen, daß selbst bei stark rollenden und unter 
Maschinenerschütterungen leidenden Schiffen immer ein guter Aufstellungsort 
für den Kreiselkompaß zu finden sein wird, von dem nötigenfalls eine Fern- 
äbertragung für die Brücke eingerichtet werden kann, 
Die Kraft, mit welcher der Kreiselkompaß seine Nord—Südrichtung an- 
nimmt, ist eine größere als die des Magnetkompasses, bei den jetzigen Modellen 
atwa das 10 bis 20fache, Erreicht wird dieselbe im wesentlichen durch die hohe 
Umlaufzahl des Kreisels, Die Bedenken, daß die Achsenlager diese Beanspruchung 
auf die Dauer nicht aushalten würden, sind nach jahrelangen Versuchen über 
Material und Form sowie nachdem einige Apparate über ein Jahr praktisch in 
Betrieb sind, nunmehr zerstreut, | 
Als Vorteil des Kreiselkompasses ergibt sich ferner folgendes: Wenn ein 
Schiff mit einem Kreiselkompaß und im übrigen mit Magnetkompassen aus- 
gerüstet ist, so kann man mit ihm die Bestimmung der Deviation der Magnet- 
xompasse in sehr einfacher Weise vornehmen, auch wenn keinerlei Landmarken 
in Sicht sind oder das Schiff im Nebel liegt. Selbst wenn die Nullage des 
Kreiselkompasses nicht bekannt sein sollte, liefert er eine feste Standlinie. Auch 
andere Beobachtungen der magnetischen Kompasse sind mit dem Kreiselkompaß 
möglich geworden, die früher aus Mangel an einer festen Standlinie nicht gemacht 
werden konnten. So haben z. B. Erfahrungen einigemal gezeigt, daß bei Nebel 
Differenzen in der Weisung zwischen Magnet- und Kreiselkompaß auftraten, die 
bei Eintritt von klarem Weiter wieder verschwunden waren. Meine Erfahrungen 
sind noch nicht zahlreich genug, um die sich mir hierbei aufdrängende Theorie, 
es könne ein Ausgleich von elektrischen Spannungen zwischen Nebel und Wasser 
durch das guf leitende Schiff den Magnetkompaß beeinflussen, als zweifelsfrei zu 
bestätigen, doch halte ich die Frage für wichtig genug, um sie einer wissen- 
schaftlichen Diskussion zu unterwerfen und gleichzeitig zu weiteren Versuchen 
hierüber anzuregen. 
Der nautisch-astronomische Rechenstab von R. Nelting. 
Durch Vermittlung des Herrn Herausgebers der Ȁnnalen der Hydro- 
graphie und Maritimen Meteorologie« ist der nautisch-astronomische Rechenstab, 
den vor einiger Zeit Herr R. Nelting konstruiert hat, in meine Hände gelangt 
and zugleich die das Instrument erläuternde Broschüre, 
Es ist offenbar ein naheliegender Gedanke, die trigonometrischen Funktionen 
in gleicher Weise und mit ebensolcher Ausführlichkeit ihren logarithmischen Werten 
nach auf Stab und Zunge von Rechenschiebern aufzutragen, wie das mit den 
einfachen Zahlen schon längst geschehen ist, Die gegenwärtig sich einer so weiten 
Verbreitung und einer sehr erfreulichen Benutzung in allen Kreisen, die sich 
viel mit numerischem Rechnen zu beschäftigen haben, erfreuenden 25 cm langen 
Rechenschieber besitzen auf den Rückseiten ihrer Zungen ja auch schon solche 
Ayn, d, Hydr. uaw., 19090, Heft TIL
	        
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