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Annalen der Hrdrographie wu Maritimen Meteorologie, Juli 1900,
Was die Weiterlage im einzelnen betrifft, so befand sich das deutsche
Küstengebiet vom 1, bis zum 7% Mai meist im Bereiche eines Hochdruckgebietes,
das vom Atlantischen Ozean her ostwärts fortschritt, Der Kern desselben be-
deckte am 4 das ganze deutsche Küstengebiet und verlagerte sich am folgenden
Tage nach Skandinavien, Er zerfiel am 7. in zwei getrennte Maxima, von denen
das eine die Nordsee, das andere den Bottnischen Meerbusen und Finnland be-
deckte, Das Wetter war an diesen Tagen mit Ausnahme des 1, Mai, wo auf der
Rückseite der abziehenden Depression noch Regenwetter herrschte, trocken, meist
heiter und kühl, Am 8, trennte eine kleine Depression beide Hochdruckgebiete
und bewirkte Zunahme der Bewölkung; an der Ostseeküste stellten. sich leichte
Niederschläge ein, Die genannte Depression verlagerte sich am nächsten Tage
südwärts und zog dann ostwärts ab, stellenweise noeh Niederschläge herbei-
führend; indessen blieb die Nordseeküste trocken. Vom 1%, ab erfuhr die Wetter-
lage eine durchgreifende Änderung, Über der Nordsee stellte sich an diesem
Tage eine Depression ein, deren Kern Südnorwegen bedeckte, Sie zog unter
Vertiefung und dem Nachdrängen eines Hochdrüuckgebietes im Westen nordost-
wärts und führte bei teilweise lebhaften Winden aus westlichen Richtungen ver-
breitete Niederschläge herbei, Am 13. nahm an der Rückseite dieser Depression
der Gradient stark zu, und im Bereiche des ganzen deutschen Küstengebietes
stellten sich steife und stürmische Winde ein, die meist aus nordwestlichen
Richtungen wehten. An der Westseite der Depression entwickelte sieh am 14,
ein Ausläufer, der südwärts zog und am 15. als Teilminimum über Südnorwegen
erschien, Es schritt ostwärts fort, während über dem Kontinent der Luftdruck
stieg und zwei getrennte Maxima über Norddeutschland zur Entwicklung brachte,
Am dolgenden. Tage trat eine erhebliche Wandlung in der Luftdruckverteilung
ein. Von der Biscayasee her näherte sich ein Tiefdruckgebiet, während das
Hochädruckgebiet ostwärts abzog, Dabei entwickelten sich lebhafte Östliche
Winde, die vielfach im Bereiche des deutschen. Küstengebietes die Stärke 7 und 8
der Beaufort-Skaln erreichten, und allenthalben fielen starke Niederschläge. Ein
Hochdruckgebiet folgte am 18, der nordostwärts fortschreitenden Depression
von der Biscayasee her und brachte dem deutschen Küstengebiet vom 19, bis
zum 2%, anhaltendes trockenes, heiteres und ruhiges Wetter bei steigenden
Temperaturen, Ein Ausläufer einer Nordwesteuropa bedeckenden Depression
arstreckte. sich am 23 Mai bis zur Ostseeküste und hatte verbreitete Nieder-
schläge zur Folge. Die Temperaturen stiegen aber weiter, da die Luft von dem
erwärmten Kontinent her zuströmte. Das Minimum zog dann ostwärts ab, indem
es vielfach Niederschläge und Gewitter sowie eine erhebliche Abkühlung im
Gefolge hatte, und ein Hochdruckgebiet stellte sich über Nordosteuropa ein, das
hier bis zum 29, bestehen blieb.
Am 28. und 29, fielen im mittleren Östseegebiet noch stärkere Nieder-
schläge; denn an diesen Tagen erstreckte sich ein Ausläufer eines den südöst-
lichen Kontinent bedeckenden Tiefdruckgebietes bis in diesen Bezirk, Er wich
am 30. zurück, und ein Hochdruckgebiet schritt von der Biscayasee nach dem
Kontinent vor. Es brachte dem deutschen Küstengebiet trockenes, etwas wärmeres,
meist heiteres und ruhiges Wetter.
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